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Schlagwort: Auto

Wirklich völlig losgelöst: Renault Symbioz

Zukunft auf Rädern

Ausblick auf das automatisierte Autofahren mit einem vollelektrischen Demo-Car.

Neu denken wird man sich das Autofahren wohl müssen. Die Entwicklung geht weg von der Aktivität, hin zur Passivität. Denn Automatisierung ist die Tendenz, auch in der Welt der individuellen motorisierten Mobilität.
Es scheint, als wäre Fahrspaß zunehmend verpönt und das Thema der Zukunft – Hand in Hand mit der Antriebs-Elektrifizierung – das Überlassen der Entscheidungsfreiheit an Computer. Eine Vorschau darauf, wie Renault das sieht und gestalten will, offerierte die Rhombusmarke vergangenen Herbst auf der IAA in Gestalt des Concept Cars Symbioz.
Er führt die Design-Ansätze seiner Vorgänger-Prototypen DéZir und Trézor fort; es ist aber ein viersitziges Sport-Coupé. Details wie die Lichtsignatur zitieren die aktuellen Serienbrüder, das Interieur ist futuristisch mit komfortabler, wohnlicher Ausstattung.
Eine Kostprobe, wie sich das leibhaftig und unter weitgehend realistischen Bedingungen anfühlt, lieferte Renault mit dem vom Concept weiterentwickelten Demo Car. Es schafft die vierte von Stufen des als „autonom“ klassifizierten Fahrens.

Foto: Renault

Location war die hauseigene Entwicklungs-Dependance eine gute Autostunde von Paris entfernt. Von dort aus hat der Symbioz bislang gut 10.000 Fahrkilometer abgespult – vor allem auf einem mit den örtlichen Behörden und dem Betreiber akkordierten Teilstück der Autobahn A13, der „Route de Normandie“.

Fährt auch passiv

Das Hauptquartier mitten in den Garten eines klassischen französischen Châteaus könnte durchaus als futuristisches Wohnhaus durchgehen – eines mit Wohnzimmer-Garage. Darin kann sich der fast fünf Meter lange, nicht ganz zwei Meter breite und weniger als eineinhalb Meter hohe Batterie-Elektriker auf einer Plattform drehen.
Zum Beispiel um fürs Laden oder Auslesen der Daten in die passende Position gebracht zu werden. Hier wird der Flachmann mit mehr als drei Meter Radstand nicht nur garagiert, sondern auch präpariert für eine rund hundert Kilometer lange Testfahrt.
Für die sollte er trotz Strom-konsumierender Onboard-Testgeräte, voller Besetzung (vier Personen) und fleißiger Klimatisierung bei normannisch-winterlichem Wetter mit viel Regen und wenig Sonne, angesichts einer angegebenen Reichweite von fünfhundert Kilometern ausreichend gerüstet sein. Selbst wenn die beiden Elektromotoren an der Hinterachse, ein Aggregat pro Rad, bis zu 680 PS Spitzenleistung und ein Maximal-Drehmoment von 660 Newtonmetern produzieren.

Foto: Renault

Das klingt nicht nur markig, das fühlt sich – selbstverständlich im Aktivfahr-Modus – auch so an, auf den spärlich befahrenen Landstraßen. Der Akku sitzt im Wagenboden, die Leistungselektronik ist unter die Fronthaube gepackt. Der sportlich konzipierte Elektriker wirkt fein ausbalanciert, und je nach Fahrmodus – „Classic“ oder „Dynamik“ – benimmt er sich entweder typisch französisch komfortabel oder dynamisch-sportlich.
Denn, entgegen der eingangs angesprochenen Befürchtung, will Renault nicht am Fahrspaß rütteln. Der stellt sich spätestens beim Durchpfeilen unzähliger Kreisverkehre auf dem Weg zur Autobahn auch absolut ein.
Die Kombination aus Heckantrieb und Vierradlenkung greift sich sehr sportlich an. Damit gelingt das Einreihen in den flott fließenden Autobahnverkehr in einem Wimpernschlag ohne Blick in die Rückspiegel. Denn es gibt keine. Deren Aufgabe nehmen Kameras und ein Display pro Seite, im gewohnten Blickfeld.
Wie auch immer, die angegebenen sechs Sekunden für den Null-auf-100-Sprint glauben wir dem 2,2-Tonner. Dessen System signalisiert bei einem Speed von rund 120 km/h, das Fahren übernehmen zu können und in den „Hands Off“-Modus zu wechseln.

Route de Autonomie

Ist der Pilot dazu bereit, muss er die Hände vom Lenkradkranz nehmen und auf dem Volant für ein paar Sekunden simultan zwei Tasten drücken. Ist das gelungen, kann man dem Lenkrad zuschauen. Kommod zurückgelehnt: Mobiliarposition, Lichtstimmung, Sound und Raumparfumierung stimmen sich auf den Fahrmodus ab.

