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Kategorie: Tests

Im Test: Ford Focus ST 2.0 EcoBoost

Scharf focusiert

Im Kürzel liegt die Würze: Als ST wird der Focus mit dem neuen 250 PS starken Vierzylinder zum echten Kurvenräuber.

Das Kürzel ST steht bei Ford für „Sports Technologies“. Seit dem Jahr 2002 trägt auch der Bestseller Focus diese Buchstabenkombination – mit Erfolg. In 13 Jahren wurden bereits mehr als 140.000 Ford Focus ST verkauft. Der fünftürige Kraftprotz macht rein optisch was her: Eine neue, aggressivere Front, schmälere Scheinwerfer, imposantere Schweller machen das Facelift aus; am Heck keine Auspuffattrappe, keine Auspuffblende, sondern ein echter, hexagonaler Doppelauspuff mitten im Diffusor – Ford meint es ernst.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

In der Gesamtansicht tritt der flotte Kölner dennoch nicht aggressiv auf, sondern verkörpert zurückhaltende Dynamik – wie es sich für das Mittelding zwischen Focus normal und künftigem Focus RS gehört. Innen blinzeln zur Außenlackierung passende Farbakzente hervor – unter anderem an den eng, aber ausreichend komfortablen Recaro-Sitzen. Fahrer und Beifahrer sitzen tief und straff, das Sportgestühl umschließt den Körper und ermöglicht ein perfektes Kurvenerlebnis. Das gesamte Armaturenbrett wirkt jetzt sehr aufgeräumt, Befehle bis hin zur Klimatisierung kann der ST-Pilot dank neuem Konnektivitätssystem „Sync2“ jetzt über die Sprachsteuerung geben. So belässt er seine Hände fast immer am neuen Sportlenkrad, wo sie auch hingehören. Optisch gefällig und lange herbeigesehnt: Der acht Zoll große Touchscreen ist wesentlich bedienerfreundlicher als bisher. Darüber thronen drei sportliche Zusatzinstrumente für Öldruck und -temperatur sowie Ladedruck.

Nur ein mechanisches Differential fehlt dem ST

Die Vorderräder sind von der Leistung weniger überfordert als anderswo, obwohl sie von 250 PS und 360 Nm ab 2.000 Umdrehungen ordentlich hergenommen werden. Allerdings wimmern sie immer wieder nach einer Differenzialsperre, müssen aber mit Torque Vectoring durch Bremseingriff vorlieb nehmen. Das Sechsganggetriebe ist butterweich und präzise zu schalten, lediglich die Schaltwege dürften eine Spur kürzer sein.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Der Vierzylinder-Turbobenziner, das Herzstück des Focus ST, ist ein wahrer Freudenspender – sowohl in Sachen Antritt als auch Akustik. Das Triebwerk spricht spontan an, ein Turboloch gibt es nicht. Um flott aus der Kurve zu kommen, reichen bereits zwischen 2.000 und 2.500 Touren. Gut zum spontan reagierenden Motor passt der Sound des Vierzylinders: dieses heisere, rotzige Röhren, das manchmal sogar an einen Porsche erinnert, hat Suchtpotenzial – obwohl es (zumindest das Ansauggeräusch) künstlich erzeugt wird.

„Schwiegermuttertauglich“

Die Abstimmung ist exzellent – und ein gelungener Kompromiss zwischen sportlich hart und familientauglich komfortabel. Auch schlechte Straßen sollten im Focus ST kein Problem darstellen. Dank der sehr präzisen und direkten Lenkung lässt sich der 1,4 Tonnen schwere Fünftürer sauber durch enge Kurven zirkeln. Gibt man dem Kompakt-Sportler jedoch ordentlich die Sporen, dann sind schon auch Antriebseinflüsse in der Lenkung spürbar – insbesondere auf nasser Fahrbahn.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Zum Verbrauch: Wer den Focus ST ordentlich tritt, ist zweistellig unterwegs und muss häufig zur Tankstelle. Gemütliche, zurückhaltende Überlandfahrten wiederum sind mit 6,5 Litern zu machen. Unterm Strich benötigten wir 8,3 Liter. Und wenn man gerade Mal nicht auf Kurvenjagd ist, kann man auch ganz normal Sachen von A nach B transportieren: Mit einem Kofferraumvolumen von 363 bis 1.262 Liter ist der schnelle Focus auch urlaubstauglich.
Der Focus ST richtet sich an jene, die ihr sportliches Fahrzeug auch im Alltag bewegen wollen – ohne größere Kompromisse. Arbeitsweg, Einkauf, Reise, Rennstrecke: All das soll der Focus ST unter einen Hut bringen. Dies meistert der ST mit Bravour.
Fotos: Robert May

Motor: Reihen-Vierzylinder, Turbolader, Direkteinspritzung
Hubraum: 1.999 ccm
Leistung: 184 kW/250 PS bei 4.500 U/Min.
Drehmoment: 360 Nm bei 2.000 U/Min.
Höchstgeschwindigkeit: 248 km/h
0-100 km/h: 6,5 Sekunden
Verbrauch (Werk): 6,8 auf 100 km
Testverbrauch (Durchschnitt): 8,3 l auf 100 km
CO2: 158 g/km
Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe
Reifen: 225/40 R18
Kraftübertragung: Vorderradantrieb
Fahrwerk: vorne McPherson; hinten Mehrlenkerachse
Bremsen: Scheibenbremsen, vorne innenbelüftet; ABS, ESP
Leergewicht: 1437 kg
Tankinhalt: 52 l
Preis: 34.250,- Euro
Preis des Testwagens: 42.450,- Euro
 

Mit dem neuen Mazda MX-5 am Großglockner

Rebel with a cause

Außen neu, im Herzen der Alte – er ist wie das Versprechen ewiger Jugend: Kaum ein Sportwagen ist so belebend wie der Mazda MX-5.

