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Kategorie: Tests

Test: Honda Civic 1.0 VTEC Turbo

Neue Sachlichkeit

Äußerlich weiterhin Gesprächsstoff, innen überraschend konventionell, unter der Haube innovativ – wir haben ihn probiert.

Er gefällt, oder er missfällt. Ein Hauch von Type R schwingt auch beim neuen Civic mit. In Sachen Innenraum gibt sich der Wagen so mehrheitstauglich wie schon lange nicht.
Fans der vorigen Modelle werden die Landschaft als fad empfinden; der neue Instrumenten-Cluster ist jedenfalls übersichtlicher. Man fühlt sich auf tadellosen Sitzen gut aufgehoben. Prima ist auch die Ergonomie. Ein paar Funktionen sind allerdings versteckt.

Foto: Robert May

Die USB- und HDMI-Anschlüsse findet man hinter der Mittelkonsole, ein USB lauert tief in der Mittelarmlehne. Die offeriert Platz für eine Literflasche.

Ganz ohne Magie

Bei der Ausstattung griffen wir mit dem ins volle Leben. Der Honda Civic startet bei 20.990 Euro; bei 27.790 Euro liegt der Preis des getesteten Topmodells „Executive“. Ein Premium-Paket bringt Ledermöbel, Sitzheizung hinten und induktives Telefon-Aufladen.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Mit all dem und Metallic-Lack kommt man auf 29.284 Euro. Was es nicht mehr gibt: die Magic Seats. Jetzt legt sich die Rückbank ganz konventionell 60:40 um. Eine Stufe im Kofferraumboden bleibt. Dafür ist das Volumen mit 478 (maximal 1.267) Litern stattlich.

Dreierpack

Der Motor schwächelt unterhalb ungefähr 1.800 Touren, bei kaum einem Liter Hubraum kann man ihm das nicht vorwerfen. Dann bewegt er das 1,3-Tonnen-Auto kultiviert bis knurrig.

Foto: Robert May

Das Fahrerlebnis würden wir bequem, aber nicht knieweich nennen, mit leichtgängiger Lenkung und klar schaltbarem Sechsgang-Getriebe. Die Coupé-Linie des Daches reduziert die Kopffreiheit im Fond. (Es gibt ihn jetzt auch als Limousine), und die Sicht nach schräg hinten ist erwartungsgemäß nicht die beste.
Die Heckkamera im Testauto war ihr Geld wert. Weitere Helferchen: Der Spurhalteassistent zupft zuerst und greift dann energisch ein. Automatischer Notbremser und adaptiver Tempomat sind nicht überempfindlich.
Foto: Robert May

Verbrauch: 5,1 Liter im Durchschnitt, sagt das Werk. Leider nicht, sagen wir. Einen hohen Sechser muss man im Auto-Alltag schon einrechnen.
Ein Stück in Richtung Mainstream: Gelingt dem Honda Civic jetzt auch bei uns der Durchbruch zum Massenartikel? Verdient hätte er’s.
Foto: Robert May
Foto: Robert May

Technische Daten

Motor: Dreizylinder, Direkteinspritzung, Turbo
Hubraum: 988 ccm
Leistung: 95 kW/129 PS bei 5.500 U/Min.
Drehmoment: 180 Nm bei 1.800-4.500 U/Min.
Höchstgeschwindigkeit: 203 km/h
0-100 km/h: 10,4 Sekunden
Verbrauch (Werk): 5,1 l auf 100 km
Testverbrauch (Durchschnitt): 6,9 l auf 100 km
CO2: 117 g/km
Getriebe: Sechsgang manuell
Reifen: 235/45 R17
Kraftübertragung: Vorderrad
Fahrwerk: vorne McPherson; hinten Mehrlenkerachse
Bremsen: Scheiben, vorne innenbelüftet; ABS, ESP
Leergewicht: 1.308 kg
Tankinhalt: 46 l
Preis: 27.790 Euro
Preis des Testwagens: 29.284 Euro

Blaues Wunder im Test: Ford Focus RS

Kindheitstraum

Wer die Kinder zur Schule bringen und Ferraris preiswert den klappengesteuerten Doppelauspuff zeigen möchte, ist im RS hart, aber herzlich willkommen.

Die wahren Käufer dieses Kompakt-Sportlers wurden nicht erst im sterilen Schauraum, mit jenem Virus infiziert, den bei Ford sonst nur der Mustang einimpft. Sondern schon früher, in einem Moment der unterbrochenen Stille.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Ins Gedächtnis des Schreibers brannte sich eine Mitfahrt in Kindheitstagen ein, im damals ersten Focus mit dem Zusatz RS.
Ich war mir nicht sicher, ob der alternde, aber deswegen nicht minder ambitionierte Ex-Rennfahrer am Volant an den Glücksgefühlen Schuld hatte, oder doch der als Familienauto verkappte Sportwagen, in dem ich als Knirps kaum über die Armatur blicken konnte.
Übrigens schon damals ein Markenzeichen: Die Recaro-Schalensitze – für alle, die ihm äußerlich die Rallye-Gene nicht glauben wollten.
Foto: Robert May
Foto: Robert May

Die DNA

RS für Rallye-Sport: 30 Modelle mit dem schnellen Kürzel und großen Spoilern am Heck hat uns Ford in den vergangenen 49 Jahren beschert. Einen Focus bei der Rallye hat man schon lange nicht mehr gesehen, da herrscht heute Fiesta!
Hatte vor 15 Jahren der viel zu früh verunglückte Colin McRae noch seine Finger im Spiel, so ist es heute Drifter und Rallycrosser Ken Block. Charakter verleiht man dem Focus RS per Tastendruck neben dem Schaltknauf: Normal (aber was heißt schon normal?), Sport (wenn die Bandscheiben noch können), Rennstrecke (nicht im Parkhaus probieren) und Drift (er kann auch Heckantrieb).
Ich könnte jetzt von den knackig-kurzen Schaltwegen, der Launch Control, der beheizbaren Frontscheibe, der Ladedruckanzeige über der Mittelkonsole oder über die hellblau-lackierten Bremssättel von Brembo erzählen.
Aber: Wie alltagstauglich ist dieses Kaugummi-blaue Spielzeugauto?