Foto: Renault

Man kann auch, den Sitz ein wenig aus der Achse gedreht, die Landschaft betrachten. Oder beobachten, wie das automatisierte System den Blinker einschaltet, zum Überholen die Spur wechselt, sich wieder einreiht, wie beschleunigt und gebremst wird.
Eine Ahnung davon hat man ja, wenn Automaten wie Abstands- und aktiver Spurhalteassistent etc. in etlichen Fahrzeugen schon ausprobiert hat. Trotzdem: Gehört man zur Fraktion der aktiven Autofahrer, zuckt es hier und da in den Händen, um korrigierend einzugreifen.
Inzwischen stellt eine Flut von Anzeigen und Darstellungen und Hinweisen auf den Monitoren (OLED-Screens), die Kombiinstrument und Infotainment-Display ersetzen – hinter dem Lenkrad und auf der Mittelkonsole sowie im Head-Up-Display – die jeweilige Aktivität dar. Zu der auch die Ankündigung und die Ausführung des Passierens einer Mautstelle gehört. Die der Symbioz unter der (An-)Leitung eines GPS-Signals absolviert.
Die Kommunikation zwischen Sensoren und Infrastruktur ist angesichts etlicher auseinander laufender Spuren und der Absenz von Markierungen (noch) nicht möglich. Möglich ist aber das Wechseln in die nächste Stufe der Fahr-Automatisierung, in den „Mind Off“-Modus. Zwecks Anschaulichkeit bekommt man dafür eine Datenbrille aufgesetzt. Der Gedanke an einen Blindflug stellt sich ein und die Frage, ob man der Elektronik vertrauen kann.

Funktioniert blendend

Man ist ohnehin nicht allein. Zwingend vorgeschrieben ist für die Testfahrten ein Techniker auf dem Beifahrer- und einer auf dem Rücksitz, plus Begleitfahrzeug. Dem kann man ebenso wenig Beachtung schenken wie der blauen Außenbeleuchtung des Symbioz oder dem realen Geschehen auf der regennassen Autobahn.

Foto: Renault
Foto: Renault

Denn die virtuelle Realität gaukelt zunächst eine frühlingshaft sonnige Normandie vor. Danach in rascher Abfolge eine dicht bebaute Stadt mit starker Ähnlichkeit zur Défense in Paris, daraufhin eine beeindruckende Sonnenfinsternis und schließlich einen Seine-Rundflug mitten in einem Schwalbenschwarm. Spätestens dann ist man endgültig „Mind Off“. Bei Autobahntempo, nicht unter hundert Kilometer pro Stunde.
Zurück in die grau-vernieselte Realität. Die tief stehende Wintersonne kämpft wacker gegen die grauen Regenwolken, hin und wieder schickt sie leuchtende Strahlen auf den spiegelnden Asphalt. Und verwirrt die Augen der Kameras. So wie es ein dichter Schneeschauer, starker Regen, Gischt aus Wasser- und Schlammlacken sowie fetter Nebel auch tun könnten.
Bevor sich jedoch die korrespondierenden Sensoren aus dem Steuerungs-Konzept bringen lassen, startet der Begleiter das redundante System und steuert den Symbioz per Joystick ein Stück, bis zur Rückkehr in den aktiven Fahrmodus. Und mit der Versicherung, dass das System mit der Nacht gut zurechtkommt.
Der Rückweg über die Dörfer zum Château offenbart, dass der Symbioz auch enge und winkelige Gassen meistern kann. Das Einparken ins Wohnzimmer nehmen die Techniker dann aber doch lieber selbst in die Hand. Obwohl er das selber können soll, dank Valet Parking.
Foto: Renault

Für die Entwicklung eines künftigen Serienmodells hat sich Renault eine Reihe Partnern ins Boot geholt. LG ist zuständig fürs Cockpit, respektive die Schnittstelle Mensch-Maschine. Ubisoft stellt die Datenbrille. Devialet steuert das Soundsystem bei. Sanef, Betreiber der A13, kooperiert in bezug auf die Infrastruktur (V2X-Kommunikation). TomTom liefert die Navigationsdaten. IAV ist zuständig für die Integration der Sensoren und die Algorithmen.
Auch wenn die Fahr-Automatisierungs knapp vor der Türe stehen soll ist eine Reihe von Fragen nach wie vor noch offen. Eine betrifft die gesetzlichen Regelungen. Voll autonomes Fahren ist nach wie vor in Europa nicht zulässig.
Renault will vorerst den „autonomen“ Modus auf Autobahnen, Schnellstraßen und Verkehrswege mit Mittelstreifen beschränken. Nach wie vor nicht abschließend geklärt sind die Themen Haftung und Versicherung. Und der wirksame Schutz vor Hackern.
Schließlich liefert nicht nur der Symbioz enorme Datenmengen. Diese werden mit zwei Terabyte pro autonom fahrendem Auto und Stunde beziffert. Während der Entwicklungsphase sind es noch viel mehr.
Foto: Renault
Foto: Renault

Technische Daten
Antrieb: zwei E-Motoren (einer pro Hinterrad), Vierradlenkung
Spitzenleistung: 680 PS, 660 Nm
Dauerleistung: 490 PS, 550 Nm auf Dauer
Beschleunigung: 0 auf 100 in 6,0 Sekunden
Akku-Kapazität: 72 kWh
Spannung: 700 Volt
Speicher-Kapazität: bis zu 100 kW/h
Länge/Breite/Höhe: 4,92/1,92/1,44 Meter
Radstand: 3,07 Meter
Gewicht: 2.200 Kilogramm
Reichweite: 500 Kilometer
Ladezeit: 30 Minuten für 80 Prozent (mit 150 kW)
Sensoren: 34 – Kameras, Lidar, Radar, Laser, Ultraschall
Fahrprogramme: drei – „Classic“, „Dynamic“, „Autonomous Driving“ (AD)
AD-Konfigurationen: drei – „Alone@Home“, „Relax“, „Lounge“

Neu, klein und kariert: VW up! GTI

Zwei Klassen kleiner

Und trotzdem nicht weniger Auto: Die Schlüsselreize sind da, der GTI zum Einstecken ist Wirklichkeit.