Der Letzte seiner Art, jetzt brandneu: In Zeiten von automatischen Doppelkupplungsgetrieben, teuren und schweren Zusatzausstattungen und Turbomotoren wirkt der Mazda MX-5 wie ein Anachronismus – dabei sind die Japaner nur ihren Wurzeln treu geblieben und haben es geschafft, die vierte Generation des leichtgewichtigen Roadsters nochmals zu verbessern.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Um dem kleinen Sportler wirklich auf den Zahn zu fühlen, begaben wir uns mit ihm auf das Dach Europas: Die Großglockner Hochalpenstraße, die auch im 80. Jahr ihres Bestehens Automobilherstellern als Test- und Referenzstrecke dient. Denn nirgends am Kontinent kommt man mit dem PKW so hoch hinaus. Die sauerstoffarme Höhenluft auf knapp 3.000 Metern Seehöhe raubt jedem Motor die Luft zum Atmen, kaum eine andere Straße bringt die Bremsanlage so zum Schwitzen – doch dazu später.

Zu recht erfolgreich

Seit 1989 hat Mazda fast eine Million Exemplare des MX-5 verkauft – damit darf sich das Modell stolz „erfolgreichster Roadster der Welt“ nennen. Nicht zuletzt deshalb, weil er anders als viele seiner Konkurrenten immer noch da ist. Bei jeder Neuauflage stellt sich natürlich die Frage: Bleiben die Tugenden des MX-5 erhalten? Durchzugstarke Motoren, ein knackiges Fahrwerk, eine direkte Lenkung und kurze Schaltwege – so hat sich der Roadster eine große Fangemeinde erschlossen. Mazda war schlau genug, diese Grundpfeiler nicht anzurühren. Der MX-5 wurde da verändert, wo es notwendig war.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Etwa beim Gewicht: In der dritten Generation hatte der Wagen leicht Fett angesetzt, nun steht er wieder schlank wie zu Beginn seiner Karriere da. Je nach Ausstattung wurden bis zu 100 Kilogramm eingespart, das Basismodell wiegt ohne Fahrer lediglich 975 Kilogramm; mit dem größeren Motor kommt der MX-5 exakt auf eine Tonne. Die größten Änderungen gibt es beim Design. Dieses wurde über die ersten drei Generationen eher behutsam weiterentwickelt; jetzt haben die Stylisten in Hiroshima den Zweisitzer wie alle anderen aktuellen Modelle nach den Vorgaben der „Kodo“-Designlinie gezeichnet. Im Vergleich mit dem Vorgänger und dessen sehr klassischer Linienführung wirkt der neue MX-5 mit seinen 3,92 Metern Länge geradezu expressiv und deutlich maskuliner. Auffällig sind die kurzen Überhänge. Die Motorhaube fällt vorne stark nach unten ab, was den zur Verfügung stehenden Raum weiter einschränkt. Das ist vielleicht der Grund, warum der MX-5 schon in der Basisausstattung aus schmalen Scheinwerfern LED-Licht wirft.

Zwei zur Wahl

Bei den Motoren hält Mazda die Auswahl weiter klein. Der Kunde muss sich nur zwischen zwei Benzinmotoren mit jeweils vier Zylindern entscheiden. Der 1,5l-Motor bringt 131 PS mit, das zwei Liter große Aggregat leistet der 160 PS. Wir wurden beim ersten Kennenlernen vom kleineren der beiden bewegt, er nennt sich G130. Sie wirken mit ihrem Drehmoment von maximal 150 bzw. 200 Newtonmetern auf dem Papier nicht gerade atemberaubend.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Doch die Fahrleistungen sprechen eine andere Sprache. 204 bzw. 214 km/h Höchsttempo sind durchaus in Ordnung, wichtiger ist die Anfahrt: Nach 8,3 Sekunden ist mit dem kleineren Motor Tempo 100 erreicht, der größere würde es in 7,3 Sekunden schaffen. Der Kraftstoffverbrauch haut einen mit keinem der beiden vom Hocker – rund sechs Liter sind genug. Mazda bietet für den MX-5 jetzt außerdem jene Dinge, die für ein modernes Auto heute unerlässlich sind: Je nach Ausstattungsniveau enthält er Assistenten für den Spurwechsel, die Spurhaltung, den toten Winkel oder zum Ausparken. Es gibt eine Smartphone-Anbindung und erstmals ein Display, mit Navi ab Werk. Sogar LED-Scheinwerfer sind serienmäßig eingebaut; LED-Tagfahrlicht ist aber erst ab der zweiten Stufe dabei.

Flink wie ein Wiesel

Das Wichtigste ist aber: Trotz all dieser Neuerungen ist der Zweisitzer im Kern der Alte geblieben. Dank der wiedergewonnenen Leichtigkeit wieselt er sogar noch etwas souveräner durch die Kurven als zuvor. Die sind nach wie vor seine Domäne, hier krallt sich der Mazda geradezu in den Asphalt. Wobei es bei diesem Auto gar nicht unbedingt darum geht, rasend schnell um die Ecke zu kommen. Eher animiert er dazu, sich auf kommende Kurven „vorzufreuen“ und sie dann in Ideallinie zu meistern. Sobald die Biegung absolviert ist, freut man sich schon auf die nächste – so auch am Großglockner. Hier konnte das Leichtgewicht mit 131 PS seine Talente vollauf zur Schau stellen.

Wie maßgeschneidert

So sehr man sich beim Einsteigen auch plagen muss: Kaum sitzt man drinnen, sind alle Mühen vergessen, der Mazda passt wie angegossen. Nichts zwickt, und man fühlt sich plötzlich eins mit seinem Auto. Selbst das Handschuhfach hat man weggelassen, weil es für eine unnötige Distanz zwischen Fahrer und Fahrzeug gesorgt hätte. Dann streicht die Nadel des Drehzahlmessers kurz nach dem Anlassen zum ersten Mal über die 7.000 Umdrehungen, mit einem Schnalzen schließt sich die Kupplung, und ein erstes, noch ganz sachtes Wackeln in den Hüften kündet von dem heißen Tanz, der jetzt gleich beginnen wird: Klack, klack, klack – präzise und schnell flutschen die Gänge ins Getriebe, der Motor dreht schneller und der kleine Roadster stürmt davon wie von der Tarantel gestochen.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Anbremsen, einlenken, aufmachen, Gas geben – wie im Walzertakt zwirbelt man durch die Kurven. Weil man die Vorderräder vom Steuer aus fast mit den Armen greifen kann und über die niedrige Haube gut nach vorne sieht, setzt man den Flachmann dabei perfekt auf die Ideallinie. Gas geben, kuppeln, schalten und wieder Gas geben, all das wird eines und geht wie von selbst. (Und macht natürlich auch im Rahmen der StVO-Grenzen Spaß, auch wenn das alles sündhaft illegal klingt!) Wo man andere Autos mit dem Lenkrad auf Kurs hält, fährt der MX-5 so intuitiv, als würde man ihn allein mit dem Gedanken steuern. Autonomes Fahren, einmal anders! Für geübte Fahrer ist es kein Problem das ESP – zumindest teilweise – zu deaktivieren: Der MX-5 ist ein treuer Begleiter ohne negative Überraschungen. Lange bevor das Heck auszubrechen droht, lässt der Wagen den Menschen hinterm Steuer spüren, dass er an seine Grenzen kommt. Falls man es doch übertreibt, kann er auch leicht wieder auf Spur gebracht werden.