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Mehr Boost als Eco

Während der RS bisher ein reiner Dreitürer war, gibt’s ihn jetzt ausschließlich mit fünf Türen. Das macht ihn länger (4,4 Meter), insgesamt größer (235 Liter Kofferraumvolumen) und unkomplizierter, wiewohl die Türen kleingeraten sind. Dasselbe trifft auf die Seitenspiegel zu; der Schulterblick ist unverzichtbar.
Leistungstreiber ist ein Turbo-Vierzylinder-Benziner. Mithilfe eines Twin-Scroll-Turboladers und größerem Ladeluftkühler darf der 2,3l-Eco Boost im Focus RS satte 350 Pferde loslassen, der Verbrauch bleibt bei unserem Test so kaum unter neun Litern.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

So viel Power lässt sich mit Frontantrieb nicht mehr sinnvoll verwalten, irgendwann gehen da auch den besten Ingenieuren die Ideen aus. Das neue Motto: Die Zukunft des Frontantriebs ist Allrad.
Das 4×4-System leitet bis zu 70 Prozent des Drehmoments nach hinten und verteilt die Kraft mittels zweier Lamellen-Kupplungen nach rechts oder links. Im Extremfall gelangen so bis zu 100 Prozent an das jeweilige kurvenäußere Rad – damit fährt sich der Focus wie ein Hecktriebler, aber ohne übermäßige Gefahr von Übersteuern.

Frohnatur

Im Stadtverkehr verhält sich der „Schießer“ verhältnismäßig ruhig und unauffällig, wenn man sich für eine der schicken Grau- und Schwarz-Abstufungen entscheidet oder für das schlichte Weiß – für unseren Testwagen in „Nitrous Blue“ gilt das weniger.
Im Alltag kann man ihn auch familiengerecht handzahm bewegen; trotz seiner brachialen Leistung brabbelt er angenehm durch die Gegend. Wagt man es, das Gaspedal anzutippen, röhrt und schnalzt es von einem Moment auf den anderen aus den Endrohren.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Erhöht man die Reisegeschwindigkeit wird’s 1.) lauter und 2.) für die Passagiere zu einer Belastungsprobe in Sachen seitlicher Gravitationskräfte. Selten waren sich Autotester so einig:
Die Geschwindigkeiten, mit denen man sicher und ohne Haftungsverlust um die Kurven ziehen kann, sind eine Wucht. Die Rückmeldung an Hintern und Hände ist perfekt.
So dirigiert man zielgenau durch Stadt und Land. Während andere Autos mit Spurhaltesystemen den Fahrer vor Unaufmerksamkeit schützen, ist hier mehr das Grobe am Werk. Über unebene Autobahnstraßen springt der RS förmlich – beim Geradeausfahren behält man also besser die Hände am Lenkrad.
Mit 47.350 Euro liegt er zehn Tausender unter seinen direkten Konkurrenten; ist aber auch 18.000 Euro teurer als ein Focus ST.
Achtung: Die Strafzettelgefahr ist nicht zu unterschätzen – mit seinen 350 PS und dem erdenden Allradantrieb spielt der Ford Focus RS eine Klasse höher als etwa Golf R oder Civic Type R.
Foto: Robert May
Foto: Robert May

Technische Daten

Motor: Vierzylinder-Benziner, Direkteinspritzung, Turbo
Hubraum: 2.261 ccm
Leistung: 350 PS (257 kW) bei 6.000 U/min.
Drehmoment: 470 Nm bei 2.000 U/min.
Höchstgeschwindigkeit: 268 km/h
0-100 km/h: 4,7 Sekunden
Verbrauch: 7,7 l auf 100 km
Testverbrauch (Durchschnitt): 8,9 l auf 100 km
CO2: 175 g/km
Getriebe: Sechsgang manuell
Reifen: 235/35 R19
Kraftübertragung: Allrad
Fahrwerk: vorne McPherson, hinten Mehrlenker
Bremsen: Scheiben, vorne innenbelüftet; ABS, ESP
Leergewicht: 1.508 kg
Tankinhalt: 62 l
Preis: 47.350 Euro
Preis des Testwagens: 52.630 Euro

Test: Ford Edge Vignale

Eine Klasse für sich

Die zweite Ausbaustufe des Ford Edge ist jetzt auch am alten Kontinent zu haben, und das auch in der luxuriösen Top-Version.

Der Edge reiht sich im von Ford stark bespielten Sortiment der SUVs ganz oben ein und löst damit den Kuga als Top-Modell ab. Klar, da ist das große blaue Oval im Kühlergrill, das hierzulande nicht unbedingt für die Oberklasse steht.
Aber: Mit welcher Wucht der Edge daherkommt, lässt manche die Nase rümpfen und die Gleitsichtbrille noch einmal näher rutschen. An der Grenze des guten Geschmacks: Das ist gar nicht böse gemeint, denn Fords Top-SUV in der Luxusausstattung Vignale glänzt mit amerikanischem Äußerem und europäischen Werten.

Foto: Alexander Kogler
Foto: Alexander Kogler

Präsidenten-Kutsche

Nicht erst seit Trump hat Ford „Amerika wieder groß gemacht“. Bei unserer Probefahrt durchs schön reiche Velden wurde unser magnetisch-grauer Edge auffallend oft angeschaut. Die Punktewertung in der mit Luxusautos verwöhnten Wörtherseeregion fällt klar positiv für den Neuankömmling aus dem Hause Ford auf.
 
Optisch aufgemotzt wurde der Vignale mit funkelnden Alurädern, dem sechseckigen Kühlergrill in Mattschwarz und allerhand Alu-Verzierungen. Die wabenförmig abgesteppten Ledersitze und Dekorelemente im Inneren kennen wir auch von anderen Vignale-Modellen.
Platz ist für fünf Personen (auch für Menschen mit zwei Metern Körpergröße) auf alle Fälle genug vorhanden, vorne wie hinten sitzt es sich gut.