Das Original – Moment: Originale sind natürlich alle GTI aus dem Hause Volkswagen, fangen wir anders an – also das Original-Original des Jahres 1976 brachte 110 PS mit. Der up! In seiner muskulösesten Variante darf deren 115 ausliefern. Dies wie gewohnt aus drei Zylindern mit insgesamt 999 Kubikzentimetern Hubraum.

Foto: VW
Foto: VW

In der Modellhierarchie sitzt der up! auf einer Stufe, die es 1976 noch gar nicht gegeben hat, nämlich unterhalb des Polo. Mit knapp 3,6 Metern Länge ist er gar nicht so viel kompakter als sein Urahne, außerdem wegen Crash-Vorschriften und Komfort-Wünschen ungefähr 150 Kilo schwerer.
Dafür auch schneller – sofern erlaubt (also eh nicht bei uns), kratzt er an der 200-km/h-Marke.

Der Sinn?

Man grübelt: braucht ein Kleinwagen das? Gegenfrage: wer hat den Golf GTI gebraucht? Gewollt hat ihn bis heute fast eine halbe Million Kunden.

Foto: VW
Foto: VW

Und übrigens sind 115 PS heutzutage grundsätzlich nichts besonderes mehr. Auf die Präsentation kommts an! Das Kleinformat verspricht agile Kurvenfreude. Gefeilt wurde am Fahrwerk (15 Millimeter tiefer) und der Lenkung.
Beim schnellsten up! sind natürlich alle Kleinigkeiten an Bord, die dem/der GTI-Freund/in Freude machen.
Foto: VW
Foto: VW

Karierte Sitze: check. Golfball-Schaltknauf: check. Die dezenten Sport-Streifen außen: check. Leistbare Performance für alle Tage: check.
Zu kaufen gibt’s ihn ab 16.590 Euro inklusive aller Taxen.
Foto: VW
Foto: VW

Auktion: die teuersten Autos unterm Hammer

Zum ersten…!

Blühendes Geschäft beim Auktionshaus RM Sotheby’s: heuer gab es ein paar Rekordergebnisse.

Damit wir uns recht verstehen, alle Preise sind in Dollar, zuzüglich Provision und Nebenkosten.
Keine Überraschung: Sechs der Top 10 heißen Ferrari. Überraschung: Das teuerste Stück kommt nicht aus bella Italia, sondern aus dem United Kingdom. Und es ist das wertvollste jemals versteigerte britische Auto.
Die Top 10
10. 1955 Ferrari 121 LM Spider – $5,720.000
9. 1939 Mercedes-Benz 540 K Spezial Cabriolet – $6,600.000
8. 1959 Aston Martin DB4GT Prototyp – $6,765.000
7. 2001 Ferrari F2001 – $7,504.000
6. 1937 Bugatti Type 57S Cabriolet – $7,700.000
5. 1961 Ferrari 250 GT SWB Berlinetta – $8,305.000
4. 1959 Ferrari 250 GT LWB California Spider – $9,504.550
3. 2017 Ferrari LaFerrari Aperta – $10,043.000
2. 1959 Ferrari 250 GT LWB California Spider Competizione – $17,990.000
1. 1956 Aston Martin DBR1 – $22,550.000

Foto: RM Sotheby's
Foto: RM Sotheby’s

Fahren mit H2: Honda Clarity Fuel Cell

Stilles Wasser

Noch klarer in der zweiten Generation: Honda hat die Technik des Brennstoffzellen-Antriebs weiter verbessert.

Die EU will den maximalen CO2-Ausstop pro Auto bis 2020 auf 95g/km herunterbringen. Nicht nur Europa drängt darauf. Nicht erst deswegen konzentriert sich Honda auf elektrischen Strom als Antriebsquelle. Beispiele von Honda-Hybriden waren bisher Civic, Insight, CR-Z und Jazz.
Schon in den 1980ern hat der japanische Hersteller bereits mit der Forschung an der Brennstoffzelle begonnen. Dabei wird Strom mittels Wasserstoff an Bord gewonnen. Das soll die Nachteile des elektrischen Fahrens ausgleichen: voluminöse Akkus mit begrenzter Kapazität, gegenüber Verbrennern wenig konkurrenzfähige Reichweite, langes „Tanken“, und so weiter.

Foto: Honda
Foto: Honda

Die Erkenntnisse der Honda-Techniker führten ab Ende der 1990er zu den Prototypen FCX1 bis FCX4. Das erste Kleinserienmodell, ein zweitüriger Viersitzer, kam 2008 auf den Markt – allerdings nur in Japan und in den USA.
2008 hatte sich der Wasserstoff-Honda zum viersitzigen Viertürer mit Stil-Zitaten des Civic ausgewachsen. Die Reichweite gab Honda mit 460 Kilometern an. 2010 waren zwei Exemplare in Österreich zu Gast. 2016 präsentierte Honda die zweite Generation des Clarity, jetzt heißt er außerdem „Fuel cell“.

