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Monat: Mai 2018

Test: Fiat 500L Cross

1 Nummer größer

Andere Autobauer quälen uns mit wilden Kürzeln und Fantasienamen, bei Fiat ist man mittlerweile cinquecentisiert.

Flaggschiff (oder -schiffchen) der Italiener ist der 2007 neu aufgelegte 500. Der knuffige Cinquecento ist eher etwas für Menschen mit kleinem Parkplatz und nicht so kleiner Geldbörse. Wer’s größer mag, aber nicht aufs SUV 500X reflektiert, wird seit 2012 auf die nächstgrößere Variante verwiesen, den 500L. Dem oft kritisierten Einheitsbrei entflieht er aus dem Stand. Trotz des Namens steht der Minivan auf der Plattform des Punto. Voriges Jahr hat man ihn im Detail und mit Assistenz-Helferlein erfrischt. Was ihn weiterhin einzigartig macht: runde Lichter überall, der Kühlergrill, die zweigeteilte A-Säule und in der rustikaleren Cross-Variante die Plastik-Beplankung rundum. 2,5 Zentimeter mehr Bodenfreiheit machen ihn ein bisschen hochbeinig. Gatschige Wald-Prüfungen sollte er bestehen, serienmäßige M+S-Reifen, Traktionskontrolle und ESP helfen dem Frontantrieb dabei auf die Sprünge.

Auch als „Cross“ ist der Fiat 500L eine geräumige, höchst reisetaugliche Raumfähre für die ganze Familie
Auch als „Cross“ ist der Fiat 500L eine geräumige, höchst reisetaugliche Raumfähre für die ganze Familie


Das große Aber
Alsdann, die inneren Werte: Auch dank viel Kopffreiheit und der Wagenhöhe sitzt man (auch hinten) in der Business Class, mit freiem Blick auf die Umgebung. Der 500L manövriert sich handlich und gibt sich weder schwindlig-sportlich noch schwammig-unseriös. Fünf Antriebe stehen zur Verfügung: der 1,4l-Benziner mit 95, 105 oder 120 PS oder die Dieselvarianten 1,3l (95 PS) und 1,6l (120 PS). Angesichts 1,2 Tonnen und der Absicht, einen Van auch zu beladen, empfehlen wir mindestens 100 PS. Der Verbrauch spricht da für den 105-PS-Turbobenziner. Kurz übersetzt fährt sich der Fiat 500L in unserer Testversion (1,6 Multijet) bis etwa 140 spritziger als manch leichterer Vertreter seiner Klasse.

Lang strecken
Die Familienkutsche ist höchst reisetauglich. Sympathische Details: etwa der große Türgriff an der Innenseite der Heckklappe – damit lässt sich der Kofferraum ohne viel Kraftaufwand und ohne dreckige Hände schließen – oder auch ein zweites Handschuhfach auf der Beifahrerseite. Inkludiert ist eine 60:40 Rückbank zwecks mehr Sitz- oder Gepäckraum. Ganz ausbauen lässt sie sich nicht. Wer mehr braucht, nimmt den Wagon: 20 Zentimeter mehr Länge bringen 138 Liter mehr Ladevolumen (dann 638 l).

Zum Mister Italia reicht’s für den Fiat 500L nicht, aber er vereinfacht mit nützlichem Transportraum und fairem Preis Familien das Leben.

TECHNISCHE DATEN
Fiat 500L Cross

  • Motor
    Reihen-Vierzylinder, Direkteinspritzung, Turbo
  • Hubraum
    1598 ccm
  • Leistung
    88 kW/120 PS bei 3.750 U/Min.
  • Drehmoment
    320 Nm bei 1.750 U/Min.
  • Höchstgeschwindigkeit
    183 km/h
  • 0–100 km/h
    11,5 Sekunden
  • Verbrauch (Werk)
    4,3 l auf 100 km
  • Testverbrauch (Durchschnitt)
    5,0 l auf 100 km
  • CO2
    114 g/km
  • Getriebe
    Sechsgang manuell
  • Reifen
    225/45 R17
  • Kraftübertragung
    Vorderrad
  • Fahrwerk
    vorne McPherson; hinten Verbundlenker
  • Bremsen
    Scheiben; vorne innenbelüftet; ABS, ESP
  • Leergewicht
    1.380 kg
  • Tankinhalt
    50 l
  • Preis
    18.200 Euro
  • Preis Testwagen
    23.500 Euro

 
Fotos: Robert May

Test: Subaru Levorg & XV

Zwei Nette

Sympathler ohne Grenzen: Subaru hält die verschwindende Spezies Kombi am Leben, mit attraktiven Angeboten.

