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Honda Africa Twin am Radstädter Tauern testen

True Adventure Bike Weekend

Die wiedergeborene Legende startet als CRF1000L neu durch – live zu erleben und zu testen ist sie am Wochenende im Salzburger Land.

Foto: Honda
Foto: Honda

Aus dem Rallye-Sport geboren sorgte Ende der 1980er-Jahre die Honda Africa Twin für Aufsehen: Sie siegte vier Mal in Folge bei der Paris-Dakar (der echten), und zwar von 1986 bis 1989. Die publikumsverdauliche Version, die XRV650 (mit 50 PS und 220 Kilo Gewicht), nahm den Nimbus der „Königin von Afrika“ in die Serie mit. Ein Ruf, den sie sich trotz der nachfolgenden, etwas zahmeren aber stärkeren XRV750 (mit 60 PS und 205 Kilo), die bis bis 2000 gebaut wurde, bewahrt hat.
Nach einer längeren Pause – die Nachfolgerin Varadero (XL1000V) wurde nicht so ganz als Africa Twin-Ersatz akzeptiert – reagierte Honda auf die Nachfrage bezüglich einer neuen Twin. Die erschien, im Sinne des Wortes, im Herbst des Vorjahres und trat mit Beginn der Saison 2016 ihre neue Karriere an. Nunmehr nicht mehr als V2, sondern mit einem Parallel-Twin, als CRF1000L, womit sie’s auf 95 PS (und 98 Nm) bringt.
Foto: Honda
Foto: Honda

Ob die neue Wüstenkönigin das Erbe ihrer Ahnin glaubhaft rüberbringt, kann man vom 16. bis 19. 6. 2016 passiv und aktiv ergründen: Im Rahmen des True Adventure Bike-Weekends in Obertauern, Salzburg. Rund ums Motorrad-Hotel Solaria, im Zentrum der Ski-Metropole, stehen neue Twins zum Ausprobieren bereit.
Als Testgelände stehen die Bergwelten rund um den Radstädter Tauern parat. Das Terrain offeriert Asphaltstraßen jeglicher Art und auch den einen sowie anderen Schotter-Pfad, den man unter orts- und fahrkundiger Anleitung erklimmen kann. Die Veranstaltung steht an sich allen Adventure Enduro-Fahrern offen, im Zentrum stehen jedoch die Africa Twins, ob klassisch oder neu.
Infos unter: www.honda.at, www.true-adventure.bike, www.hotel-solaria.at
Fotos: Honda

Vor 50 Jahren: Volvo gewinnt die Safari-Rallye

Ein Sieger, mit dem wenige gerechnet hatten

Erinnerungen an ein glanzvolles Stück Motorsport-Geschichte: Joginder Singh gewinnt im „Buckel-Volvo“ den automobilen Härtetest quer durch Afrika.