Foto: Alexander Kogler
Foto: Alexander Kogler

Der Kofferraum ist mit 602 bis 1.847 Liter Ladevolumen der Autogröße entsprechend, vergleichbar mit einem X5. Was Extras angeht, fährt man mit dem Vignale bestens ausgestattet:
Da gibt’s Spielereien wie das bunte Licht im Innenraum, aber auch sinnvolle Sicherheitsfunktionen wie die Gurt-Airbags für die beiden äußeren Passagiere in Reihe 2, die das Verletzungsrisiko im Kopf- und Brustbereich erheblich reduzieren sollen.
Foto: Alexander Kogler
Foto: Alexander Kogler

Wahllos

Auf Motorenseite bleibt einem nicht viel anderes übrig, als einen der beiden (180 oder 210 PS) Zweiliter-Biturbo-Diesel zu nehmen. Denn im Alpenraum gibt’s (vorerst?) ausschließlich Selbstzünder für den Edge. Das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe erledigt seine Arbeit tadellos.
Zur Lenkung: Ein Elektromotor regelt die Lenkübersetzung passend zur jeweiligen Fahrsituation. Je weiter man einschlägt, desto agiler wird das Fahrzeug – vielfach gelobt, allerdings auch manchmal gewöhnungsbedürftig.

Foto: Alexander Kogler

Allrad ist serienmäßig an Bord, die geringe Bodenhöhe lässt aber vermuten, dass der 4,8 Meter lange Edge im Gelände seine Grenzen findet.
Trotz hohem Gewicht und viel Fläche im Wind bleibt der Durchschnittsverbrauch im Test unter acht Litern.
Fürs komfortables Dahingleiten ist der Ford Edge gemacht: Preislich ist dieses Auto eine Einladung an alle, für die es nicht immer Deutsch sein muss.
Ein musikalischer Spaß
Foto: Alexander Kogler

Technische Daten

Motor: Vierzylinder-Diesel, Direkteinspritzung, Turbo
Hubraum: 1.997 ccm
Leistung: 155 kW/210 PS bei 3.750 U/min.
Drehmoment: 450 Nm bei 2.000 U/min.
Höchstgeschwindigkeit: 211 km/h
0-100 km/h: 9,4 Sekunden
Verbrauch: 5,9 l auf 100 km
Testverbrauch (Durchschnitt): 7,7 l auf 100 km
CO2: 152 g/km
Getriebe: Sechsgang-Automatik
Reifen: 255/45 R 20
Kraftübertragung: Allrad
Fahrwerk: vorne McPherson, hinten Mehrlenker
Bremsen: Scheiben, vorne innenbelüftet; ABS, ESP
Leergewicht: 1.949 kg
Tankinhalt: 68 l
Preis: 62.150 Euro
Preis des Testwagens: 64.375 Euro

Doppel-Test: Volvo S90 & V90

Geschmackssache

Selbstzünder oder Benziner – das ist vor allem bei eher gewichtigeren, langstreckentauglichen Autos derzeit noch die Frage.

Rein politisch hat der Diesel bereits seine Kündigung auf dem Tisch liegen. Auch Volvo will die Weiterentwicklung des Selbstzünders einstellen. Wann, und ob überhaupt, dies der Fall sein wird, zeigt sich in den nächsten Monaten. Oder spätestens dann, wenn auch Autos mit Ottomotor zu einer realitätsnahen Verbrauchs- und Abgasmessung herangezogen werden.
Wir trotzen dem Lauf der Geschichte und sehen uns anhand der größten Volvo-Limousine an, wer derzeit die besseren Karten hat. Noch hat der Konsument ja die Qual der Wahl. Zum Vergleich standen der Viertürer S90 D4 mit dem 190-PS-Dieselmotor und der Kombi V90 T6 mit 320 PS starkem Benzinaggregat samt Allradantrieb.
Es gibt Gemeinsamkeiten: Beide sind Zweiliter-Vierzylinder, verfügen über 400 Newtonmeter Drehmoment und schalten via Achtstufen-Automatik.

Autobahn-Alternative

Die 90er-Reihe ist das Aushängeschild der Marke; sie punktet mit eigenständigem, unauffälligem Aussehen und jeder Menge Technik. Wer Fünfer, S-Klasse oder Ringe scheut, der ist beim S90 richtig. Es ist die Minimalisierung des Maximalen, die das Auftreten des mächtigen Schweden so eindrucksvoll macht.
Auch der Innenraum muss sich nicht vor der großteils deutschen Konkurrenz verstecken. Edle Materialien zieren das Cockpit. Sämtliche Schalter und Knöpfe wurden entfernt. Die Bedienung erfolgt nur noch über das 12,3 Zoll große Touchscreen-Display. Was aber auch manchmal etwas nervig sein kann. Vor allem, wenn man sich nicht gerade vor dem Fahren die Hände desinfiziert hat und Fingerabdrücke hinterlässt.

Foto: Robert May
Volvo S90 – Foto: Robert May

Zudem muss man auch für kleine Einstellungen, wie zum Beispiel der Temperatur immer durch das Menü zappen, was ja doch vom Verkehrsgeschehen ablenkt. Einen sehr positiven Eindruck hinterließen die bequemen Sitze, die neben viel Seitenhalt auch auf längeren Strecken perfekt „sitzen“.
Dank adaptivem Tempomat und teilautonomem Fahrassistenten, der bis 130 km/h die Spur hält und auch selbstständig mitbremst, ist vor allem die Autobahn das Metier des V90. Zudem sorgen die gute Geräuschdämmung und das hervorragende Soundsystem für entspannte Fahrten zum nächsten Termin.

Volvo S90 - Foto: Robert May
Volvo S90 – Foto: Robert May
Platz-Hirsch

Wer in einem V90 über zu wenig Raumangebot klagt, dem kann man nur den Gang zu Boeing oder Airbus empfehlen. Denn auch in der oft Lendenwirbel-beanspruchenden zweiten Reihe herrscht großzügige Bein- und Kopffreiheit.
„Einladend“ gestaltet sich auch der Kofferraum, mit 560 bis 1.526 Litern Gepäckvolumen. Nichts zu bekritteln gibt es an der satten Straßenlage; auch bei Provokationen bleibt er spurtreu und berechenbar.
Der Unterbau federt – vor allem mit dem Luftfahrwerk – sämtliche Unebenheiten aus dem Asphalt.