Clarity heute

Er steht auf einer neu entwickelten Frontantriebs-Plattform. Die um 33 Prozent verkleinerte Zellen-/Antriebseinheit sitzt nun unter der Motorhaube. Die Leistung ist auf 174 PS (und 300 Nm) gestärkt.

Foto: Honda

Unter den Vordersitzen ruht die Speicherbatterie, unter der Fondbank und im Kofferraumbereich sind die beiden Wasserstofftanks mit 24 und 117 Litern (das macht komprimiert fünf Kilogramm) untergebracht. Damit geht sich nunmehr Fünfsitzigkeit aus, und es bleiben im knapp fünf Meter langen, 1,9 Tonnen schweren Wasserstoff-Elektriker 334 Liter Volumen für Ladegut.
Somit ist der Clarity gut für den Null-auf-100-Sprint in 9,0 Sekunden. Der Top-Speed ist mit 165 km/h elektronisch limitiert. An Reichweite verspricht Honda 650 Kilometer. Dieser aktuelle Clarity stand für eine Probefahrt in Niederösterreich parat.

Wie fährt sich das?

Er wirkt ausgefeilt, im Vergleich zum Vorgänger fällt die fast völlige Betriebs-Lautlosigkeit auf, die akribischen Geräuschdämmungsmaßnahmen sperren auch Abroll- und Windgeräusche weitgehend aus. Wesentlich luftiger geworden ist das Raumgefühl, in beiden Reihen.
Ausgereift wirkt die komfortable und dennoch sportiv interpretierte Fahrwerksabstimmung samt präziser Lenkung. Die Antrittsbereitschaft entspricht exakt den Erwartungen, die man an einen Elektroantrieb stellt. Ein stufenloses Getriebe macht das Schalten obsolet.

Foto: Honda
Foto: Honda

Überholvorgänge absolviert der Wasserstoff-Japaner ebenso lässig wie flotte Autobahnauffahrten. Es war nur einee kurze Bekanntschaft. Auf die Speed-Spitze haben wir’s vorsichtshalber nicht getrieben. Und für ein Ausloten der Reichweite war leider nicht genug Zeit.
Bemerkbar war trotzdem, wie – ganz wie bei allen anderen Arten von Antrieben auch – die Fahrweise das Verbrauchsverhalten beeinflusst.

Für Projekt-Piloten

Bestandteil der Testrunde war Nachtanken. Das Nachfüllen des Treibstoffs ist simpel und erfordert keine Sonder-Schulung.
Und es ist nunmehr auch in Wiener Neudorf möglich, seit Herbst 2017 führt man dort Wasserstoff, was die Zahl der H2-Versorger auf fünf Standpunkte bundesweit erhöht. Flächendeckend kann man das nicht nennen; aber immerhin ist der Anfang gemacht.

Foto: Honda
Foto: Honda

Zu haben ist der Honda Clarity in Österreich nach wie vor (noch) nicht. Die Produktionszahlen sind derzeit ohnehin niedrig: 200 Fahrzeuge pro Jahr. Das Gros wird in Japan und den USA ausgeliefert.
Für Europa sind vorerst zehn Fahrzeuge vorgesehen. Sie kommen nicht in private Hände, sondern laufen in Pilotprojekten, die Testergebnisse liefern sollen. Wie wird sich das fahren?
Foto: Honda

Neu & aus Graz: Jaguar E-Pace

Junger Jäger

Talentiert auch abseits des Asphalts, gebaut in Österreich: Jaguar schickt ein Kompakt-SUV ins dicht besetzte Segment.

Ohne SUV gibt’s derzeit kein markantes Verkaufs-Plus. Auch exklusive Marken kommen nicht darum herum. Jaguar hat bereits den F-Pace. Bei den kompakteren Crossovern steckt aber der größte Profit. Dort jagt jetzt der E-Pace. Für den bulligen Auftritt standen F-Pace und der Sportwagen F-Type Pate.

Foto: Jaguar

Auch im Interieur wurden Details aus dem F-Type in den E-Pace transplantiert: Fahrer-zentriertes Cockpit, Fahrmodus-Schalter, sportliches Gestühl. Hinter dem Volant breitet sich ein 12,3 Zoll großes konfigurierbares TFT-Display aus. Information und Navigation finden auf einem 10 Zoll großen Touchscreen statt.

Auf den Vorderpfoten?

Die technische Basis auf der Plattform von Range Rover Evoque und Land Rover Discovery Sport sieht man ihm nicht an. Alu-Motorhaube, -Dach und -Heckklappe rücken das Gewicht auf 1.775 bis 1.926 Kilo. Erstmals werden nur die selbst entwickelten Ingenium-Motoren angeboten, allesamt aufgeladene 2,0l-Benziner.

