Wachstumsphase
Über Minimalismus ist MINI ja längst hinausgewachsen – mit dem Cabriolet ist die neue Familie jetzt wieder vollzählig.
Die britische BMW-Tochter hat seit ihrer Wiedergeburt im Jahr 2001 in allen Dimensionen zugelegt. Den jüngsten Wachstumsschub hat dem einstigen Kleinstwagen die vor zwei Jahren gestartete Runderneuerung der Baureihe eingebracht. Gleichzeitig egibt es jetzt statt acht nur mehr fünf Derivate. Sub-Nischenmodelle wie Roadster, Coupé und Paceman wurden gestrichen. Dafür wuchs der Dreitürer auf mehr als 3,8 Meter; der Fünftürer ist ein Fünfsitzer, und der Clubman ist mittlerweile ein deklarierter Kompakter – das beleibt auch beim nächstne Clubman so (er kommt Ende 2016).
Nicht geopfert wurde das Cabrio, das rechtzeitig zum Frühlingsbeginn parat steht. Es basiert auf dem Dreitürer, ist somit ebenfalls gewachsen – um fast zehn Zentimeter auf fast 3,9 Meter – und um etwas mehr als vier Zentimeter auf 1,7 Meter in die Breite gegangen. Trotz Radstandstreckung auf knapp zweieinhalb Meter bleibt’s bei der Viersitzigkeit. Die Sitzgelegenheiten im Fond sind nach wie vor eher nur für Kinder tauglich. Umso tauglicher fürs Verreisen ist das Gepäckabteil; es fasst je nach Verdeck-Stellung zwischen 160 und 250 Liter Ladegut. Wer mehr Platz braucht, fährt zu zweit und legt die Rücksitzlehnen um.
Detailpflege
Außer der Karosserie-Dehnung wurde an Technik-Details gefeilt. Wie vom Cabrio schon gewohnt, kann sich das Textilverdeck in Variationen entfalten: Nach Art eines Schiebedachs, oder mit einer Öffnung von bis zu 40 Zentimetern, oder gleich komplett. Das funktioniert nunmehr vollelektrisch. Komplett „topless“ fährt man nach 18 Sekunden, inklusive Versenkung der Seitenscheibe. Öffnen lässt sich das Verdeck bis zum einem Fahrtempo von 30 km/h. Elegant(er) gelöst als vorher ist die Sache mit dem Überrollschutz.
Die pyrotechnisch betätigten Stopper sind in den Aufbau integriert; sie treten, falls wirklich einmal nötig, innerhalb von 150 Millisekunden in Aktion. Besonders Cabrio-relevant ist das Thema Karosseriesteifigkeit: Eingebaut hat man zusätzliche Verstärkungen, unter anderem Torsionsstreben im Unterboden. Damit halten sich Verwindungen der Karosserie auf holpriger Fahrbahn in sehr engen Grenzen, auch der Innenspiegel zittert kaum.
Kennengelernt
Motorisch bietet MINI ein breites Leistungsspektrum für die Benziner und die Diesel. Zur Verfügung stehen sowohl Drei- als auch Vierzylinder. Bei den Benzinmotoren hat man die Wahl zwischen Aggregaten mit 1,2l/102 PS, 1,5l/136 PS und 2,0l/192 PS. Was haben wir vergessen? – Na klar: Den „John Cooper Works“ mit 231 PS. Die Selbstzünder leisten 116 respektive 170 PS. Kombiniert sind sie je nachdem mit manuellem oder doppelt gekuppeltem Sechsgang-Getriebe. Eine erste Probeverkostung ging auf rund 600 Kilometern vonstatten, und zwar mit zwei Benzin-Modellen, nämlich mit 136 und 192 PS; und das bei noch winterlich dominiertem Klima mit nie mehr als fünf Plus-Graden.
Dabei blieb das Stoffdach die meiste Zeit geschlossen, denn auch hochgefahrene Seitenscheiben und aufgestelltes (optionales) Windschott bieten kaum Schutz vor Regen und Graupelschauer. Aber der nächste Sommer kommt bestimmt, und dann…! Dafür machte sich beim Kolonnenfahren das neue Rückleuchten-Design positiv bemerkbar. Die LEDs in der Dimension und Leuchtcharakteristik eines Ceranherd-Kochfeldes,durchdringen selbst dichtestes Schneegestöber. Was sonst noch aufgefallen ist: Bei Autobahntempo muss man auch bei geschlossenem Verdeck die Stimme schon recht deutlich erheben. Und: Wie schon im Drei- und Fünftürer ist das Cockpit gehörig angeräumt und dekoriert. Die Ambiente-beleuchtete Umrahmung des Infotainmentsystem ist bereits fast so groß wie das Lenkrad. Hat man die Zitate der Original-“Ikone“ Morris Mini vielleicht etwas zu weit getrieben? Geschmackssache! Der Preis: ab 22.900,- Euro.
Fotos: MINI