Diesel gegen Otto

Der Dieselmotor passt gut zum schweren Oberklasse-Kombi, da er schon bei 1.750 Kurbelwellendrehungen sein maximales Drehmoment abgibt, was wiederum der Schaltfaulheit und dem Verbrauch zu Gute kommt.

Volvo V90 - Foto: Robert May
Volvo V90 – Foto: Robert May

Ein Wettkampf-Sprinter ist er allerdings nicht, vor allem bergauf bei rutschigem Untergrund kämpft die angetriebene Vorderachse gegen Schlupf. Ganz anders verhält sich hier der Benziner. Der hochtourige Motor liebt Zwischensprints – vor allem auf der Autobahn – und zieht dabei ebenso kräftig durch.
Dank Allradantrieb sind durchdrehende Räder nur beim schnellen Anfahren auf Schotter möglich. Und auch er zeigt sich äußerst laufruhig, jedoch durstig. Statt der von Volvo angegebenen 7,5 Liter auf 100 Kilometer fließen bei flotterer Gangart gerne auch bis zu 13 Liter in die Brennräume. Der Diesel gab sich mit rund sieben Litern zufrieden, bei ähnlichen Fahrwerten.
Unterm Strich sind beide Motorisierungen (wenn man die fälligen Steuern einbezieht) circa gleich teuer im Unterhalt. Die Entscheidung zwischen D4 und T6 ist also eine Sache des persönlichen Geschmacks.
Volvo S90 - Foto: Robert May
Volvo S90 – Foto: Robert May

Volvo V90 – Foto: Robert May

Technische Daten

Volvo S90 D4 Geartronic Momentum
Motor: Vierzylinder-Diesel, Direkteinspritzung, Turbo
Hubraum: 1.969 ccm
Leistung: 140 kW/190 PS bei 4.250 U/Min.
Drehmoment: 400 Nm bei 1.750-2.500 U/Min.
Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h
0-100 km/h: 8,5 Sekunden
Verbrauch (Werk): 4,4 l auf 100 km
Testverbrauch (Durchschnitt): 7,2 l auf 100 km
CO2: 119 g/km
Getriebe: Achtgang-Automatik
Reifen: 245/45 R18
Kraftübertragung: Vorderrad
Fahrwerk: vorne McPherson; hinten Mehrlenker
Bremsen: Scheiben, vorne innenbelüftet; ABS, ESP
Leergewicht: 1.832 kg
Tankinhalt: 55 l
Preis: 42.198,- Euro
Preis des Testwagens: 75.272,- Euro
Volvo V90 T6 AWD Geartronic Inscription
Motor: Reihen-Vierzylinder, Direkteinspritzung, Turbo & Kompressor
Hubraum: 1.969 ccm
Leistung: 235 kW/ 320 PS bei 5.700 U/Min.
Drehmoment: 400 Nm bei 2.200-5.400 U/Min.
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
0-100 km/h: 6,1 Sekunden
Verbrauch (Werk): 7,4 l auf 100 km
Testverbrauch (Durchschnitt): 9,6 l auf 100 km
CO2: 169 g/km
Getriebe: Achtgang-Automatik
Reifen: 245/45 R18
Kraftübertragung: Allrad
Fahrwerk: vorne McPherson-Aufhängung; hinten Mehrlenker
Bremsen: Scheibenbremsen, vorne innenbelüftet; ABS, ESP
Leergewicht: 1.922 kg
Tankinhalt: 55 l
Preis: 54.549 Euro
Preis des Testwagens: 98.204 Euro

Kleiner Spanier im Test: SEAT Ibiza FR

Insel der Seligen

In fünfter Generation ist der Ibiza größenmäßig erwachsen geworden, aber darum nicht weniger verspielt – wir haben das Sportmodell zum Test ausgeführt.

Das frische Modell bekam vom Volkswagen-Konzern als Erstes die neue Fahrwerksplattform zwischen die Räder gesetzt. Was für den Endkunden eher nebensächlich ist, beweist den erhöhten Stellenwert der Marke im Elternhaus.
Zu verdanken hat SEAT das einer konsequenten Weiterverbesserung seiner Autos, ohne es dabei zu übertreiben. Der 2017er-Ibiza ist da keine Ausnahme: Er kommt – der jungen Zielgruppe gerecht – kantiger, sportlicher und mit allerhand smartem Zubehör daher.

Foto: Robert May

Der längere Radstand (10 cm mehr als beim Vorgänger) und fast vier Meter Fahrzeuglänge tragen vor allem zur neuentdeckten Freiheit der Hinterbänkler bei.

Roter Faden

Was bringt FR, was die anderen drei Ausstattungen nicht können? 18-Zoll-Alufelgen im Sterndesign, Panoramadach, Sportsitze, einen unten abgeflachten Lenkradkranz; und dazu, an der Frontpartie dezent, am Heck doppelröhrig, der Hinweis: Mit diesem Flitzer ist nicht zu spaßen, außer man sitzt hinterm Lenkrad.
SEAT setzt den Kleinwagen 15 Millimeter tiefer, die man – ganz ehrlich – beim Einsteigen merkt. Im Innenraum dominiert schwarze Farbe und eckige Form, Akzente im FR setzt roter Faden im Leder. Die gar nicht so vielen Knöpfe sind dort, wo man sie erwartet.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Unser Testwagen hatte zudem das Österreich-Paket für den FR (990 Euro) mit an Bord; enthalten u.a. die Voll-LED-Scheinwerfer, beheizbare Außenspiegel und das Media System im schick verbauten Acht-Zoll-Touchscreen.

Voller Tank

Die vollen 115 PS aus dem Einliter-Maschinchen bräuchte es gefühlsmäßig gar nicht: Beschleunigen, Überholen und Langstrecke schluckt er, ohne aufzubegehren. Soundmäßig angeben geht auch, sofern gewünscht – einfach das Gaspedal ein bisserl mehr gen Horizontale drücken.
Zurückhaltung und Sparwillen zeigt der Ibiza dort, wo’s auch Menschen mit Sportsgeist am wenigsten stört: beim Verbrauch und bei Details wie zum Beispiel beim Zündschlüssel. Dieser ist noch ein echter mit dazugehörigem Loch (Keyless Open & Go gibt es aber optional). Vielleicht ist auch das ein Grund, warum man auf eine brauchbare Ablage in der Mittelkonsole verzichtet hat.
Familienintern lassen Fabia Monte Carlo und Polo Beats den SEAT Ibiza FR preislich stehen; in puncto Sicherheit, Multimedia und dynamischem Aussehen zieht der Spanier aber davon.