Foto: Jaguar

Benziner zum Start haben 240 und 300 PS, die Diesel 150 (manuelles Sechsgang-Getriebe), 180 (Automatik optional) und 240 PS. Mit 150 PS wird der Selbstzünder manuell über sechs Gänge geschaltet. Alle anderen Leistungsstufen fahren mit neungängigem automatischem Wandlergetriebe.
Der E-Pace ist der zweite Fronttriebler der Geschichte der Marke. (Der X-Type war im Kern ein Ford Mondeo.) Nur beim Einstiegsdiesel gibt es kein Allrad.
Das Standard-4×4-System arbeitet mit elektronisch gesteuerter Lamellenkupplung. Die stärksten Stufen haben ein heckbetont ausgelegtes System. Es agiert mit zwei Lamellenkupplungen an der Hinterachse. Ein Torque Vectoring-System hält den E-Pace in der Spur.
Foto: Jaguar

Weitere Elektronik sorgt für Grip auf rutschigem Untergrund. Das fördert im Verein mit der neu konstruierten Vorderachse die Fahrdynamik auf Asphalt, auch im Normal- und speziell im Dynamik-Modus.
Einen Modus für Offroad gibt’s auch; Wasser darf durchaus bis zu einem halben Meter tief sein. 204 Millimeter Bodenfreiheit und 500 Millimeter Wattiefe machen’s möglich.

Für alle Tage

Zu Fahrdynamik und Trittsicherheit bietet der E-Pace auf seiner Basis von 2,681 Metern Radstand auch eine Menge praktischer Seiten. Fünf Menschen finden Platz, wobei im Fond hinter durchschnittlich großen Vorderbänklern sogar mehr als in einer Billigairline-Kabine.
Dazu gibt’s 557 Liter Basis-Kofferraum, erweiterbar bis auf klassenüblichen 1.234 Liter. Weiters gibt’s große Staufächer in den Türen und zwischen den Sitzen, dazu fünf USB-Schnittstellen und vier 12 Volt-Anschlüsse.

Foto: Jaguar
Foto: Jaguar

Das Konvolut an Assistenzsystemen ist ziemlich komplett, inkusive Wankneigungskontrolle und Anhängerstabilisierung. Im Optionen-Programm finden sich unter anderem 21-Zoll-Räder (einmalig im Segment), Matrix-LED-Leuchten, Glas-Panoramadach, Heckklappe mit Gestensteuerung, elektrisch ausfahrbare Anhängerkupplung und vieles mehr.
Der Geburtsort des Engländers ist Österreich: Er rollt, wie der Elektriker I-Pace, bei Magna Steyr in Graz vom Band. Geplant ist derzeit eine Produktion von rund 60.000 Stück pro Jahr. Der Preis: ab 37.000 Euro.
Foto: Jaguar
Foto: Jaguar

Open-Air-Test: Audi A5 Cabrio

Offen für fast alles

Die gestreckte Motorhaube steht für gestrecktes Selbstvertrauen: Das A5 Cabriolet ist aus der Audi-Familie nicht mehr wegzudenken.

Sogar als Erstwagen ist der A5 tauglich. Genug Platz ist da sowohl im langen Kofferraum für den wöchentlichen Einkauf als auch auf den Rücksitzen für die kleinen Kinder. Umzugskartons und größere Abkömmlinge müssen allerdings mit dem Bus fahren.

Foto: Michael Jurtin

Genau da ist der Haken von sportlichen Cabrios der Mittelklasse. Oder besser: von Cabrios generell. Einen Satz aus dem Produktkatalog von Audi kann man getrost streichen: „An Bord des A5 Cabriolet genießen bis zu vier Personen intensiven Fahrspaß.“
Denn die zwei Mitfahrer auf der Rückbank sind doch beengt und werden womöglich ob des Tempos des, in unserem Fall 150 PS starken, A5 auch etwas unruhig. Fairerweise sei gesagt, dass das bei anderen Autos dieser Kategorie nicht anders ist.
Helfen kann man sich da mit offenem Verdeck. Die beste aller Varianten ist aber: selber fahren.
Foto: Michael Jurtin

Lustgewinn

Der A5 schluckt Unebenheiten und Kompressionen wie nichts weg und bleibt unerschütterlich, gleichzeitig reicht ein leichtes Ziehen am ovalen Lenkrad, um solide und (wenn man’s mag) sportlich Kurve für Kurve aufzufressen.
Bis zu 30 Fahrassistenzsysteme mischen sich ein, die Fahrlust wird aber vom Computer Gott sei Dank nicht erstickt. Das Verdeck spielt alle Stückeln und schafft es sogar, mit dem Coupé und Sportback in Sachen Linie zu konkurrieren.

Foto: Michael Jurtin
Foto: Michael Jurtin

In knapp 15 Sekunden faltet die trickreiche Mechanik das Stoffdach ins scharf konturierte Heck des A5, und das bis Tempo 50. Da hat man Glück, wenn man wie wir an einem der letzten schönen Herbsttage eine Ausfahrt mit dem A5 in Angriff nimmt. Wenn das Kapperl oben bleibt, ist zumindest für Ruhe gesorgt:
Das in vier Farben erhältliche Stoffdach ist nun serienmäßig als geräuschdämmendes Akustikverdeck ausgeführt, was auch in (für Cabriofahrer lästigen) Tunneln wirklich funktioniert. Neu ist, dass die Stoffhaube jetzt mit einem Drücker elektrisch öffnet und schließt.
Foto: Michael Jurtin

Ablenkungsgefahr

Xenon-Scheinwerfer, das Fahrdynamiksystem „drive select“ und Teilledersitze zählen ebenso zur Serienausstattung.
Das virtuelle Digitalcockpit mit Satellitenbildern aus Googles Erde lässt die Ablenkungsgefahr am Beginn des gemeinsamen Lebens mit dem A5 deutlich steigen. Ein Head-up-Display gibt es extra.
Die sportliche Linie bringt, wie am Testauto zu sehen, für In- und Exterieur die Extraportion Dynamik. Wer noch mehr davon will, sollte den S5 ins Auge fassen.