Hut ab!

Auch die Höhenluft konnte dem Entertainer aus dem Hause Mazda nicht wirklich etwas anhaben, die Bremsen erwiesen sich als standhaft: Während der Abfahrt ließ die Bremskraft nie nach, und auch das mitunter nervöse Fahrverhalten, das die Vorgängermodelle bei nasser Fahrbahn hatten, ist verschwunden. Das einzige, das uns tatsächlich schmerzhaft fehlte, war ein Ablagefach („Wohin mit der Sonnenbrille?“). Traditionalisten sind spätestens dann beruhigt, wenn sie zum ersten Mal das Dach öffnen. Zum großen Erfolg der ersten drei Generationen MX-5 hat sicher auch das einfach zu bedienende Stoffverdeck beigetragen; das bleibt auch in der vierten Generation mit all seinen Qualitäten erhalten.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Geübte Fahrer schaffen es, das Verdeck in einem Bewegungsablauf über die zentral angebrachte Verriegelung zu öffnen und mit routiniertem Schulterschwung in derVersenkung verschwinden zu lassen. Dort rastet es nach sanftem Druck ein – fertig. Hat all dies bei Ihnen Vorfreude geweckt? Mitte September erst wird der MX-5 zu den Händlern kommen. Optimal ist das für heuer nicht, denn der Sommer ist dann schon wieder vorbei; mit warmem Jackerl, Pudelhauberl und Schal lassen sich aber noch ein paar Wochen Frischluft-Vergnügen rausreißen, wenngleich wohl nicht mehr am Großglockner. Beim Preis dürfte Mazda sich (und uns) mehr Freunde machen als beim Timing: Die Basisvariante mit 1,5 Liter Hubraum kostet 25.990 Euro. Mehr Emotionen pro Euro bietet derzeit kaum ein Auto.
Fotos: Robert May

Motor: Vierzylinder-Reihenmotor, Direkteinspritzung
Hubraum: 1.496 ccm
Leistung: 96 kW/131 PS
Drehmoment: 150 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 204 km/h
0-100 km/h: 8,3 Sekunden
Verbrauch (Werk): 6,0 l auf 100 km
Testverbrauch (Durchschnitt): 6,6 l auf 100 km
CO2: 139 g/km
Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe
Reifen: 195/50 R 16
Kraftübertragung: Heckantrieb
Fahrwerk: vorne McPherson-Aufhängung; hinten Mehrlenkerachse
Bremsen: Scheibenbremsen, vorne innenbelüftet; ABS, ESP
Leergewicht: 975 kg
Preis: 25,990,- Euro
Preis des Testwagens: 32,090,- Euro
 

Nissan Evalia: siebenfach elektrisch

Batterie-Bus

Den elektrisierten e-NV200 offeriert Nissan in der Pkw-Variante Evalia nun auch mit bis zu sieben Plätzen. Die dritte Sitzreihe ist wegklappbar.

Gerade ein Jahr ist es her, dass Nissan den NV200 elektrifiziert hat. Als Batterietriebling ist er auf dem Papier am Typenbezeichnungszusatz „e-„ identifizierbar, in freier Wildbahn deuten blaue Design-Details auf den Elektriker-Status hin. Das betrifft sowohl die reine Nützlingsversion – Kastenwagen und Kombi – als auch die Pkw-Variante namens Evalia. Die war bislang am (exklusiven) Produktionsstandort Barcelona als Fünfsitzer vom Band gerollt. Jetzt reicht Nissan eine Version mit sieben Plätzen, damit eine Kleinbus-Variante nach.

Foto: Nissan
Foto: Nissan

Eingebaut wurde dafür in den Tiefen des Fonds eine dritte Sitzreihe. Der Modularität und Praktikabilität halber sind die zusätzlichen Sitzmöbel sowohl falt- als auch (seitlich) anklappbar. Das ändert nichts am Antrieb, der vom Leaf übernommenen und adaptierten, batterie-betriebenen E-Maschine mit 109 PS (und 254 Nm Maximaldrehmoment), gekoppelt an ein CVT-Getriebe. Für die maximal mögliche Reichweite gibt Nissan bis zu 167 Kilometer an. Ob Fünf- oder Siebensitzer: Der Batterie-Bus ist ausschließlich in der Top-Ausstattung Tekna orderbar.
Der Preis: ab 38.386 Euro inklusive Batterien, ab 32.640 Euro bei Miete der Akkus. Bestellungen ab sofort, Auslieferungen ab Herbst.
Fotos: Nissan

 

Test: Kia Sorento 2,2 CRDI AWD

Raum-Fähre

Wer einen Kia Sorento kauft, bekommt auch in Zukunft keinen X5. Aber manchmal könnte er denken, er sitzt in einem…

Das italienische Sorrento, so will es eine der vielen Odysseus-Sagen in Homers Ilias, war einst die Heimat der betörend singenden Sirenen. Ob der nach dieser Stadt benannte Kia Sorento in seiner dritten Generation ebenfalls solche Reize besitzt? Wir testeten das Topmodell „Shine“ auf seine Anziehungskraft.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Die neue Generation des Sorento wurde komplett neu entwickelt und hat mit dem Vorgänger nur noch den Namen gemeinsam. Er wirkt, trotz seiner doch enormen Größe dynamischer, kann aber trotzdem mit noch mehr Platz für Passagiere und Gepäck aufwarten. Er ist um knapp zehn Zentimeter, auf fast 4,8 Meter gewachsen und in der Höhe um einige Zentimeter kleiner geworden – dadurch wirkt er schnittiger und frischer. Optisch hat der neue Sorento also deutlich an Charme gewonnen. Vorne sitzt man höchst komfortabel im weitläufigen, neu gestalteten Cockpit auf höchst komfortablen Sitzen; auf der Rückbank geht es ebenso luftig und freizügig zu. Für die große Reise ist auch der Kofferraummit seinen 660 bis 1.732 Liter Fassungsvermögen konzipiert.