Foto: Robert May

Technische Daten

Motor: Dreizylinder-Benziner, Direkteinspritzung, Turbo
Hubraum: 999 ccm
Leistung: 115 PS (85 kW) bei 5.000 U/min.
Drehmoment: 200 Nm bei 2.000 U/min.
Höchstgeschwindigkeit: 195 km/h
0-100 km/h: 10,5 Sekunden
Verbrauch: 4,7 l auf 100 km
Testverbrauch (Durchschnitt): 5,8 l auf 100 km
CO2: 108 g/km
Getriebe: Sechsgang manuell
Reifen: 215/40 R18
Kraftübertragung: Vorderrad
Fahrwerk: vorne McPherson, hinten Mehrlenker
Bremsen: Scheiben, vorne innenbelüftet; ABS, ESP
Leergewicht: 1.133 kg
Tankinhalt: 40 l
Preis: 18.390 Euro
Preis des Testwagens: 19.380 Euro

Test: Škoda Octavia Combi 4×4 Scout TDI

Tschechisches Armeemesser

Mit der geländetauglichen Version des Octavia Kombi haben die Tschechen wieder ein echtes Allzweck-Werkzeug im Programm.

Ein Kombi ist eben immer praktisch: Viel Stauraum, niedrige Ladekante und keine Einschränkungen beim Fahrverhalten. Noch praktischer wird er, wenn man mit einem Allradantrieb und etwas mehr Bodenfreiheit nachwürzt.
Genau das hat Škoda beim Octavia Scout gemacht und ihn so zum „Schlechtwegekombi“ aufgerüstet. Und dies ist den Ingenieuren auch optisch gelungen.

Foto: Robert May

Zum viel diskutierten „Vier-Augen-Gesicht“ gesellen sich beim Scout 30 Millimeter mehr Abstand zur Straße (im Vergleich zum normalen 4×4-Kombi), eine in silber gehaltener Unterfahrschutz vorne und hinten, sowie kunstoffbeplankte Radhäuser hinzu.
Nicht zu sehen ist das „Schlechtwegepaket“, welches mit Kunststoffabdeckung für den Unterboden sowie die Brems- und Kraftstoffleitungen sicherstellt, dass auch beim flotteren Befahren von Feldwegen nichts kaputt geht. Im Innenraum merkt man ihm seine abenteuertaugliche Ausstattung nicht an, hier ist alles typisch Octavia. Oder, wie Škoda es nennt, „simply clever“.
Foto: Robert May

Der Ausstattungsumfang lässt keine Wünsche offen. Sämtliche Systeme sind logisch aufgebaut und verlangen nur nach einer kurzen Eingewöhnungsphase. Auch in der zweiten Reihe finden Großgewachsene problemlos Platz. Für die Mitbringsel des täglichen Lebens stehen im Heck 610 bis 1.740 Liter Stauraum zur Verfügung.

Goldene Mitte

Unser Testwagen wurde vom 2,0 Liter großen TDI mit 150 PS angetrieben, was wahrscheinlich die vernünftigste Motorisierung des Scout ist. Mit viel Kraft von unten (340 Newtonmeter bei 1.750-3.000 Umdrehungen pro Minute) steht auf asphaltierten Wegen in jeder Lebenslage genug Druck zur Verfügung.
Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe schaltet schneller, als Lucky Luke seinen Colt zieht, und wählt stets die richtige Übersetzung. In der Gegend der Ötschergräben, wo normalerweise Hilux, L200 und Co das Zepter in der Hand haben, gaben wir dem Octavia Scout Auslauf in freies Gelände.

Foto: Robert May

Eines vorweg: Unser kleiner Trial-Ausflug über eine massiv schlechte Schotterpiste wurde von den Sommerreifen und nicht von der Technik gestoppt. Durch seine Bodenfreiheit und dem Allradantrieb samt einer elektronischen Quersperre geht es auch voran, wenn ein oder zwei Reifen der Kontakt zum Untergrund fehlt. Zumindest, solange die Reifen mitspielen.
Auch das nachher gefürchtete Bergabfahren ist kein Problem, dank der Offroad-Funktion. Hierbei bremst der Scout automatisch bei steilen Abfahrten, ohne dabei ins Trudeln zu kommen.
Der Scout rundet die Modellpalette des Octavia ab und ist die erste Wahl für Fischer, Golfer und sonstige Abenteurer.
Foto: Robert May

Technische Daten

Motor: Vierzylinder-Diesel, Direkteinspritzung, Turbo
Hubraum: 1.968 ccm
Leistung: 110 kW/150 PS bei 3.500-4.000 U/Min.
Drehmoment: 340 Nm bei 1.750-3.000 U/Min.
Höchstgeschwindigkeit: 207 km/h
0-100 km/h: 9,3 Sekunden
Verbrauch (Werk): 5,1 l auf 100 km
Testverbrauch (Durchschnitt): 5,9 l auf 100 km
CO2: 130 g/km
Getriebe: Siebengang-Doppelkupplung
Reifen: 225/45 R18
Kraftübertragung: Allrad
Fahrwerk: vorne McPherson; hinten Verbundlenker
Bremsen: Scheiben, vorne innenbelüftet; ABS, ESP
Leergewicht: 1.526 kg
Tankinhalt: 55 l
Preis: 37.269 Euro
Preis des Testwagens: 44.815 Euro

Doppel-Test: Peugeot 3008 & 5008

Könige der Löwen

Aus zwei Vans wurden waschechte SUVs samt eigenständigem Design, jeder jagt in seinem Revier. Ist einer besser als der andere?

Beginnen wir mit den Gemeinsamkeiten: Sowohl 3008 als auch 5008 stehen auf der gleichen Fahrwerksplattform.
Bei beiden Modellen kann man aus fünf verschiedenen Motoren zwischen 130 und 180 PS wählen, je nach Geschmack als Diesel oder Benziner, als Selbst- oder Handschalter.
Der 3008 ist um zwanzig Zentimeter kürzer, aber nur um zwei Zentimeter niedriger als der größere Bruder.

