„DieselGate“: Was bisher geschah
Nochmals zum Mitschreiben
Der Konzernchef ist zurückgetreten, die Aktie ist im Keller, und die Welt spricht vom Abgas-Skandal – aber worum geht’s eigentlich?
Zum Verfahren der Zulassung eines neuen Fahrzeugtyps gehört auch die Ermittlung des Verbrauchs und Abgasausstoßes des Fahrzeugs. Damit die Ergebnisse vergleichbar sind, gibt es normierte Tests mit gewissen Fahrzyklen. Also: Wie lange wie schnell gefahren wird, wie stark beschleunigt wird, welche Nebengeräte (Heizung, Klima,…) wie lange eingeschaltet sind, usw.
Die Tests in Europa, den USA und anderen Weltgegenden sind voneinander unterschiedlich, nicht nur im Ablauf, sondern auch in den Konsequenzen. VW wird vorgehalten, bei der Motorenfamilie EA 189 mit Hilfe der Motorelektronik die Tests ausgetrickst zu haben:
Die Software erkennt den genormten Messzyklus und stellt den Motor auf abgasoptimierten Betrieb um; wenn der Computer merkt, dass wieder „normal“ gefahren wird, schaltet er alle Limits weg. Der Motor bringt seine volle Leistung, auf Kosten der Abgasbilanz.
Wann ist legal legal?
Der europäische Test findet unter Aufsicht der jeweiligen nationalen Behörde statt, und das Testfahrzeug muss natürlich die Emissions-Grenzwerte einhalten – aber nur im Moment des Tests selbst. Das gilt auch für die später punktuell durchgeführten Überprüfungen an Fahrzeugen aus der Serienproduktion.
In Amerika führt der Hersteller selbst den Test durch und legt die Daten vor. Er garantiert aber, dass das Auto den Normen entspricht – nicht nur im Moment des Tests, sondern immer. Und das sind die betroffenen TDI-Autos eben nicht, wenn man den Vorwürfen Glauben schenken will.
Die amerikanischen Pkw-Abgasnormen gehen mit dem Diesel strenger um als die europäischen; zumeist setzen die Hersteller auf andere, teurere Katalysatoren und ein Harnstoff-Additiv. Das macht die Fahrzeuge auch in der Herstellung teurer.
Die europäische Autoherstellervereinigung war mit ihrem Dementi schnell zur Hand: die Causa VW sei ein Einzelfall. Und BMW, von amerikanischer Seite ebenfalls wegen Abgas-Sünden ins Fadenkreuz genommen, schickte ebenso schnell ein Dementi aus.
Nicht nur die Bayern können sich darauf gefasst machen, dass sie demnächst genauestens unter die Lupe genommen werden. Und einige europäische Staaten haben rechtliche Prüfungen angekündigt.
Das VW-Management hörte dieseZeitbombe übrigens schon eine ganze Weile ticken.
Welche Fahrzeuge?
Laut VW geht es um insgesamt fünf Millionen Autos, sagt der neue VW-Konzernchef Matthias Müller. Das sind „zum Beispiel“ die sechste Generation des Golf, die siebente Baureihe des Passat und das erste Modell des Tiguan mit dem entsprechenden TDI-Motor. Alle aktuellen Neufahrzeuge, die der Emissionsnorm Euro 6 entsprechen, sind nicht betroffen.