„Hinausgewachsen“

Serienmäßig an Bord sind klimatisierte und elektrisch verstellbare Ledersitze vorne, ein adaptiver Tempomat, ein automatischer Einparkassistent, ein 360 Grad Surround View System, ein Querverkehrsassistent, ein Infinity Sound System und noch vieles mehr. Als Option nur die Metallic-Lackierung und ein Panorama-Glasschiebedach. Ein wichtiges Extra gibt es jedoch ohne Aufpreis für alle Modelle: sieben Jahre Garantie.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Der Vierzylinder-Diesel ist auch im neuen Kia Sorento kein Leisetreter. Sein Arbeitsprinzip nagelt er fröhlich in die Welt hinaus, wobei die gute Geräuschdämmung im Innenraum viel davon ausblendet. Der Motor schöpft aus seinen 2,2 Litern Hubraum 200 PS und – ab 1.750 U/min – satte 441 Nm Drehmoment. Er schiebt den immerhin 1,8 Tonnen schweren Wagen vor allem aus dem Drehzahlkeller vehement an und lässt nach rund 9 Sekunden den Hunderter hinter sich. Der Verbrauch ist mit 8,2 Litern im akzeptablen Bereich. Das feinfühlig abgestimmte Fahrwerk blendet kleine Stöße weitgehend aus und bleibt auch bei groben Verwerfungen auf der Fahrbahn komplett gelassen. Allrad made in Austria: Das Dynamax-System von Magna-Steyr arbeitet mit Torque Vectoring und leitet das Drehmoment gezielt an die Räder mit Bodenhaftung – so kann man auch kurz leichtes Gelände befahren.
Wer ein zugkräftiges, großes SUV mit vielen Extras, großzügigem Platzangebot und längerer Garantie sucht, sollte demnächst beim Kia-Händler vorbeischauen.

Fotos: Robert May

Test: Suzuki Celerio

Außen klein, innen groß

Celeste und Rio: Suzuki schickt seine Kleinwagen Alto und Splash in Pension und ersetzt beide Modelle durch den Celerio.

„Celerio“: Das erinnert manche an ein Suppengemüse. Vom aus den spanischen Begriffen „Celeste“ (Himmel) und „Rio“ (Fluss) zusammengesetzten, etwas angestrengten Kunstnamen sollte man sich aber nicht abschrecken lassen. Heute will fast jeder Klein- oder Kleinstwagen kultig oder hip sein. Deshalb halten nur wenige Hersteller an der Idee des schnörkellosen Autos fest – für Leute, die bequem, sicher und komfortabel (und ohne Gedanken übers Image!) von A nach B wollen.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Das Interieur ist in der getesteten Ausstattungslinie „Shine“ schlicht gehalten, Hartplastik überwiegt. Das klar gezeichnete Cockpit mit analogem Zentraltacho ist einfach zu bedienen. Vorn verweilen die Insassen auf erstaunlich großen Sitzen, die für längere Fahrten etwas weich sind und wenig Seitenhalt bieten. Hinten können auch 1,90 Meter große Mitfahrer ohne Probleme reisen – die Kopffreiheit ist dank des hohen Daches vorzüglich. Hinter der Rücksitzbank verbirgt sich ein mit 254 (maximal 1.053) Litern überraschend großer Kofferraum.

Dreierpackung

Der nur ein Liter großer Dreizylinder unter der Haube unterscheidet sich in Sachen Laufruhe deutlich von seinen Bauart-Brüdern unterscheidet. Während anderswo der Klang an Staubsauger erinnert, ist von Suzukis Aggregat kaum etwas zu hören – weder während der Fahrt noch im Leerlauf. Mit einem Durchschnittsverbrauch von 5,0 Litern zeigte sich der Celerio auch an der Tankstelle als Sparmeister. Und der Kleine fährt sich auch halbwegs erwachsen. In Sachen Federungskomfort darf man keine Wunder erwarten, erst recht nicht auf Kopfsteinpflaster.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Aber lieber eine Spur zu weich als zu hart: Gutmütig abgestimmt schwingt der in Thailand produzierte Suzuki sanft über große Bodenwellen, hält in Spurrillen tapfer seine Linie und macht auch bei einer längeren Landpartie eine gute Figur. Eine Einparkhilfe ist erhältlich, auf Grund der guten Rundumsicht aber nicht unbedingt nötig.
Vielleicht das richtige Auto zur richtigen Zeit: Der Suzuki Celerio ist schon ab 9.690 Euro zu haben, nur 3,60 Meter kurz, bietet aber erstaunlich viel Platz für bis zu vier erwachsene Passagiere.
Fotos: Robert May

Motor: Dreizylinder-Reihenmotor
Hubraum: 998 ccm
Leistung: 50kW/68PS bei 6.000 U/Min.
Drehmoment: 90 Nm bei 3.500 U/Min.
Höchstgeschwindigkeit: 155 km/h
0-100 km/h: 13,1 Sekunden
Verbrauch (Werk): 3,6 l auf 100 km
Testverbrauch (Durchschnitt): 5,0 l auf 100 km
CO2: 84 g/km
Getriebe: manuelles Fünfgang-Getriebe
Reifen: 165/65 R14
Kraftübertragung: Vorderradantrieb
Fahrwerk: vorne McPherson-Aufhängung; hinten Verbundlenkerachse
Bremsen: Scheibenbremsen, vorne innenbelüftet; ABS, ESP
Leergewicht: 805 kg
Tankinhalt: 35 l
Preis: 9.690,- Euro
Preis des Testwagens: 11.690,- Euro

Neue Auflage: VW Sharan

Effizienz & Kommunikation

Wie man ein siegreiches Team nicht austauschen sollte, sollte man auch an einem erfolgreichen Konzept nicht rütteln.