Foto: Robert May
Peugeot 3008 – Foto: Robert May

Peugeot 3008 - Foto: Robert May
Peugeot 5008 – Foto: Robert May

Eigenständig anders

Beim ersten Treffen mit den zwei französischen Familienfreunden beeindruckt die Optik. Die eigenständig gestalteten Scheinwerfer und die scharf gezeichnete Seitenlinie bringen Schwung in den großteils konservativen SUV-Trott.
Innerlich unterscheiden sich die beiden optisch nicht sonderlich. Der größere Radstand beim 5008 bringt mehr Platz in der zweiten Reihe. Eine dritte Reihe kann (händisch, aber immerhin) aufgeklappt werden.

Peugeot 5008 - Foto: Robert May
Peugeot 5008 – Foto: Robert May

Das Design des Interieurs, mit dem kleinen Lenkrad und der zentralen Bedieneinheit, ist so eigenständig wie das Äußerliche. Materialen und Verarbeitung lassen keine Wünsche offen.
Beide Testwagen wurden in der hochwertigsten aller verfügbaren Ausstattungen namens GT ausgefasst.

Gestiegene Ansprüche

Gewöhnungsbedürftig ist die Bedienung, die schon mit ihrer Positionierung einzig und allein auf den Fahrer ausgerichtet ist. Also kämpft man sich ohne Hilfe selbst durch zahlreiche Menüs und Unterpunkte.

Peugeot 3008 - Foto: Robert May
Peugeot 3008 – Foto: Robert May

Die Klima-Einstellungen wurden vollends ins Multimedia-System integriert; man muss zum Temperaturwechsel das Navi verlassen. Dafür entschädigt die animierte Digitalanzeige in der Armatur, die je nach Modus auch die Routenführung dreidimensional anzeigt.
Was uns immer noch gefällt, ist Peugeots Steuerung des Tempomaten. Der schon aus älteren Modellen bekannte Hebel hinter dem Lenkrad ist einfach zu erreichen und zu bedienen.
Mehr erwartet hätten wir uns von der in unseren Testwagen eingebauten Rückfahrkamera. Die könnte ein paar Pixel mehr vertragen. Je schöner das Auto, desto anspruchsvoller der Mensch!

Massage optional

Vor engen Gassen braucht sich niemand zu fürchten, für SUVs fahren sich beide „kompakt“.

Peugeot 3008 - Foto: Robert May
Peugeot 3008 – Foto: Robert May

Peugeot 5008 - Foto: Robert May
Peugeot 5008 – Foto: Robert May

Falls Sie übrigens einmal einen sichtbar entspannt-glücklichen Peugeot-Fahrer sehen, wundern Sie sich nicht: Die optionalen Sitze mit Massagefunktion durch Luftpolster sind ein echter Hit und sehr zu empfehlen.
Das fühlt sich wirklich nach einer Massage an, nicht nach einer Steinigung. Je nach Ambiente knobelt und klopft der eingebaute Masseur auch während der Fahrt auf Fahrer- und Beifahrer ein.

Volle Fahrt geradeaus!

Der 3008 GT wird vom 1,6 Liter großen Diesel mit 120 PS angetrieben. Das hört sich im ersten Moment für einen doch 1,3 Tonnen schweren SUV etwas mager an. Ist es aber nicht.

Peugeot 3008 - Foto: Robert May
Peugeot 3008 – Foto: Robert May

Denn 300 Newtonmeter Drehmoment sorgen für Vortrieb bereits ab 1.750 Umdrehungen. Die Sechsgang-Automatik schaltet sauber und schnell. Nur bei sportlicherer Fahrweise stört das für einen Diesel untypisch lange Ausdrehen der Gänge.
Gefallen hat uns die Lenkung, die mit ihrer Präzision auch in einen Sportwagen passen würde. Löblich sind auch die Steifigkeit der Karosserie und der Geradeauslauf. Der wird kann aber auch störend sein, wenn der 3008 in eine Kurve gebeten werden will.
 
Peugeot 3008 - Foto: Robert May
Peugeot 3008 – Foto: Robert May

Peugeot 5008 - Foto: Robert May
Peugeot 5008 – Foto: Robert May

Allradantrieb gibt es keinen, was aber dem Trinkverhalten zu Gute kommt:
Wir kamen im Mix mit 6,8 Litern Diesel aus. Den im 5008 GT eingebauten Zweiliter-Diesel mit 180 PS braucht‘s bei einem Mehrgewicht von fast 300 Kilogramm, verbrauchsmäßig lag er bei unserer Testfahrt überraschenderweise vorn.
Peugeots SUVs zeigen in ihren Klassen bei Design, Ausstattung und Fahrverhalten der Konkurrenz die Krallen. 2.000 Euro mehr für den 5008 zahlen sich aus, wenn man wirklich viel zu transportieren hat.
Autoren: Michael Hintermayer & Keijo Keke Platzer
Peugeot 3008 - Foto: Robert May
Peugeot 3008 – Foto: Robert May

Technische Daten

Peugeot 3008 GT 1.6 BlueHDi 120 S&S
Motor: Vierzylinder-Diesel, Direkteinspritzung, Turbo
Hubraum: 1.560 ccm
Leistung: 88 kW/120 PS bei 3.500 U/Min.
Drehmoment: 300 Nm bei 1.750 U/Min.
Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h
0-100 km/h: 11,6 Sekunden
Verbrauch: 4,4 l auf 100 km
Testverbrauch (Durchschnitt): 6,8 l auf 100 km
CO2: 108 g/km
Getriebe: Sechsgang-Automatik
Reifen: 225/55 R18
Kraftübertragung: Vorderrad
Fahrwerk: vorne McPherson; hinten Verbundlenker
Bremsen: Scheiben, vorne innenbelüftet; ABS, ESP
Leergewicht: 1.315 kg
Tankinhalt: 53 l
Preis: 41.950 Euro
Peugeot 5008 GT 2.0 BlueHDi 150 S&S
Motor: Vierzylinder-Diesel, Direkteinspritzung, Turbo
Hubraum: 1.997 ccm
Leistung: 133 kW/180 PS bei 3.750 U/Min.
Drehmoment: 400 Nm bei 2.000 U/Min.
Höchstgeschwindigkeit: 208 km/h
0-100 km/h: 9,1 Sekunden
Verbrauch: 4,8 l auf 100 km
Testverbrauch (Durchschnitt): 5,9 l auf 100 km
CO2: 124 g/km
Getriebe: Sechsgang-Automatik
Reifen: 235/50 R19
Kraftübertragung: Vorderrad
Fahrwerk: vorne McPherson; hinten Verbundlenker
Bremsen: Scheiben, vorne innenbelüftet; ABS, ESP
Leergewicht: 1.605 kg
Tankinhalt: 56 l
Preis: 43.950 Euro

