Das Schloss: Volvo XC90 D5 im Test
Extraklasse
Der Alte hatte 13 Jahre auf dem Buckel und treuen Kundschaft – aber es war Zeit für was Neues, denn die Konkurrenz wird immer stärker…
Bei den großen SUV geht der Trend zu immer mehr Luxus. Stichwort: Bentley! Volvo stellt sich der Herausforderung nur zu gern. Das Heck des XC90 „neu“ zitiert vor allem in den Leuchteinheiten den altvertrauten Stil, ansonsten ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Eine Kühlermaske à la Eiger-Nordwand lässt keine Fragen aufkommen, welches Fahrzeug man da vor sich sieht. Das äußere Auftreten ist gelungen, aber noch lieber betrachteten wir die Sache von innen. So bequem sitzen wir zuhause nie und nimmer! (Ein offener Kamin fehlt vielleicht noch.)
Auch das Audio-Erlebnis ist eines der Extraklasse, dank der Mitarbeit von Mr. Bowers und Mr. Wilkins. Die Integration der Lautsprecher in die Türen, mit Metalleinfassung in der an sich schon sehr schönen Holzapplikation, ist nur eines von vielen liebevollen Details. Die frühere Knöpferlsammlung hat einem neunzölligen Touchscreen Platz gemacht. Die Bedienung ist zumeist weniger kompliziert, mitunter auch anders kompliziert als früher. Apropos Platz: Bis zu fünf Personen reisen sehr bequem, die Vordersitze bieten eine Unmenge an Anpassungsmöglichkeiten.
In der faltbaren dritten Sitzreihe wird’s naturgemäß eng. Ein Wort zum Preis: Der XC90 ist ab 58.450,- Euro zu haben; das Testmodell kommt auf 70.150,- Euro. Die Liste der Ausstattungs-Goodies in der Version „Inscription“ wäre Papierverschwendung; dazu kam einiges aus der umfangreichen Optionen-Liste. Die Zahl 98.730 erfüllte uns mit etwas Andacht. Nur ja kein Parkschaden, bitte!
Volvit! *
Den XC90 gibt es als T6 (Benziner, Turbo und Kompressor), T8 (Benzin-Hybrid) oder wie im Testmodell als Turbodiesel namens D5. Diese Nomenklatur ist etwas irreführend, denn mehr als vier Zylinder sind nicht mehr zu haben. Die Zeiten des bei Yamaha gebauten V8 sind sowieso schon länger vorbei. Die Maschine bewegt über zwei Tonnen Volvo mit wegwerfender Leichtigkeit; die achtstufige Automatik bleibt unaufdringlich wie ein englischer Butler. In der Basis-Einstellung „Komfort“ schmiegt das Fünf-Meter-Mobil sich sänftenartig in die Kurven, was ihm durchaus gut passt.
„Sport“ macht das Fahrerlebnis spürbar straffer. Wer’s braucht! Auch die Vmax von 220 km/h hat uns nicht gekümmert, souveräner Reisekomfort und Traktion auch bei schlechten Fahrbahnverhältnissen waren das prägende Fahrerlebnis. Nein, handlich im Innenstadtverkehr ist er nicht. Neben Ein- und Ausparkassistenz macht auch eine Rundum-Kamera das Rangieren leichter, im Parkhaus ist mitunter Fingerspitzengefühl gefragt. Ein Head-up-Display macht sich sehr nützlich, es zeigt auch Verkehrszeichen an. (Nicht immer die richtigen.) Wenig schlank gab sich der Verbrauch: Die Werksangabe von 5,8 Litern machte uns schmunzeln. Wir notierten im Durchschnitt doch über acht Liter.
99.000 Gründe, einen Volvo zu fahren: Von St. Marx bis St. Moritz, mit dem XC90 reist man immer standesgemäß.
* lat.: er rollt!
Motor: Vierzylinder-Dieselmotor, Common-Rail-Direkteinspritzung, Turbolader
Hubraum: 1.969 ccm
Leistung: 165 kW/225 PS bei 4.250 U/Min.
Drehmoment: 470 Nm bei 1.750-2.500 U/Min.
Höchstgeschwindigkeit: 220 km/h
0-100 km/h: 7,8 Sekunden
Verbrauch (Werk): 5,8 l auf 100 km
Testverbrauch (Durchschnitt): 8,2 l auf 100 km
CO2: 152 g/km
Getriebe: Achtgang-Automatik
Reifen: 235/60 R18
Kraftübertragung: Allradantrieb
Fahrwerk: vorne McPherson-Aufhängung; hinten Mehrlenkerachse
Bremsen: Scheibenbremsen, vorne innenbelüftet; ABS, ESP
Leergewicht: 2.130 kg
Tankinhalt: 71 l
Preis: 70.150,- Euro
Preis des Testwagens: 98.730,- Euro