Gar nicht passiert ist das augenscheinlich beim neu bearbeiteten VW Sharan: Zum Jubiläum frischte VW den Minivan motor- und sicherheitstechnisch auf. Äußerlich ist von einem Facelift so gut wie nichts zu sehen. Grad an den Heckleuchten ist eine kleine Design-Retusche bemerkbar.Der neue Volkswagen Sharan
Und im Interieur fällt die Materialpolitur auf keinen Fall unangenehm auf. Wenn schon nicht ein neues Kleid, so hat der deutsche Großraum-Van zu seinem 20. Geburtstag – seine Premiere datiert auf das Jahr 1995 – eine Kultivierung der Antriebe bekommen, in Bezug auf Effizienz, also Konsum und Abgasverhalten.

Motoren

Als Einstiegsbenziner fungiert ein 1,4l-Turbo (TSI) mit 150 PS. Flankiert wird er in der Otto-Fraktion durch einen (ab August erhältlichen) Zweiliter mit 220 PS. Nachdem aber der Sinn des österreichischen Sharan-Käufers in erster Linie – voraussichtlich zu 98 Prozent – auf Diesel ausgerichtet ist, richtete VW die Zweiliter-Selbstzünder-Palette nebst Stickoxid-Reinigung auf Leistungs-Vielfalt aus, in den Abstufungen 115, 150 und 184 PS.Der neue Volkswagen Sharan
Der mittlere Kandidat kann mit Allrad kombiniert werden. Grundsätzlich sind alle Motoren, bis auf den Top-Benziner, mit manuellem Sechsganggetriebe zusammengespannt. Der 220-PS-Typ hat grundsätzlich ein Sechsgang-DSG. Dieses ist eine Option für alle anderen, ausgenommen den kleinsten Diesel.

Features

Erweitert wurden die Kommunikations-Optionen, also das Infotainment. Je nach Ausbaustufe kann man damit außer Ablesen der Fahrzeugbefindlichkeiten entweder konventionell navigieren oder dafür das Smartphone integrieren, daraus weitere Funktionen generieren oder auch via entsprechender App übers Tablet die Unterhaltungselektronik steuern.Der neue Volkswagen Sharan
Ebenfalls angereichert ist das Fahrhilfeprogramm-Angebot. VWs Multikollisionsbremse ist serienmäßig an Bord. Optional zu haben ist eine Reihe aktueller Assistenten, von adaptiver Abstandsregelung bis zu aktivem Einparkhelfer. Offizieller Marktstart: Ende Juli. Der Preis für das Einstiegsmodell: ab 33.070 Euro.
Fotos: Volkswagen

Großes SUV, ganz neu: Volvo XC90

Luxus auf Schwedisch

SUVs sind die neuen Limousinen, auch bei Volvo: Der XC90 verpasst die Fünf-Meter-Marke nur um einen halben Zentimeter.

Zum Vergleich: Die massiv wirkenden 7er-Volvo der 1980er waren nur 4,7 Meter lang. Geschrumpft sind dagegen die Motoren, die Zeit von Fünfzylinder-Turbo und V8 ist vorbei. Zwei Liter sind genug, meint Volvo – auch für Amerika und China. Der XC90 ist zu Beginn als D5 mit 225-PS-Diesel und in der derzeit einzigen Benzin-Version T6 mit 320 PS erhältlich; alle Öko- und Leistungsfreunde treffen einander im Herbst beim Volvo-händler, dann gibt es den T8 mit Plug-in-Hybridantrieb und einer Systemleistung von 407 PS.

Der neue Volvo XC90
Der neue Volvo XC90

Die Preise: Der Volvo XC90 startet als D5 AWD bei 58.450,- Euro, den T6 AWD gibt es ab 67.950,- Euro. Für den T8 sind 77.800,- Euro fällig. Am Jahresende kommt das FWD-Einstiegsmodell mit 190 PS ab 53.800,- Euro. Bereits in der Basis sind Bergan- und Bergabfahrhilfe ebenso an Bord wie das City-Safety-System, Tempomat, Infotainment-System, Achtgang-Automatik oder auch 18-Zoll-Aluräder. Neue Helfer an Bord: Der Kreuzungs-Bremsassistent soll den Crash beim Linksabbiegen verhindern; Run-off Road Protection bemerkt, wenn das Fahrzeug von der Straße abkommt, und schärft alle Insassen-Schutzsysteme vor.

Wie wir wollen

Der Innenraum will mit skandinavisch-klarem Design ebenso punkten wie mit umfangreicher Konfigurierbarkeit. Die Fülle der Optionen zur Personalisierung des Fahrzeuges kann man bei einem kurzen Kennenlernen gar nicht ausloten. Der personalisierbare Touchscreen ändert den Umgang mit dem Auto komplett. Wer mit dem Smartphone aufgewachsen ist, kommt mit der Logik hinter dem Menüsystem sofort zurecht.

The all-new Volvo XC90 - full cockpit overview
The all-new Volvo XC90 – full cockpit overview

Weil man sich noch immer nicht uploaden kann, sondern ganz simpel einsteigen und hinterm Lenkrad sitzen muss, freut man sich über die gelungene Möblage mit Heiz/Belüftungs- und Massage-Option. Auf Wunsch gibt es eine dritte Sitzreihe für Menschen bis 1,70 Meter. Den kompletten Limousinen-Komfort bringt dann die optionale Luftfederung. Wer sich fürs High-End-Soundsystem entschieden hat, wird dann von der lästigen Außenwelt in keiner Weise mehr tangiert.
Fotos: Volvo

Im Toyota Prius nach Le Mans

Ganz wie Alex

Stunden, Liter, Kilometer: Was die Profis der Sportwagen-WM können, bringen wir schon lange zusammen!