Vehemenz im Test: Mercedes E220d

Benz mit Vehemenz

Kleines S, mit etlicher Technologie vom größten Bruder an Bord: wie fährt sich das Business-Mobil von Mercedes?
Ist es vermessen, wenn wir sagen, die Business-Klasse von Mercedes – also nach gewöhnlichen Maßstäben die kleinere Oberklasse – mehr nach S-Klasse ausschaut als die richtige S-Klasse? Optisch tritt er unserer Meinung nach stimmiger auf als das Flaggschiff.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Apropos Tritt: Unter dem Blech gibt es jetzt mehr Gemeinsamkeiten denn je, vor allem in Sachen Assistenz. Gehen wir der Ordnung halber kurz die Fixgrößen durch. Fahrkomfort: ja. Platzangebot: ja. Prestige-Bonus: ja. Und der Preis: ja eh.
Das Testfahrzeug kam auf 74.591 Euro. Auch da ist ein Mercedes eben ein Mercedes. Die Aufpreispolitik ist nicht mehr so pedantisch wie früher.
Unser Testwagen gab sich mit 19-Zoll-Patscherln der AMG-Linie etwas sportiv, aber mit Würde, quasi im Business-Sneaker. Dezenter AMG-Glitter fand sich auch im Innenraum.
Foto: Robert May
Foto: Robert May

Die TFT-Schirme für Instrumente und Infotainment bieten Breitwand-Kino. Ein bisschen mehr optischen Mercedes-Charakter wünscht man sich. Das gilt auch für das hilfreiche Head-up-Display.
Nach Eingewöhnung praktisch sind die beiden Touchpads am Lenkrad. Die Rücksitze sind jetzt 40:20:40 umlegbar.

Schock und Horror

Ja, es war ein Diesel! Wir haben trotzdem überlebt. Die AdBlue-Abgasreinigung kommt schon serienmäßig mit.

Foto: Robert May
Foto: Robert May

Der neue Selbstzünder gibt sich seidiger als sein Vorgänger und agil genug, um den 1,8 Tonnen schweren Stern mit Vehemenz voran zu bewegen.
„Dynamic Select“ heißt die Verstellung der Fahrcharakteristik; im Testbetrieb blieb der Sport-Modus meist ungenutzt. Weil er zum Auto nicht passt. Dabei bieten Antrieb und Fahrwerk auf Wunsch durchaus Sport und leise Musik.
Foto: Robert May
Foto: Robert May

Dank umfangreicher Assistenz wurde automatisch Abstand gehalten, vorgebremst, auf- und abgeblendet, der tote Winkel überwacht und aktiv eingeparkt, darüber wachte eine 360-Grad-Kamera.
Neun Gänge deluxe: die Automatik operiert auf der betont sanften Seite, was primär dem Spritverbrauch zugute kommt. Im realen Fahrbetrieb rutschen wir nur wenig über die Sechs-Liter-Marke. Dank Österreich-Paket darf man 66 Liter Sprit einfüllen.
Eine E-Klasse, wie wir sie erwartet haben, oder sogar besser: mit alten Tugenden bei neuer Technik serviert Mercedes genau das, was die Kundschaft sich wünscht.
Foto: Robert May
Foto: Robert May

Technische Daten

Motor: Vierzylinder-Diesel, Direkteinspritzung, Turbo
Hubraum: 1.950 ccm
Leistung: 143 kW/194 PS bei 3.800 U/Min.
Drehmoment: 400 Nm bei U/Min.
Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h
0-100 km/h: 7,3 Sekunden
Verbrauch (Werk): 4,3 l auf 100 km
Testverbrauch (Durchschnitt): 6,2 l auf 100 km
CO2: 102 g/km
Getriebe: Neungang-Automatik
Reifen: vorne 245/40 R19, hinten 275/35 R19
Kraftübertragung: Heck
Fahrwerk: vorne McPherson; hinten Mehrlenker
Bremsen: Scheibenbremsen, innenbelüftet; ABS, ESP
Leergewicht: 1.815 kg
Tankinhalt: 66 l
Preis: 49.740,50 Euro
Preis des Testwagens: 74.591 Euro

Test: Kia Soul 1.6 T-GDI

Seele aus Korea

Kia hat dem Soul eine ordentliche Leistungsspritze spendiert, doch kann der Crossover dies auch umsetzen?

Der Soul (wie Seele, und wie die koreanische Hauptstadt Seoul) ist seit jeher kein Auto, das einem „passiert“. Gut finden wir, dass sich die Koreaner mit einer sehr eigenständigen Idee auf dem Markt präsentieren.

Foto: Robert May

Denn auch der Innenraum hebt sich vom Rest der Designwelt ab. Vorne wie hinten herrscht genügend Platz für längere Reisen. Man sitzt bequem, die vorderen Sitze könnten vielleicht ein wenig mehr Seitenhalt bieten. Die Übersicht vom Fahrerplatz aus ist tadellos.
Das Infotainment-System ist mit dem acht Zoll großen Bildschirm intuitiv bedienbar. Nur das Navi überraschte mit einer hin und wieder fragwürdigen Routenführung.
Foto: Robert May

Die mit einem LED-Kranz beleuchteten vorderen Boxen sind zumindest ein netter Gimmick, die BOSE-Audioanlage lässt klangtechnisch keine Wünsche offen.
Von außen erkennt man die Spitzenversion nur an den roten Streifen auf den Schwellern, dem in Rot gehaltenen Schriftzug und einem geänderten Stoßfänger vorne. Die 18 Zoll großen Alufelgen runden den Auftritt gelungen ab.