Foto: Michael Jurtin
Foto: Michael Jurtin

Sexier ist sicher der Benziner, Fahrspaß gibt‘s aber so oder so, denn fahrdynamisch macht dem A5 auch oben ohne keiner etwas vor.  Über die Extraliste von Audi hüllen wir den Mantel des Schweigens, nur so viel: Diebstahlhemmende Radbolzen kosten 31,98 Euro extra.
Die Nische für solche Fahrzeuge ist in Österreich ziemlich klein. Das ist schade, denn dieses Auto ist wirklich rundum gelungen.
Foto: Michael Jurtin
Foto: Michael Jurtin

Technische Daten

Motor: Vierzylinder-Diesel, Direkteinspritzung, Turbo
Hubraum: 1.968 ccm
Leistung: 190 PS (140 kW) bei 3.800 U/min.
Drehmoment: 400 Nm bei 1.750 U/min.
Höchstgeschwindigkeit: 232 km/h
0-100 km/h: 8,3 Sekunden
Verbrauch: 4,5 l auf 100 km
Testverbrauch (Durchschnitt): 5,8 l auf 100 km
CO2: 118 g/km
Getriebe: Siebengang-Automatik
Reifen: 245/40 R 18
Kraftübertragung: Vorderrad
Fahrwerk: vorne McPherson, hinten Mehrlenker
Bremsen: Scheiben, vorne innenbelüftet; ABS, ESP
Leergewicht: 1.765 kg
Tankinhalt: 40 l
Preis: 52.240 Euro

Neu: Honda Civic mit optimiertem Diesel

Selbst gezündet

Andere verabschieden sich langsam vom Diesel, Honda arbeitet an den seinen fleißig weiter.

Als Fünftürer ist der 1.6 i-DTEC ab März zu haben, zwei Monate später folgt dann die Limousine. Anfänglich wird nur sechsgängig geschaltet, Mitte des Jahres kommt eine neunstufige Automatik dazu. Aus 1.597 cm3 Hubraum wird eine maximale Leistung von 120 PS (88 kW) bei 4.000 U/min und ein maximales Drehmoment von 300 Nm bei 2.000 U/min geschöpft.
Der CO2-Ausstoß von 91 g (Civic Limousine) und 93 g (Civic Fünftürer) entspricht einem kombinierten Kraftstoffverbrauch von 3,4 l/100km bei der Civic Limousine und 3,5 l/100km beim Civic Fünftürer (alle Werte gemessen im aktualisierten WLTP-Testzyklus, zur Vergleichbarkeit ausgewiesen nach NEFZ).
Die Preise inklusive Abgaben:
Civic Fünftürer S 1.6 i-DTEC
EUR 21.990,-
Civic Fünftürer Comfort 1.6 i-DTEC
EUR 23.490,-
Civic Fünftürer Elegance 1.6 i-DTEC
EUR 25.990,-
Civic Fünftürer Executive 1.6 i-DTEC
EUR 28.790,-

Foto: Honda

Der Motor hat als einer der ersten offiziell das Real Driving Emissions-Verfahren (RDE) durchlaufen. Dabei wird der Ausstoß von Schadstoffen wie NOx während der Fahrt auf der Straße gemessen. RDE-Tests werden neben dem neuen laborbasierten Testzyklus WLTP durchgeführt. Angegeben werden die Ergebnisse zur besseren Vergleichbarkeit vorerst noch laut NEFZ.
Ein neues NOx-Speicher-Konverter-System (NSC) mit einer höheren Zelldichte ermöglicht laut Werk eine schnellere Umwandlung und weitere Emissionsreduktion.
Ein mit Silber dünnbeschichteter Partikelfilter verbessert die Verbrennungseffizienz von Feinstaub und führt zu einer Erhöhung der Haltbarkeit des Abgassystems.
 

Mercedes X-Klasse: Sternen-Pick Up

Staub-Edel

Die Stuttgarter interpretieren das Modethema Lifestyle-Laster ebenso praktikabel wie komfortabel. Mit der X-Klasse will Mercedes vom Pick Up-Kuchen mehr als mitnaschen.

Auch die Stuttgarter konnten sich dem Trend zu Klein-Pritschenwagen nicht verschließen. Sie drückten im Rahmen der Technik-Kooperation mit Nissan (Navara) und Renault (Alaskan) ihrem Pick Up-Modell, der X-Klasse, einen unverkennbaren Mercedes-Stempel auf. Der erschöpft sich nicht im Montieren des Stern-Logos auf dem Kühlergrill: Der 5,340 m lange Deutsche wurde gegenüber seinem japanischen und französischen Bruder um sieben Zentimeter von 1,850 auf 1,920 Meter in die Breite gedehnt. Damit steht er auf breiterer Spur. Der Radstand misst unverändert 3,150 Meter.
 