Die Spannung steigt. Der Blick ist auf den Tacho geheftet. Wir wollen’s wissen: Wie unvernünftig fährt das Vernunft-Auto par excellence, wenn man es bittet? Und: Wann läutet das Telefon? Wir rechnen jeden Moment mit einem Anruf aus Toyota City, weil der Bordcomputer sich beim Werk über uns beschwert hat. Nichts geschieht. Eine eigentümliche Ruhe überkommt uns.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Wir sind im Auge des Sturmes. Die Anzeige steht bei 195! – Selbstverständlich spielt sich all das auf einer Autobahn hinter Passau ab, wo’s erlaubt ist. Den Regen, der uns das Wochenende über begleiten wird, haben wir noch nicht eingeholt. Es ist Nacht, wir haben schon einen Arbeitstag hinter uns und noch gut einen halben Reisetag vor uns. 1.442 Kilometer von Haus zu Haus sollen es laut Navi sein, insgesamt werden wir an den fünf Reisetagen knapp 3.100 Kilometer abspulen. Mit Hybrid! Denn immerhin sind die schnellsten Boliden bei den 24 Stunden von Le Mans mit dem Doppelantrieb ausgerüstet. „Hybrid = fad“ gilt schon lange nicht mehr. Und was für Alex Wurz gut genug ist…! Die LMP1-Boliden beziehen schon über 15 Prozent ihrer Antriebsenergie aus dem Hybrid-System. Wir bezogen, das verraten wir gleich vorweg, im Durchschnitt 5,8 Liter Benzin pro 100 Kilometer von der Zapfsäule. Und das trotz flotter Gangart durch die Bundesrepublik.

Uns bleibt immer Paris

Von wem war die Idee mit dem Foto vor dem Eiffelturm? Die Frage ist ohne Handgreiflichkeiten nicht mehr zu klären. Wir stecken fest. Im Stau der französischen Metropole. Unglückliche Gesichter, wohin man sich auch wendet. Gleich und brüderlich, aber momentan unfrei. Allein der Prius ist zufrieden. Er dreht den Benzinmotor ab und zuzelt eine Weile am Nickel-Metallhydrid-Akku. Er war, um ehrlich zu sein (und verraten Sie’s ihm nicht!), für unsere Reise nicht die erste Wahl.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Einen Prius+ oder Auris TS hätten wir uns gewünscht. Die offerieren gleiche oder bereits weiter entwickelte Antriebstechnik in praktischerer Verpackung. Mit mehr Platz für Fracht und Passagiere. Wir haben quasi Gepäck für vier Personen an Bord, mit Ausrüstung für drei Wetterlagen (eine weise Entscheidung) und umfangreichem Foto-Equipment. Der klassische Ur-Prius mit seinem charakteristischen Schwung im Dach bietet einen eher seichten Gepäckraum. Die Sitzposition hinter dem tief angesetzten Lenkrad ist ab einer gewissen Körpergröße (zum Beispiel: meiner) unentspannt. Aber wir passen uns an ihn an, und er sich an uns. Man lernt einander schätzen, wie das auf langen Reisen oft so ist. Nach Stunden verschwindet Paris endlich im Rückspiegel. Griff in den mit Kleingeld gefüllten Riesenbecher im Geränkehalter: Die Republique Francaise bittet um gar nicht so milde Spenden für die Benützung ihrer Autobahnen. Die sind zum Dank dann auch fabelhaft ausgebaut. Abseits der Autoroute werden die Wegweiser dann irgendwann verräterisch: Arnage, Mulsanne, Les Hunaudiéres. Wir sind fast da.

Im blauen Lager

Man trifft sich bei einer Waschstraße. Die jungen Engländer säubern ihren angegrauten Rover Tomcat vom Dreck einer Reise durch den Wolkenbruch (britischer Sommer!), wir befreien unseren Toyota von seiner Insekten-Panier. Die zwei haben heute schon viel gesehen. Durch das Städtchen Arnage gleich neben Le Mans wälzt sich rollendes Material aller Alters-, Leistungs- und Preisklassen. Von Ford GT bis Golf GTI, R4 bis Evo X, Transit bis Eldorado. Von vielen fordert das zahlreiche Publikum einen Burnout ein; der Prius wird höflich durchgewinkt.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Einige Chancen auf Fotomotive mit Lokalkolorit haben wir verpasst, wie die Anreise über die „Ligne Droite des Hunaudiéres“. Die einst längste Gerade des Motorsportes ist das Jahr über eine Bundestraße. Jetzt ist sie gesperrt. Oder die technische Abnahme der Rennautos im Zentrum von Le Mans. Die 250.000-Seelen-Metropole, quasi ein französisches St. Pölten oder Wels, ist hübsch (mit Stadtmauer, Fluss, handelsüblicher Kathedrale etc. etc.) und für die meisten von uns uninteressant. Wir kommen wegen des Circuit de la Sarthe: Ein knapp 16 Kilometer langes Asphaltband zwischen Flugplatz, Kaserne und Stadion. Staubig, laut und etwas zernepft. Auf Sommerfrische fährt man hierher nicht. Fahren kann man übrigens auch mit dem Zug.
Foto: Robert May
Foto: Robert May

Der Vorteil: Eine Eisenbahn muss man nicht parken. Per TGV ab – wo sonst? – Paris bis Le Mans, dann mit der fabelhaften Straßenbahn direkt zum Haupteingang: Der Eintritt fürs Wochenende kostet nur 72 Euro. Hallo, Formel 1! So geht Publikumsnähe! Wir haben es nicht ganz so nah. Denn wir müssen unseren Prius unterbringen und stauen uns deshalb durch zum „Parking Bleu“. Der Prius beweist Wendigkeit und, dank Heckkamera, gute Übersichtlichkeit beim Rangieren. Unser Marsch zum Streckentürl dauert seine zwanzig Minuten. Wozu brauchen Fotografen all dieses schwere Zeugs? Ich halte das für Prahlerei.