Spektakulärer hätte die Abschiedsparty nicht sein können. Erst in seinem letzten Produktionsjahr krönte der erfolgreiche Volvo PV 544 „Buckel Volvo“ seine große Motorsportkarriere mit einem legendären Sieg beim härtesten Rallye-Raid der Welt, der East African Safari Rallye 1965. Am Lenkrad des schnellen Volvo saß der „fliegende Sikh“, Joginder Singh, sein Copilot war Jaswant Singh. Die beiden Brüder starteten für das Rallye-Gastgeberland Kenia mit einem aufbereiteten Fahrzeug, das bereits zwei Motorsportsaisonen und sogar Unfälle überstanden hatte. Ein Stoff, aus dem Helden gemacht sind, und der den siegreichen Volvo weltweit in die Schlagzeilen brachte.
Unzerstörbare Volvo für afrikanische Marterpisten
Als weltweit schwierigste Motorsportprüfung galt die East African Safari-Rallye, eine Herausforderung, die Volvo 1964 mit dem robusten Volvo PV 544 erstmalig annahm. Dazu schickte die Motorsportabteilung gleich vier weiß lackierte Rallyefahrzeuge nach Kenia, dem ausrichtenden Land des Raids über Schotter-, Schlamm- und Sandpisten. Eine sorgfältige Vorbereitung sollte die Volvo PV 544 für die materialmordende Safari siegfähig machen. So erhielten die Rallyefahrzeuge einen auf 96 kW (130 PS) leistungsgesteigerten B18-Motor, eine verstärkte Vorderradaufhängung mit Zweirohr-Gasdruckstoßstämpfern von Bilstein, vordere Scheibenbremsen, zwei Benzintanks sowie soliden Unterfahrschutz für Motor, Getriebe und die Tanks.The Singh brothers and their Volvo PV 544, 1965
Als dann aber ein Streik die Auslieferung der Fahrzeuge erheblich verzögerte, trafen die Teams erst in letzter Minute zum Start der Safari ein. Trainings- und Probefahrten waren nicht mehr möglich. Als ob das alles noch nicht genug war, gab sich die härteste Rallye der Welt 1964 gnadenloser als in den Vorjahren. Von 94 gestarteten Fahrzeugen erreichten nur 21 Teilnehmer die Ziellinie. Carl-Magnus Skogh war der einzige Volvo-Fahrer, der bis zum Ende des Fünf-Tage-Marathons durchhielt. Aber er erreichte das Ziel nicht innerhalb des vorgegebenen Zeitlimits – mit der bitteren Konsequenz, dass Skogh nicht in den Ergebnistabellen berücksichtigt wurde.
Nach dieser Rallye verblieb Tom Tranas Volvo PV 544 beim kenianischen Importeur Amazon Motors, wo Joginder Singh auf das Fahrzeug aufmerksam wurde. Der Kenianer Singh brachte zu diesem Zeitpunkt bereits die Erfahrung aus mehreren Safari-Starts der vergangenen Jahre mit. Außerdem hatte er sich für die Saison 1964 bei Amazon Motors einen Volvo PV 544 geliehen, mit dem er bei kleineren afrikanischen Rallyes startete. Nach jedem Einsatz entwickelte Singh diesen Volvo erfolgreich weiter, um ihn noch besser auf die schlechten Straßen und die brutalen Bodengegebenheiten Afrikas abzustimmen.
Ein Rallyechampion wie Phönix aus der Asche
Fünf Monate vor dem Start zur 13. Safari Rallye im April 1965 einigte sich Joginder Singh dann mit Amazon Motors auf einen Ratenkauf jenes Volvo PV 544, der zuvor von Tom Trana gefahren worden war. Vor einem neuen Rallyeeinsatz musste das unfallbeschädigte Fahrzeug, das überdies bereits zwei komplette Rennsaisons hinter sich hatte, neu aufgebaut und abgestimmt werden. Eine Arbeit, die Joginder Singh gemeinsam mit seinem Bruder Jaswant erledigte. Obwohl die Brüder Singh bereits mehrfach durchaus erfolgreich mit anderen Marken bei der Safari gestartet waren, traute den beiden Turban tragenden Sikhs niemand viel zu. Schließlich war der Vorjahresstart für Volvo ein Flop gewesen und 1965 gab es noch härtere Konkurrenz durch erfahrene Rennställe großer Marken. The Singh brothers and their Volvo PV 544, 1965
Hinzu kam vermeintliches Pech bei der Startnummernverlosung. Joginder und Jaswant Singh mussten als erste starten, was bisher kaum jemandem Glück gebracht hatte. In diesem Jahr war jedoch alles anders. Die erste Wertungsprüfung wurde bei trockener Witterung gefahren, zum Vorteil der das Feld anführenden Brüder, die sich so nicht im Blindflug durch die dichten Staubwolken Vorausfahrender kämpfen mussten. Die zweite Safari-Etappe führte dann über rutschige Strassen und durch regelrechte Schlammlöcher. Aber der Volvo lag weiter in Führung, zumal die Brüder eine spezielle Technik entwickelt hatten, um sich aus dem Schlamm zu befreien. Am Heck des Volvo waren zwei Griffe angebracht. An diesen hielt sich Jaswant fest, während er schaukelnd auf der hinteren Stoßstange stand, um mehr Druck auf die schmal bereiften Antriebsräder auszuüben. Dank diesem System menschlicher Traktionskontrolle konnte der Lenkradkünstler Joginder den Volvo bis ins Ziel in Führung halten.
Als die Singh Brüder dann am fünften Rallyetag in Nairobi die Ziellinie querten, kannte der Jubel der Zuschauer keine Grenzen. Zumal der zweitplatzierte Ian Jaffray erst eine Stunde und 40 Minuten später eintraf. Joginder Singh wird seitdem voller Bewunderung „Fliegender Sikh“ genannt – nie gewann ein Safari-Sieger mit größerem Vorsprung.
Joginder Singh fuhr im Verlauf seiner späteren Rallyekarriere noch verschiedene weitere Volvo-Modelle. Bei Starts zur Schweden-Rallye war er zwar nicht ganz so erfolgreich, dafür gelangen dem Überflieger in den 1970er Jahren zwei weitere Siege bei der Safari. In allen Interviews aber betonte Singh, der 2013 im Alter von 81 Jahren in London verstarb, dass der Volvo PV 544 sein Lieblingsauto ist.
Fotos: Volvo