Grund allen Übels
Gerade im oftmals zähfließenden Urlaubsverkehr wird Passagieren oft schlecht – aber warum?
„Mir ist schlecht“: Diesen gefürchteten Satz werden auch dieses Jahr zahlreiche Eltern zu hören bekommen, wenn viele Millionen Menschen mit dem Auto in den Urlaub fahren. Gerade im Stop-and-go-Verkehr sowie auf kurvenreichen Straßen leiden Fahrzeuginsassen verstärkt unter Reiseübelkeit. Zwei Drittel aller Menschen war im Auto irgendwann schon einmal schlecht, rund ein Drittel hat an physischen Übelkeitssymptomen gelitten.
Kinder und Jugendliche sind am schlimmsten betroffen, insbesondere, wenn sie Filme anschauen oder mit Videospielen beschäftigt sind. Eine von Ford in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass auch Erwachsenen, die unterwegs auf Bildschirme starrten, durchschnittlich nach zehn Minuten übel wurde.
„Reiseübelkeit kann die Urlaubsreise mit der Familie in einen Alptraum verwandeln. Mama und Papa schauen dann nur noch nervös in Richtung der Rücksitze und fürchten, dass sich das Kind übergeben könnte“, sagt Eike Schmidt, Research Engineer am deutschen Ford Research and Innovation Center, „Komfort ist für uns ein wichtiger Aspekt bei der Gestaltung von künftigen Fahrzeugen. Deshalb arbeiten wir auch daran, auslösende Faktoren für die Reiseübelkeit nach Möglichkeit zu reduzieren“.
Vom Auge zum Hirn
Gähnen und Schwitzen sind erste Warnzeichen für Reiseübelkeit im Auto. Ursache sind Fehlanpassungen im Gehirn, das Signale des Gleichgewichtssinns nicht korrekt mit denen des Auges in Einklang bringt.
Babys werden zum Glück nicht krank. Die Anfälligkeit für Reiseübelkeit im Auto erwächst erst mit dem Moment, in dem Kleinkinder anfangen zu gehen. Auch Haustiere sind betroffen. Sogar Goldfische können theoretisch unter Reiseübelkeit leiden. In der Schifffahrt ist sie als Seekrankheit bekannt.
„Reiseübelkeit ist ein komplexes Problem. Es handelt sich um eine natürliche Reaktion auf einen unnatürlichen Reiz. Heilung als solche ist nicht möglich. Aber wir können immerhin versuchen, die Symptome zu lindern“, sagt Prof. Dr. Jelte Bos von der niederländischen Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung (TNO).
Anders sehen, anders fahren
Bei ersten Tests wurde festgestellt, dass die freiwilligen Mitfahrer weniger wahrscheinlich an Übelkeit litten, wenn Bildschirme im Innenraum des Fahrzeugs höher montiert wurden und die vorausliegende Straße gut gesehen werden konnte. Experimentell werden jetzt alternative Wege erforscht, wie der Fahrtverlauf von Passagieren besser eingesehen werden kann, so dass sich die Sinne besser auf kurvenreiche Straßen oder holprige Pisten einstellen können.
„Viele Fahrer denken, dass ihr Kind ein Problem mit Reiseübelkeit hätte – aber vielleicht hat das Kind einfach nur ein Problem mit ihrem Fahrstil“, gibt Prof. Bos zu bedenken. Der Professor hat an der Universität von Amsterdam bereits an einer Applikation gearbeitet, die zeigt, ob und wann das Fahrverhalten übelkeitsgefährdete Passagiere beeinträchtigen könnte.
Sein Fazit: „Ein ruhiger und vorausschauender Fahrstil verringert nicht nur das Risiko für Übelkeit, sondern reduziert auch die Kraftstoffkosten“.
Vorschläge zur Reduzierung von Reiseübelkeit:
- Passagiere sollten eher in der Mitte der Rücksitzbank oder vorzugsweise vorne im Auto sitzen, um die vorausliegende Straße besser sehen zu können
- Fahren Sie vorausschauend, vermeiden Sie plötzliches Bremsen, starke Beschleunigung und Schlaglöcher
- Lenken Sie ihre Passagiere ab, manchmal hilft schon gemeinsames Singen
- Kaffee sollte vermieden werden
- Kopfstützen sollten korrekt eingestellt sein, um den Kopf so gut wie möglich in einer angenehmen Position zu halten
- Betätigen Sie die Klimaanlage oder öffnen Sie zwischendurch das Seitenfenster für frische Luft
Quelle: Ford