Die lange, lange Nacht

Viele kommen wegen der Party. (Und wachen erst Montag früh wieder auf.) Oder sie genießen die Atmosphäre irgendwo zwischen Goodwood und Oktoberfest mit Museum und Schanigärten, unbezahlbaren Fahrzeugen und überteuerten Getränken. Und dann gibt es die Anderen! Die eine Alpine A450b am Klang erkennen. Die begreifen, was der Index der thermischen Effizienz ist. (Fragen Sie nicht!) Die von Ed Hugus gehört haben und Ihnen erzählen können, was der mit Jochen Rindt zu tun hat.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

(Fragen Sie nur, wenn es Sie wirklich interessiert!) Die wissen, wie oft der Toyota TS040 von Alex Wurz pro Runde Energie rekuperiert und wieder abgibt. Wenn der Rest der Meute bewusstlos ist, gehört Le Mans ihnen. Sie wären kaum erstaunt, käme Pierre Levegh im Mercedes SLR bei Start und Ziel vorbei. Oder Jo Gartner im Porsche 962C, oder Roland Ratzenberger im Toyota 93C-V. Die komplexesten Maschinen der Gegenwart jagen dasselbe Morgengrauen wie alle anderen vor ihnen, seit 1923. Einige haben es nicht gefunden. Heuer dürfen wir aufatmen: Liegengeblieben sind zum Glück nur Autos.

Tage später

Le Mans versinkt wieder einmal im Gatsch. „Parking Bleu“ ist die blaue Lagune. Unser Prius zieht sich tadellos aus der Affäre, und uns aus dem Dreck. Mit E-Antrieb und beachtlicher Bugwelle zurück aufs Festland, und dann – in den nächsten Stau! Während unsere Schuhe trocknen, feiert irgendwo hinter uns Porsche den hochverdienten ersten Le-Mans-Sieg seit 1998, ist Alex Wurz Sechster, trauert Mathias Lauda einem Klassensieg nach, steht Dominik Kraihamer am Podium.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Wir halten uns von der kleingeldfressenden Autobahn fern; die Route Nationale lässt genau den Tempobereich zu, in dem der Toyota Prius sich am allerwohlsten fühlt, so um die 100 km/h. Letzter Halt am Weg zurück in den Alltag: In der Nähe von Reims wurde bis 1966 der Grand Prix von Frankreich gefahren; 1967 gewann Jochen Rindt hier noch ein Formel-2-Rennen. Heute sind das Boxengebäude, die Tribüne und die alte Rundenanzeige an der Landstraße die einzigen Überbleibsel des Circuit Reims-Gueux. Die Geisterstrecke ist eines von vielen Zielen für automobiles Sightseeing am Weg von Wien nach Le Mans. Monthléry und Hockenheim liegen direkt an der Reiseroute, zum Peugeot-Museum in Paris-Socheaux ist es kein großer Umweg. Feinspitze reisen via Nürburg und Spa. Vielleicht schon nächstes Jahr? Bitte vormerken: Die 24 Stunden von Le Mans starten am 18. Juni 2016.
Fotos: Robert May

Bestseller auf Strom: VW e-Golf im Test

Wie weit ist „weit“?

Volkswagen bleibt sich auch bei der E-Mobilität treu: Nüchtern, praxistauglich, solid – kann der Golf auch als Elektriker überzeugen?

Zuerst die trockenen Zahlen: Der e-Golf ist bei 22 ausgewählten VW-Händlern ab 36.200,- Euro zu haben; dieser Preis beinhaltet ESP, Navigationssystem, Zweizonen-Klima, spezielle 16-Zoll-Räder etc. die Akkus kauft man, anders als bei manchen Konkurrenten, mit.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Dabei ist auch die Jahreslizenz für eine App namens Car-Net e-Remote mit elektronischem Fahrtenbuch, Fernbedienung der Klimaanlage etc. Die Komfort-Goodies im Testwagen (Ledergarnitur, Sitzheizung, Licht- und Regensensor, Fernlichtautomatik, Multifunktionslenkrad eine zusätzliche Wärmepumpe zur Heizung und einiges mehr) kommen von der Aufpreisliste, und damit steigt der Fahrzeugpreis über die 43.000-Euro-Marke.

Golf wie Golf

Im Innenraum beruhigende Normalität: Man sitzt, fährt, lebt wie in einem Golf. Das beruhigt auch konservative Geister; nicht jeder mag einen Techno-Pod als Alltagsfahrzeug. Der Nutzwert ist in keiner Weise eingeschränkt. Auch das Fahren fühlt sich, kurz gesagt, völlig normal an. Die Geräuschkulisse im Innenraum entspricht der eines konventionellen Autos mit guter Isolation. Den Fahrtwind hört man etwas mehr, weil man den Motor etwas weniger hört. Der flotte Anschub des E-Antriebs und die vierfach verstellbare Rekuperationsstärke erweisen sich im City-Verkehr als angenehm.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Das Mitbremsen bei der Energierückgewinnung ist ein Komfort-Plus. Es macht Spaß, via Display zu verfolgen, wie man sozusagen Sprit macht. Das funktioniert im Stadtverkehr tadellos. Da entspricht ein Kilometer der Reichweitenanzeige ungefähr einem Real-Kilometer. Bis Tempo 80 stimmt diese Relation ungefähr. Wenn’s nicht zu kalt ist – wir waren teilweise noch im „Spätwinter“ des Aprils unterwegs, und Kälte schätzt ein E-Fahrzeug nicht. Da wird von der Reichweite einiges abgeknapst, auch wenn man auf Komfort wie die Sitzheizung verzichtet. Die Antriebsleistung variiert; im Normal-Modus hat man 85 kW/116 PS und 270 Nm zur Verfügung, auf „Eco“ sind es 70 kW und 220 Nm (bei Top-Speed von 115 km/h), auf „Eco+“ 55 kW und 175 Nm bei maximal 90 km/h, und ohne Klimaanlage.

Mayday!

