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Monat: Februar 2020

Test: Kia e-Soul Long Range

Soulmate

Man sieht ihn viel zu selten und nun rollt schon die dritte Generation des Soul auf die Straßen. Bei uns aber nur noch rein elektrisch.

Das stark polarisierende Boxdesign wurde bewahrt, das neue Leuchtendesign an Front und Heck ermöglicht dank moderner LED-Technik eine weitere Dehnung der Extravaganz. Die Scheinwerfer schrumpften zu ultraflachen und fast schon grimmigen Schlitzen, die Heckleuchten wuchsen bumerangförmig über die Dachkante zusammen. Aufmerksamkeit ist gewiss, ein wichtiges Kriterium für E-Auto-Käufer schon mal erfüllt.

 

E-Motionen
Mit 452 Kilometer Reichweite nimmt der Soul auch entscheidende alltägliche Reichweitensorgen, sofern man sich für die große und von uns getestete „Long Range“-Variante entscheidet. 204 PS statt 136 PS machen vor allem kurz-zeitig kräftig Laune. So zieht es einen in 7,9 Sekunden auf Tempo 100. Selbst ein BMW i3 macht nicht mehr Freude. Vor allem bei Nässe kämpfen die Vorderräder allerdings um Traktion. Bei heftigen 395 Nm Drehmoment kein Wunder. Die Dauerleistung liegt bei beiden Varianten ohnehin bei mittigen 38 PS. Wer die Zusatzleistung nicht abruft, verbraucht auch nicht mehr, im Gegensatz zum Verbrennungsmotor. Motor und Batterien sind identisch mit dem großen und aerodynamischeren Bruder e-Niro.

An die 15,7 kwh/100km Ver-brauch kann man sich in der Stadt schon gut herantasten. Mit Überland oder etwas mehr Fahrspaß kratzt man an der 20 kwh/100km-Grenze. Vollladen an der Haushaltssteckdose dauert einen guten Tag, am 50kw-Schnelllader erreicht man hingegen schon nach einer Stunde einen Ladezustand von 80 Prozent. Dank kräftiger Sitz- und Lenkradheizung wird einem im Winter nicht kalt, wer dennoch zuheizt verliert überschaubare 20 Kilometer Reichweite.

Schalten mal anders
Richtig klasse funktioniert die automatische Rekuperation in Verbindung mit dem Abstands-sensor. Wer das Bremsen, also die größte Feinstaubquelle, noch weiter vermeiden möchte, kann dank Paddeln am Lenkrad die Rekuperationsstärke selbst direkter beeinflussen.

Gut 5.000 Euro kostet unser Long Range-Paket mit Mehr-leistung und größerer Batterie. Wer hauptsächlich in der Stadt unterwegs ist und täglich eine Lademöglichkeit hat, findet wohl Gefallen an der braven und umwelt-freundlicheren leichteren Variante.

TECHNISCHE DATEN Kia e-Soul Long Range

  • Motortyp Permanent Magnet Synchronmotor
  • Akkukapazität 64 kWh
  • Leistung 204 PS
  • Drehmoment 395 Nm
  • 0 auf 100 km/h 7,9 Sek.
  • Spitze 167 km/h
  • Getriebe Reduktions-Geriebe
  • Antrieb Vorderrad
  • Lehrgewicht 1.682 kg
  • Reifen 215/55 R 17
  • Reichweite 452 km
  • Verbrauch 15,7 kWh
  • Testverbrauch 20 kWh
  • CO2 0 g/km
  • Kofferraum 315 Liter
  • Preis 42.490 Euro
Fotos: Bernhard Reichel

Dauertest: Suzuki Swift Sport

Epilog

Das alte Jahr ging zu Ende und damit auch schweren Herzens unser Jahrestest mit dem Swift Sport. Suzukis frisches und unkompliziertes Spaßgerät blieb bis zuletzt gut aufgelegt. Es folgt das Schlusskapitel.

Zu Jahresbeginn erwartet uns eine politische Vertretung, welche vor allem den Autoverkehr kräftig umrühren will. Billiger wird es also kaum werden, da ist unser fair und sozial motorisierter Renner genau richtig. Ein kleines Auto, trotz eigenständigem Sport-Kühlergrill unauffällig charmant, schön leicht und man hat es mit erstmaligen 140-Turbo-Pferden überaus spaßig unter der Haube. Trotz normaler und aufrechter Sitzposition kommt in den seitenhaltreichen Sitzen sportliches Gefühl auf. Der Motor ist ohnehin quicklebendig und dreh-gierig, die vom Aussterben bedrohte Schaltung knackig, der Klang frech, aber nicht aufdringlich – die Bremsen schön bissig und dosierbar.

Pro
Das Fahrwerk ist perfekt, im Alltag nicht zu hart, gar komfortabel, aber in Kurven lässt es sich einen dem Grenzbereich sicher und langsam annähern. Wie wenig es untersteuert, überrascht auch immer wieder im direkten Vergleich mit radikaler ausgelegten Krach-machern. Der Verbrauch geht inklusiver artgerechter Bewegung mit sechseinhalb Litern absolut in Ordnung. Die Übersicht ist ziemlich gut und sicher, auch nach hinten. An Platz mangelt es für die Fahrzeugklasse kaum.

Kontra
Von größeren Mainstream- Fahrzeugen verwöhnt, vermissen wir nur Kleinigkeiten wie ein größeres Bordcomputer-Display im Tacho, eine digitale km/h-Anzeige in diesem, ein schneller startendes Multimedia-System, moderne Kartendarstellungen, eine in die Zentralverriegelung integrierte Tankklappe, eine Sitzhöheneinstellung für den Beifahrer und manchmal doch weniger kratzempfindliche Kunststoffe, die in diesem Jahr durchaus gelitten haben. Eine Schattenseite blieb uns aber bei aller Freude nicht erspart; der hochsensible Abstandswarner warnt schon bei der geringsten Verzögerung des Vordermannes – das ist absolut kontraproduktiv, nervig und gefährlich irritierend, zumal der quälend lange Ton auch bis zum Ende läuft – sogar dann, wenn die Gefahrenquelle längst abgebogen ist.

 

Aber was sollen wir sagen: Der Preis fürs Auto ist auch im neuen Jahr gleichgeblieben, und damit wirklich fair. Extras gibt’s keine – denn alles, was es für ihn gibt, ist im „Sport“ schon verbaut. Egal ob Mann oder Frau, egal ob Jung oder Alt, wer nicht immer zu dritt oder viert verreist und gelegentlich ein Zucken im Gasfuß verspürt, kann ohne Bedenken zuschlagen.

TECHNISCHE DATEN Suzuki Swift Sport

  • Motortyp Turbobenziner
  • Leistung 140 PS
  • Drehmoment 230 Nm
  • 0 auf 100 km/h 8,1 Sek.
  • Spitze 210 km/h
  • Getriebe 6-Gang-manuell
  • Antrieb Vorderrad
  • Lehrgewicht 973 kg
  • Reifen 195/45 R 17
  • Reichweite 660 km
  • Verbrauch 5,6 L/100 km
  • Testverbrauch 6,7 L/100 km
  • CO2 135 g/km
  • Kofferraum 265 Liter
  • Preis 36.890 Euro

Fotos: Johann Vogl