Neuvorstellung: Der Jaguar XE
Selbstbewusst & standesgemäß
Jaguar setzt mit dem XE der deutsch dominierten Mitbewerberschar ein katzenhaft elegantes, geschmeidiges Heckantriebs-Argument vor die Nase.
Von einem neuen Anlauf zu sprechen wäre eine Verniedlichung. Jaguar hat mit dem XE einen Ansturm vor, nämlich auf die gehobene Mittelklasse. Das stellen die Engländer jetzt aber ganz anders an als 2001, als sie noch unter Ford-Schirmherrschaft mit dem X-Type in einer für sie neuen Kategorie angetreten sind. Dieser Fronttriebler auf Basis des Mondeo, von dem es auch eine Kombi-Version gab, ist seit 2009 passé; er war nicht übermäßig erfolgreich (dass er nicht so übel gewesen sein kann, zeigen die vielen noch im Umlauf befindllichen Exemplare). Was beim neuen XE außer dem nunmehr wieder „richtigen“, standesgemäßen Heckantrieb anders ist, das ist das Selbstbewusstsein der Katzenmarke.
Allen neuen Modellen zugrunde liegt die grundsätzlich sportliche Ausrichtung. Dem folgt optisch auch der Baby-Jag, mit langer Motorhaube und kurzem Heck, gekrönt von coupéhafter Dachlinie. Das Front-Design sorgt mit sparsam eingesetztem Zierat für zweifelsfreie Erkennbarkeit und starken Charakter dank klar umrissenem Kühlergrill und J-förmiger Tagfahrlicht-Signatur. Am Heck enthielt sich Design-Chef Ian Callums Team allzu großer Auffälligkeiten. In diesem Segment ist dafür ohnehin nur wenig Spielraum, wenn man reüssieren will. Hinter der recht schmucklosen Klappe eröffnen sich 450 Liter Basiskofferraum, erweiterbar dank umklappbarer Fondbank (optional 40:20:40 teilbar).
Flotter Kater
Jaguar selbst nennt den XE explizit eine Sport-Limousine. Darauf ausgerichtet ist neben der Silhouette, auch der Kern, die zu 75 Prozent aus Aluminium gebaute, roh 342 ‚Kilo schwere Karosserie auf einer neuen Plattform (auf der auch der F-Pace steht) mit der abgewandelten Achse des F-Type vorne und einer integralen Alu-Einzelradaufhängung hinten.
Am versprochenen sportlichen Fahrverhalten arbeiten die 50:50-Gewichtsverteilung und eine neue elektromechanische Lenkung mit. Für den entsprechenden Vortrieb sorgen Diesel- und Benzin-Versionen eines Zweiliter-Vierzylinders sowie ein Dreiliter-V6-Benziner. Die „Ingenium“-Selbstzünder leisten 163 oder 180 PS. Argument für hiesige Steuergesetze und das angepeilte Flottengeschäft: Die CO2-Emissionen mit 99 bzw. 109 g/km laut Werk. Die Vierzylinder-Benziner schicken je nach Version 200 oder 240 PS an die Hinterachse. Der V6 leistet 340 PS. Gekoppelt sind die Diesel an ein manuelles Sechsgang-Getriebe oder optional an eine Achtstufen-Automatik. Benziner fahren nur automatisch.
Da staunen die Basken
Beim ersten Serien-Ausritt des XE standen 600 Kilometer Fahrstrecke in Navarra und im spanischen Baskenland auf dem Programm. Dort sind die Straßen weitgehend verkehrsfrei und selten schnurgerade – gerade richtig, um die XE-Eigenschaften in verschiedenen Motorisierungen zu ergründen. Erstes Resumée: Die Diesel arbeiten ohne Anfahrschwäche, dabei ausnehmend kräftig. Die Vierzylinder-Benziner sind dreh- und spurtfreudige Reisebegleiter. Am meisten Spaß gemacht hat uns der V6 mit seinem serienmäßigen adaptiven Sportfahrwerk.
Mit ihm konnte man zuerst auf der Rennstrecke ein wenig spielen, bevor auch er über die Berge wetzen durfte. Aufgefallen ist die, je nach Motorisierung und Ausstattung, gerade richtige Auslegung von Sportlichkeit und auch Komfort. Die Lenkung unterstreicht die leichtfüßige Fahrverhaltens-Agilität. Freude gemacht hat das neue Infotainment-System samt exakt wegweisender Navigation. Die ebenfalls neue automatische Anfahrtshilfe „All Surface Progress Control“ (ASPC) baut auf glattem Untergrund bis Tempo 30 Traktion auf, sie wurde trotz Regenwetters nicht benötigt. Stichwort Allrad: Der ist für die meisten Modellvarianten ab 2016 zu haben. Stichwort Kombi: Den haben die Jaguar-Leute derzeit nicht vordringlich im Sinn. Vor dem Marktstart kann man sich auf www.xe-circle.at registrieren. Und vorkalkulieren: Der Einstiegspreis liegt bei 37.000,- Euro.
Fotos: Jaguar