Foto: Mercedes-Benz
Foto: Mercedes-Benz

Weiters ist die Fahrwerksabstimmung auf erhöhte Feinfühligkeit und Pkw-hafte Umgänglichkeit getrimmt. Gefeilt hat man zudem an Geräuschdämmung und Abdichtung. Damit sollte es nicht notwendig sein, nach einem Geländeritt allzu viel Staub aus dem Interieur wedeln zu müssen. Ausstattung und Optionen-Offert ensprechen den Komfort-Vorstellungen der Stuttgarter, unter anderem mit feinen (Leder-)Möblierungs-Optionen – damit man auch im Staub wie im gesamten Sternen-Modellprogramm gewohnt edel unterwegs sein kann.

Solide Antriebe

Die Motorisierung gleicht in den Start-Modellen der von Navara und Alaskan: ein Vierzlinder-Diesel mit 2,3 l Hubraum. Mit Mono-Turbo hat er 163, mit Biturbo 190 PS. Manuell geschaltet werden können beide Versionen. Der stärkere Selbstzünder ist vorerst nur mit einer siebenstufigen Automatik kombiniert, später auch mit Handschaltgetriebe. Das zuschaltbare 4×4-System enspricht jenem des Japaners und Franzosen. Ein technisches Alleinstellungsmerkmal hat die X-Klasse: Hier wird auch an der Hinterachse – die untypisch für Pick Ups nicht Blatt-gefedert, sondern eine Mehrlenker-Konstruktion ist – über Scheiben statt Trommeln gebremst.
 
 

Foto: Mercedes-Benz
Foto: Mercedes-Benz

 
Mit seinen ab 2.213 kg Leergewicht kann es der Doppelkabiner mit einer Nutzlast von bis zu 1067 Kilogramm aufnehmen, die maximale Anhängelast beträgt je nach Leistung von 1.650 kg bis zu 3,5 Tonnen. Auf die Ladefläche (L/B/H: 1587x 1560 x 475 mm) passt eine Europalette. Die Offroad-Eckdaten: 600 mm Wattiefe, 221 mm Bodenfreiheit, 100 Prozent Steigfähigkeit, vorne 29, hinten 24 Grad Böschungswinkel, 20,4 Grad Rampenwinkel und 49,8 Grad maximale Schräglage.

Sand, Schlamm, Schotter

Damit haben sich die Brüder schon ausgezeichnet: der Navara im Wüstensand von Marokko und der Alaskan im glitschigen Schlamm in Slowenien. Die X-Klasse ist auf dem trockenen Terrain des ÖAMTC-Offroad-Fahrtechnikzentrums in Stotzing, Burgenland, angetreten. Hier hat der Deutsche Steig- und Stehvermögen sowie geschmeidige Wendigkeit bewiesen, der Parcours ist bekannt für Verwinkeltheit.
 

Für mitte dieses Jahres hat Mercedes einen Dreiliter-V6-Diesel angekündigt. Der kommt mit  285 PS – das ist Top-Leistung im Eintonnen-Pick Up-Segment -, Wandler-Automatik und permanentem Allradantrieb.
In Österreich ist der Staub-Edle ausschließlich als Doppelkabiner zu haben. Robust-Versionen mit reinem Hecktrieb und Solokabine sind für jene Märkte bestimmt, in denen die X-Klasse vornehmlich im Arbeits- und weniger im Lifestyle-Einsatz ist.
 

Foto: Mercedes-Benz
Foto: Mercedes-Benz

Der Preis: ab 40.692 Euro.

Neuester der alten Jaguare: D-Type

Über kurz oder lang

Nach kleiner Unterbrechung nimmt Jaguar Land Rover Classic wieder den Aluminiumhammer zur Hand und baut die restlichen 25 Stück.

Vielleicht der berühmteste aller Jaguare: D hat mit Diesel nix zu tun. Sein Vorgänger hieß C-Type (C für Competition), und D kommt halt nach C.
Ab 1954 machte der D-Type sich und seiner Marke vor allem bei den 24 Stunden von Le Mans einen Namen. Für die langen Geraden dort war er maßgeschneidert.

Foto: Jaguar Land Rover

Diese Nase!

Die Früheren untherscheidet man von den Späteren optisch am Naserl. Ab 1956 schmiegte sich der um den XK-Sechszylinder herum modellierte Vorderwagen zärtlicher in den Wind, das war die Variante Longnose.
Das war auch das Jahr des ersten Sieges in Le Mans, aber erst nach dem Rückzug der Sterne wegen der Tragödie in Runde 35. Am Erfolg 1956 gab es dann nichts zu mäkeln, und ein Jahr später kam die private Ecurie Ecosse dran.

Foto: Jaguar Land Rover

Restposten

Ende 1956 nahm sich das Werk für einige Jahre Urlaub vom Motorsport, damit endete auch die Produktion des D-Type. Weil von den geplanten 100 noch 25 Chassis herumstanden, offerierte man für Amerika den XKSS, praktisch das ungezähmte Rennauto mit Shortnose und Fetzendach – für damalige Verhältnisse ein Hypercar à la Pagani.
Neun XKSS wurden fertig, aber keiner schaffte es aus der Fabrik, denn die brannte 1957 ab. Damit ist Jaguar quasi der Welt noch 25 D-Type schuldig. So ein Glück aber auch, dass Jaguar Land Rover eine eigene Classic-Abteilung hat!

