Pleiten, Pech und Pannen
„Mehr als ein Auto“ verspricht Faraday Future über den FF 91, der in Las Vegas erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde.
„In einer Reihe mit Erfindern wie Michael Faraday, Nikola Tesla und Karl Benz steht das Unternehmen“, prahlte Nick Sampson, der Entwicklungschef von Faraday Future im Rahmen der Präsentation. „Wir kreieren eine Kategorie von Technologie, die noch nie zuvor existiert hat. Es ist mehr als ein Auto.“ So lobte man sich selbst eine Stunde lang auf der Bühne der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas.
Doch ist der FF 91 wirklich so revolutionär wie versprochen? Naja… Im Prinzip ist es ein Elektroauto wie jedes andere, mit vielen Features. Beeindruckend ist die Reichweite des 1050 PS starken Wagens: 700 Kilometer sollen möglich sein. Gleich bei der Präsentation ließ man den FF 91 live in einem Beschleunigungsrennen gegen ein Tesla Model S antreten, dem der Faraday 0,01 Sekunden abnahm. An einer Haushalts-Steckdose sollen die Akkus in 4,5 Stunden zur Hälfte geladen sein, an einem Supercharger in einer Stunde, verspricht Faraday.
Türgriffe gibt es wie beim Tesla keine, der FF 91 öffnet sich automatisch. Der Besitzer kann sein Auto aber auch ohne Schlüssel öffnen, weil der Wagen ihn erkennt. Eine Kamera in der B-Säule scant sein Gesicht und entriegelt die Türen. Ähnliche Kameras im Innenraum erkennen, welcher Fahrer gerade einsteigt und stellen automatisch dessen gespeicherte Einstellungen (Klima, Sitze, usw.) ein. Und auch der Gesichtsausdruck wird von den Kameras erkannt und so Musik, Temperatur oder die Massagesitze entsprechend geändert.
Das klingt alles vielversprechend, doch viele Experten zeigen sich skeptisch gegenüber dem Startup, das in finanziellen Schwierigkeiten stecken soll. Zudem schreckt die undurchsichtige Unternehmensstruktur Investoren ab. Eine Serie von Pannen im Vorjahr sorgt für Skepsis. Und auch bei der Präsentation ging etwas gründlich schief: Faraday Future will den FF 91 mit über 30 Sensoren für autonomes Fahren ausstatten und demonstrierte bei der Präsentation eine automatische Einparkfunktion, bei der sich der Wagen selbst eine freie Stelle auf einem Parkplatz sucht und sich einparkt. Der FF 91 machte auf Knopfdruck aber genau nichts.
Es wird also noch ein weiter Weg bis zur Serienreife. Ob Faraday Future Tesla wirklich Konkurrenz machen kann, wird man beim geplanten Auslieferungsbeginn im Frühjahr 2018 wissen. Denn spätestens dann muss der Preis feststehen.