Levorg ist der Sportkombi, Outback der Edel-Landhauskombi, XV der SUV-Kombi. Forester das Kombi-SUV, und auch der kompakte Impreza hat eine Heckklappe. Colins Kombi? Stauraum-Sportler für aktive Millennials? Der neueste große Subaru will sich in unsere Herzen schmeicheln. Am unsympathischsten ist der Name. Levorg. Das klingt als zerträte man einen Frosch. Aber bitte, seinen Namen kann man sich nicht aussuchen. (Der Verfasser weiß das.) Der Fünftürer fühlt sich kompakter an, als seine 4,7 Meter Länge vermuten lassen würden. Das Viereinhalb-Meter-Auto XV wiederum schätzt man größer ein. In Sachen Platz auf der Heckbank gibt der Levorg sich etwas „sportlich“. Der XV kam uns, den Maßen zum Trotz, innen fast geräumiger vor. Dafür gibt’s im Gepäckabteil keine Zweifel, 522 Liter gegen 385. Beide Stauräume sind gut nutzbar.

Wir müssen reden
Beim Antrieb ist die Auswahl schlank. „Rightsizing“: 1,6 Liter hat der Boxer-Vierzylinder im Levorg, der durch einen Turbo atmet und 170 PS mitbringt. Der XV offeriert den 1600er mit 114 PS und als Top-Modell (das wir uns gegönnt haben) einen Saug-Zweiliter mit 156 PS. Weg ist bei Subaru die Diesel-Option. Schade, der Boxer-Diesel war toll. Geschaltet wird nicht, beide gibt’s nur mit CVT-Getriebe. Wir mögen CVT nicht, das haben wir schon oft gesagt. Drum hat‘s uns auch hier nicht sehr getaugt; in aller Fairness sind die CVTs heutzutage bereits sehr gut. Der XV hat in Sachen Harmonie des Antriebs die Nase vorn, mehr Hubraum und kein Turbo-Lag machen da wohl den Unterschied. Der Levorg wirkt gerade beim Beschleunigen etwas atemlos. Nicht langsam, aber auch nicht ganz so wie erwartet. Die Klangkulisse wird dann CVT-typisch. Generell sind die Boxer durchaus hörbar, aber angenehm. Nämlich kernig. In einem Subaru will man das. An die Außenwelt dringt davon fast nichts. Und er ist sozusagen verkehrserziehend. Man fährt immer langsamer, als es klingt. Schaltpaddles warten hinterm Lenkrad, wiederum wirkt der XV beim quasi-manuellen Durch-zappen etwas flinker. Man greift diese Paddles recht oft an, weil‘s dem Auto durchaus beim flotten Fortkommen hilft. Und dann gibt es noch was, worüber wir reden sollten, und das ist der Verbrauch. Beide Bordcomputer geben Neuner-Werte zu. Das ist dann doch recht saftig. Haben wir zu hart gegen die CVT-Trägheit angegast? Das ist durchaus möglich.

Noch imprezerer: Der XV, die Softroad-Variante von Subarus Kompaktem, gibt sich außen etwas rustikal, überzeugt aber mit hohem Fahrkomfort
Noch imprezerer: Der XV, die Softroad-Variante von Subarus Kompaktem, gibt sich außen etwas rustikal, überzeugt aber mit hohem Fahrkomfort


Sehr nett
Beide Autos offerieren achtbaren Fahrkomfort, man kann die Zügel locker halten. Präzise Lenkung und Traktions-Plus dank Allrad helfen mit. Der Spurhalter greift nur bei echtem Bedarf ein, dann aber entschlossen. Levorg hat einen wählbaren Modus für mehr Sport und etwas mehr Musik, der das Auto ohne WRC-Ambitionen flinker reagieren lässt. XV bleibt stets der Bequemlichkeit verpflichtet. Beide erweisen sich als handlich, beide Testautos hatten Heckkameras. Ohne Piepserl, was uns anfangs mitunter überrascht hat. Das Sicherheitssystem „EyeSight“ kommt uns etwas wetterempfindlich vor, wirkliche Aussetzer gab es nur im Monsun. Sehr flink war das Start-Stopp-System.