Foto: Jaguar Land Rover

Nicht Replika, sondern Continuation: man baut die ursprünglich geplante Serie fertig. Das hat man schon mit den sechs ausständigen E-Type Lightweight gemacht, und auch mit den neun XKSS. Damit fallen eigentlich neun der D-Type-Chassisnummern weg (denn aus denen wurden ja die XKSS), aber wer wird das nach über 50 Jahren so streng nehmen?

25 Stück

…entstehen also in Handarbeit, und die Kundschaft hat die Wahl. Nicht zwischen Limousine oder Kombi, sondern zwischen Kurz- oder Langnase. Die Autos entsprechen in jedem Detail den damaligen Autos vom Competitions Department und sind wahrscheinlich besser, als die es jemals waren.

Foto: Jaguar Land Rover

Einen Preis haben sie dann sicher auch. Günstiger als eines der Originale werden sie jedenfalls sein. Ein 1955er ging vor zwei Jahren bei einer Auktion für 19,8 Millionen Dollar zuzüglich Gebühren über den Ladentisch.
Wie sich das damals gefahren hat, erklärt uns – live aus dem Jahr 1956 – der Vorjahressieger Mike Hawthorn. Übrigens: Der „terrible accident“, von dem er da spricht, war das Mercedes-Desaster mit über 80 Toten, an dem auch Mister Hawthorn selbst nicht unschuldig war.

New Stratos: 25 Stück werden gebaut

Na bitte, es geht doch!

Mit acht Jahren Anlauf: in einer exklusiven Kleinserie wird das Retro-Supercar in Turin gebaut.

Es zieht sich schon eine Weile hin, das Projekt New Stratos von Michael Stoschek. 2010 gab es den ersten Rollout des Einzelstücks mit Technik von Ferrari – oder besser: Ferrari-Technik, denn von Ferrari selbst kam da nichts. Der Fiat-Konzern war wenig angetan von der Idee einer möglichen Konkurrenz mit Technik aus Modena.

Foto: New Stratos GbR
Foto: New Stratos GbR

Das erste Stück entstand in drei Jahren Handarbeit bei Pininfarina, der technische Leiter in der Entwicklung war Paolo Garella. Er hat beispielsweise auch bei den Projekten des Amerikaners Jim Glickenhaus seine Finger im Spiel. Seine 2014 gegründete Firma Manufattura Automobili Torino (MAT) ist eine automobile Maßschneiderei. Und MAT hat jetzt die Lizenz für 25 Autos bekommen.
Die Technik soll sich am 2010er-Original orientieren. Das würde bedeuten: Innereien vom Ferrari 430. Es wäre ein Griff in die Gebrauchtwagenkiste, drum würde uns eine Auffrischung da nicht wundern.
Foto: New Stratos GbR
Foto: New Stratos GbR

540 PS bei unter 1,2 Tonnen Gewicht (inklusive Klimaanlage), 4,2 Meter Länge und 2,4 Meter Radstand des New Stratos versprechen, genau wie beim Vorbild, Agilität. Und die gleichen Ansprüche ans fahrerische Talent? Den Preis, den wir vermutlich gar nicht wissen wollen, und alle weiteren Details erfahren wir am Salon in Genf.
Foto: New Stratos GbR
Foto: New Stratos GbR

Interessante Ansage: „Die Basis-Plattform ermöglicht die Kreation eines GT-Rennwagens, einer speziellen Safari-Version, aber auch eines kompetenten Supersportwagens für den täglichen Gebrauch“ – falls also jemand das exklusive Stück durch Kenia prügeln möchte, lässt sich das ohne Weiteres machen.

Old Stratos

Vom Concept-Car zum Rennauto: 1971 stand der erste Lancia Stratos HF auf der Auto-Show in Turin. Im Heck saß da, nach Versuchen mit Vierzylincern, der Dino-V6 von Ferrari. Dann hieß es warten, bis bei Ferrari selbst die Dino-Produktion auslief. Dann gab’s 500 Motoren für die Kleinserie zur Homologation nach der FIA- (damals FISA-)Gruppe 4.
Im Heck wurden aus 2,4 Litern Hubraum an die 300 PS mobilisiert, je nach Ausbaustufe und Tagesverfassung ein bissl mehr oder weniger. Meistens, aber nicht immer, arbeitete auch das dazu gehörige Fünfgang-Getriebe.

Foto: Lancia

Nach einem kleinen Anlauf machte der Stratos HF die Rallye-Pisten der Welt überaus unsicher. Drei WM-Titel in Serie ab 1974 gingen nach Turin. Die Köpfe hinter dem Erfolg: der Brite Mike Parkes als Technik-Entwickler und Cesare Fiorio als Teamchef von Lancia Squadra Corse.
Das Projekt eines Le-Mans-Stratos nach Gruppe 5 mit Turbo und sehr durchwachsener Erfolgsbilanz (einer brannte in Zeltweg ab) fand mit dem Tod von Parkes 1977 sein Ende. Einen Dreiliter-Stratos gibt es, und der residiert in Österreich. Franz Wurz und Andi Bentza wurden damit Rallycross-Europameister.
Foto: New Stratos GbR
Foto: New Stratos GbR