Das Fahrerlebnis

Mit seinem 204 PS starken 1,6 Liter großen Turbobenziner ist der GS-Line der stärkste Sprössling der Soul-Familie. Die Leistungskurve ist jedoch eher gemütlich angelegt, das Drehmoment mit 265 Newtonmeter eher bescheiden.

Foto: Robert May

Wer sich flott bergan bewegen will, verliert den Spaß daran schnell wieder. Grund ist das Kickdown-Pedal, das beim Durchdrücken das automatische Getriebe wild zurückschalten lässt.
Zudem gönnt sich das Siebengang-Getriebe öfters längere Nachdenkpausen. Und mit seinem komfortabel abgestimmten, weich gehaltenen Fahrwerk dreht der Soul schnell über die Längsachse.
Er ist also kein Sportler, was dann auch wieder keine Überraschung ist – denn das soll er gar nicht sein. Nichts zu kritisieren gibt es an der üppigen Serienausstattung beim GS-Line: alles außer Metallic-Lack.
Wer sich mehr dem gepflegten Cruisen verpflichtet fühlt, wird mit dem Kia Soul seine Freude haben. Das ist sein Metier.
Foto: Robert May

Technische Daten

Motor: Vierzylinder-Reihenmotor, Direkteinspritzung, Turbo
Hubraum: 1.591 ccm
Leistung: 150 kW/204 PS bei 6.000 U/Min.
Drehmoment: 265 Nm bei 1.500-4.500 U/Min.
Höchstgeschwindigkeit: 196 km/h
0-100 km/h: 7,8 Sekunden
Verbrauch (Werk): 6,9 l auf 100 km
Testverbrauch (Durchschnitt): 7,8 l auf 100 km
CO2: 156 g/km
Getriebe: Siebengang-Automatik
Reifen: 235/45 R18
Kraftübertragung: Vorderrad
Fahrwerk: vorne McPherson; hinten Mehrlenker
Bremsen: Scheiben, vorne innenbelüftet; ABS, ESP
Leergewicht: 1.363 kg
Tankinhalt: 54 l
Preis: 33.590 Euro
Preis des Testwagens: 34.090 Euro

Nahe Auto-Zukunft: Autonomes Fahren

Deppensicher?

Das Auto der Zukunft fährt selbst: Weniger Unfälle, weniger Stau und Umwelt-Vorteile – wenn’s wahr ist!

Manche halten die Technik bereits für reif zum Betrieb auf öffentlichen Straßen. Autonomes Fahren ist bereits jetzt „narrensicher“, meint der Gouverneur des US-Staates Washington mit seiner Tech-Hochburg Seattle.
Dort werkt eine milliardenschwere Industrie emsig an Auto-Autonomie und lechzt nach Testmöglichkeiten. Drum entlässt er die Versuchs-Mobile in die freie Wildbahn. Herumgekurvt wird auch anderswo schon, aber nur mit menschlichem Fahrer als Backup. In Washington ist man da etwas optimistischer als bei uns.

Alles prima?

Herr und Frau Österreicher haben große Erwartungen an das selbstfahrende Auto, aber Unsicherheit gibt’s auch. 500 Personen ab 15 Jahren wurden dazu von MAKAM Research interviewt. Was man sich vor allem erhofft: weniger Stress. Zwei von drei Befragten erwarten sich durch automatisierten Fahrbetrieb entspannteres Fahren. 26 Prozent befürchten aber eher mehr Stress.
Ebenfalls 26 Prozent (dieselben?) sind skeptisch in Sachen Stau-Reduktion. Dass die Fahrerei für die Passagiere sicherer wird, nehmen 56 Prozent an. An mehr Sicherheit für andere Verkehrsteilnehmer glauben 57 Prozent. 35 Prozent befürchten generell mehr Unfälle als bisher.

Foto: Volvo

Noch Fragen?

Ein Unentschieden gibt es bei den Fragen, ob man sich Zeit erspart und ob es mehr Parkplätze geben wird. Wie schwierig die Führerscheinprüfung in dieser neuen Auto-Welt sein soll, ist ebenfalls umstritten.
Angstfaktor Nummer 1: die Kosten. Neun von zehn befragten Menschen sind überzeugt, dass neue Fahrzeuge teurer werden. Mehr als zwei Drittel erwarten auch höhere Betriebskosten.
In puncto Versicherung rechnen 31 Prozent mit weniger Kosten. Die anderen glauben, dass die Prämien steigen werden.

Wer liegt vorn?

Die Marktforscher von Navigant Research sehen derzeit nur zwei echte „Leader“ am Sektor des automatisierten Fahrens. Und das sind keine schlanken, jungen Tech-Firmen, sondern gestandene Autokonzerne, nämlich General Motors und Ford. Renault-Nissan-Mitsubishi und Daimler sind ihnen dicht auf den Fersen.
Im Verfolgerfeld tummeln sich fast alle arrivierten OEMs und etliche große Zulieferer ebenso wie Tesla und die Google-Filiale Waymo. Sie alle lassen jetzt Milliarden springen, in der Hoffnung auf späteren fetten Profit.

Foto: Continental
Foto: Continental

Nichts für Menschen?

Eigentlich ist das menschliche Gehirn fürs Autofahren gar nicht geeignet, meint die dänische Verkehrspsychologin Mette Møller. Denn es habe sich „seit der Steinzeit nicht bewegt“. Der Mensch lernt dazu, aber er bleibt fehlerhaft. Und leichtsinnig. Telefonieren und auf die Straße achten – kein Problem, oder? Völliges Automatisieren setzt diese Risiken idealerweise auf Null.
Aber: haben das gleiche steinzeitliche Hirn. Was passiert, wenn andere menschliche Verkehrsteilnehmer sich darauf zu verlassen beginnen, dass Autos eh rechtzeitig von selber stoppen? Und wir tun uns schwer, selbstfahrende Autos zu akzeptieren.
Denn sie stehen nicht mehr für Individualität und Freiheit. Uns taugt das Fahren einfach mehr als das Gefahren werden. Trotz oder wegen Steinzeit-Hirn?

Foto: Nissan

Quellen: MAKAM, Navigant, DTU