Gute Freunde
Im Cockpit wirkt der XV frischer. Er hat auch eine neuere Generation des Navi-Infotainment-Systems. Beim Levorg spricht die Navigations-Dame immer noch in einzelnen Silben. Subaru offeriert eine eigene App namens Starlink. Und was soll man dazu sagen, sie funktioniert. Und hilft vor allem mit der Konnektivität, denn die wollte ohne App in unseren Testautos hin und wieder nur widerstrebend konnektieren. Im Ganzen funktioniert alles, wie‘s soll. Blinker blinken, das Lenkrad lenkt, die Bremse bremst. Die meisten Knopferln – es gibt sie noch – sind dort, wo man sie erwartet und tun, was sie tun sollen. Was uns zu sagen bleibt: Das Leben mit beiden Subaru war wirklich angenehm. Wir kommen zurück zu unserem Spruch mit der Sympathie. Die Japaner wollen mehr sein als nur WRX und STi, sie positionieren sich am Markt als die nutzerfreundlichen Underdogs. Ab 29.990 Euro kauft man den Levorg, unser Testmobil kam auf 38.990 Euronen plus fünf Hunderter für Metallic. Der XV startet bei 24.370; bei uns stand 30.990 am Zetterl. Das sind keine Dumpingpreise, aber gemessen am Gebotenen okay.
Colins Kombi: die Zeit der goldenen Räder ist vorbei, der Levorg bringt einen entsetzlichen Namen und achtbare Performance in die obere Mittelklasse
Colins Kombi: die Zeit der goldenen Räder ist vorbei, der Levorg bringt einen entsetzlichen Namen und achtbare Performance in die obere Mittelklasse

Der Verbrauch ist ein negativer Punkt, ansonsten bleibt Subaru sympathisch. Lange Jahre Zusammenleben mit dem Levorg und XV kann man sich ohne Weiteres vorstellen.

TECHNISCHE DATEN
Subaru XV

  • Motor
    Vierzylinder-Boxer
  • Hubraum
    1.995 ccm
  • Leistung
    115 kW/156 PS bei 6.000 U/Min.
  • Drehmoment
    196 Nm bei 4.000 U/Min.
  • Höchstgeschwindigkeit
    194 km/h
  • 0–100 km/h
    10,4 Sekunden
  • Verbrauch (Werk)
    6,9 l auf 100 km
  • Testverbrauch (Durchschnitt)
    9,1 l auf 100 km
  • CO2
    155g/km
  • Getriebe
    CVT
  • Reifen
    225/55 R18
  • Kraftübertragung
    Allrad
  • Fahrwerk
    vorne McPherson; hinten Mehrlenker
  • Bremsen
    Scheibenbremsen, vorne innenbelüftet; ABS, ESP
  • Leergewicht
    1.443 kg
  • Tankinhalt
    63 l
  • Preis
    30.990 Euro

 
TECHNISCHE DATEN
Subaru Levorg

  • Motor
    Vierzylinder-Boxer, Direkteinspritzung, Turbo
  • Hubraum
    1.600 ccm
  • Leistung
    125 kW/170 PS bei 4.800–5.600 U/Min.
  • Drehmoment
    250 Nm bei 1.800–4.800 U/Min.
  • Höchstgeschwindigkeit
    210 km/h
  • 0–100 km/h
    8,9 Sekunden
  • Verbrauch (Werk)
    7,2 l auf 100 km
  • Testverbrauch (Durchschnitt)
    9,2 l auf 100 km
  • CO2
    164 g/km
  • Getriebe
    CVT
  • Reifen
    225/45 R18
  • Kraftübertragung
    Allrad
  • Fahrwerk
    vorne McPherson; hinten Mehrlenker
  • Bremsen
    Scheibenbremsen, vorne innenbelüftet; ABS, ESP
  • Leergewicht
    1.596 kg
  • Tankinhalt
    60 l
  • Preis
    38.990 Euro

 
Fotos: Robert May