Wir fahren gerne elektrisch, denn das Fahrgefühl ist ein durchaus luxuriöses. Man wäre also entspannt, wäre da nicht die Reichweitenanzeige. Sie macht nervös. Über 100 km/h geht der Verbrauch deutlich in die Höhe, die Reichweite nimmt deutlich ab – vielleicht kommt die Deutlichkeit nur aus unserem eigenen Kopf? Denn es gibt sie, die Reichweitenangst. Wer den Stromspeicher bis zur Neige leert, erlebt ein sterbendes System: Nach und nach wird alles Überflüssige abgeschaltet, das Tempo begrenzt – es sind einsame Momente. Die Regel für Fahren ohne Sorge ist: Sobald das Auto steht, muss es ans Netz. Über die Haushaltssteckdose dauerte das volle Aufladen gut sechs Stunden. Schnellladestationen gibt es zumindest in den städtischen Räumen bereits einige, auch in den Einkaufs-Clustern halten sie Einzug.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Am flachen Land wird’s mühsam. Als Kurzzeit-Elektriker ohne Kundenkarte, Vertragsbindung etc. hätten wir uns Auftanken gegen bare Münze gewünscht, oder einfach eine Karten-Kassa. Was ist daran so schwer? Und: „schnell“ ist klarerweise nicht so schnell, wie wir’s vom Benzinauto gewöhnt sind. Laterndlparker ohne eigenen Parkplatz samt Stecker mit einem E-Auto nicht optimal bedient sind, das gilt auch für alle, die oft lange Strecken fahren. Wer nur kurze Strecken fährt, braucht womöglich kein Fahrzeug um 40.000 Euro. Diese Entscheidung liegt beim Kunden.
Praktische Nachteile hat der e-Golf als Fahrzeug nicht, die E-Mobilität als Konzept allerdings schon noch. Mit denen muss man leben können und wollen.
Fotos: Robert May

Motor: Elektromotor
Leistung: 8 kW/116 PS
Drehmoment: max. 270 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 140 km/h
0-100 km/h: 10,4 Sekunden
Verbrauch (Werk): 12,7 kW/h auf 100 km
Testverbrauch (Durchschnitt): 17,6 kW/h auf 100 km
Reifen: 205/55 R16
Kraftübertragung: Vorderradantrieb
Fahrwerk: vorne McPherson-Aufhängung; hinten Mehrlenkerachse
Bremsen: Scheibenbremsen, vorne innenbelüftet; ABS, ESP
Leergewicht: 1.533 kg
Preis: 36.200,- Euro
Preis des Testwagens: 43.283,60 Euro
 

Im Test: Kia Soul 1.6 CRDi

Soulman

In seiner zweiten Auflage will der Vier-Meter-Crossover seine Stärken beibehalten und die bisherigen Schwächen vergessen machen. Gelingt ihm das?

Den Soul kennen wir seit 2008, als er uns zeigen wollte, dass Nutzwert auch trendig sein kann. Vielseitig war er zweifellos, der Auftritt hatte auch etwas Markantes, Fahrverhalten und Wohnerlebnis waren aber prosaisch. Generation 2 geht die Sache auf den ersten Blick ähnlich an, die Außenansicht des in der Länge moderat gewachsenen Fünftürers erinnert an den Vorgänger.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Details wie die prominent platzierten Nebelleuchten bringen Premium-Appeal in die Optik. Manche finden eine leichte Ähnlichkeit zu einer Lifestyle-Marke mit britischem Migrationshintergrund; dem können wir nicht vollends wiedersprechen. Der Eindruck bleibt jedenfalls eigenständig genug. Das eigentliche Aha-Erlebnis kommt beim Einsteigen.

Na bitte

…es geht doch: Der Innenraum ist um Welten schöner als der des Vorgängers, und einer der gelungensten in dieser Klasse. Die Ergonomie passt, die Augen haben ihre Freude, und die Finger sind auch nicht unglücklich mit dem, was sie ertasten. Gut möbliert, auch in Reihe 2: Dort wartet eine Sitzheizung. Und der neue Soul ist zwar niedriger, die Kopffreiheit auch im Fond dennoch prima.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Der Gepäckraum ist immerhin ausreichend, die erweiterte Ladefläche nicht völlig eben, die Ladekante etwas hoch – na gut, Lieferwagen ist er keiner, aber Familien-Reisebus auf jeden Fall. Sportlich? Nein. Letschert? Auch nicht. Er fährt sich erfreulich bequem und komplett problemlos, mit molliger Seitenneigung in engeren Kurven. „Unaufgeregt“ ist das Stichwort dank angenehm aufrechter Sitzposition und luftigem Raumgefühl ob der großen Fensterflächen. Die dreistufig justierbare Lenkung ist im Komfort-Modus perfekt fürs Rangieren oder die City-Kurbelei am hübsch designten Multifunktionslenkrad.

Fernreisetauglich

…geben sich der 1,6 Liter große, akustisch etwas brummige Turbodiesel und die kongenial mitarbeitende sechsstufige Automatik. Dank der gleichmäßigen Leistungsentfaltung schwimmt man auch bei eiligerem Highway-Tempo locker mit. Der Verbrauch war mit 7,4 statt der versprochenen 6,0 Liter im sorglosen Test-Durchschnitt nicht so mitreißend, ein bisserl wird da noch drinnen sein.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Ab 17.890,- Euro gibt es den Soul, neben unserer Testversion mit 126-PS-Diesel, Automatik und Topausstattung „Platin“ steht die Zahl 30.990. Dazu kommen 800 Euro für die zweifarbige Lackierung. Kein Dumpingpreis, doch dafür gibt’s eine Vollausstattung: Navi und Freisprecher über die erwähnte Sitzheizung vorne und hinten, Lenkradheizung, Ledergarnitur, Aux/USB-Anschluss, Licht- und Regensensor, Rückfahrkamera und vieles mehr.
Jetzt deutlich liebevoller designt und gemacht, stilsicher und komfortabel, dazu immer noch „value for money“: Der Kia Soul hat uns gefallen.
Fotos: Robert May

Motor: Vierzylinder-Dieselmotor, Common-Rail-Direkteinspritzung, Turbolader
Hubraum: 1.582 ccm
Leistung: 94 kW/126 PS bei 4.000 U/Min.
Drehmoment: 260 Nm bei 1.900-2.750 U/Min.
Höchstgeschwindigkeit: 177 km/h
0-100 km/h: 11,9 Sekunden
Verbrauch (Werk): 6,0 l auf 100 km
Testverbrauch (Durchschnitt): 7,4 l auf 100 km
CO2: 158 g/km
Getriebe: Sechsgang-Automatik
Reifen: 235/45 R18
Kraftübertragung: Vorderradantrieb
Fahrwerk: vorne McPherson-Aufhängung; hinten Mehrlenkerachse
Bremsen: Scheibenbremsen, vorne innenbelüftet; ABS, ESP
Leergewicht: 1.407 kg
Tankinhalt: 48 l
Preis: 30.990,- Euro
Preis des Testwagens: 31.790,- Euro