Am heißen Sitz » TCR & GT3: Willkommen an Bord!
Rally&more durfte exklusiv im Huracán-GT3-Boliden von Grasser und im Hyundai-TCR Renner
von Hari Proczyk Platz nehmen. Wir erklären Knöpfe, Schalter und Hebel.
So lange der Altherren-Club der Teamchefs das Sagen hat und sich weiterhin ins „Gleichgewicht des Schreckens“ namens Concorde Agreement verstrickt, gibt’s in der Königsklasse keine oder nur halbherzige Änderungen. Und es bleibt – breite oder schmale Reifen, Turbo oder nicht – bei der Formel Fad. Dabei sind sich alle einig: ändern muss sich was, und zwar bald.
Ohne realpolitische Hemmnisse lässt sich’s leicht träumen: Renault hat seine Rennsport-Verantwortlichen von der Leine gelassen – wie soll sie ausschauen, die Formel 1 des Jahres 2027?
„Es ist die Aufgabe von Renault Sport, die Zukunft der Formel 1 so mitzugestalten, dass sie eine möglichst große Zahl von Fans fasziniert und andererseits den Zielen der Renault Gruppe entspricht“, erklärte Cyril Abiteboul, der Managing Director von Renault Sport Racing.
Das Fahrzeug wiegt insgesamt 600 Kilogramm, der Antrieb bringt eine Leistung von – Achtung! – einem Megawatt. Das entspricht, wie Renault trocken anmerkt, 1.360 Pferdestärken.
Gefahren wird ein Hybridantrieb, obwohl Renault-Nissan ja auf E-Mobilität eingeschworen ist; das Rekuperationssystem für Bremsenergie sitzt an beiden Achsen und produziert insgesamt 500 kW/680 PS. Die Studie verfügt außerdem über Allradantrieb und eine aktive Aerodynamik. – Ähnliches gibt es schon, und zwar in der WEC. Dort ist Renault nicht und Nissan nicht mehr vertreten.
Ein Problem im aktuellen Motorsport: einerseits soll die Sicherheit des Fahrers immer weiter verbessert werden, so zum Beispiel in der Formel 1 mit mehr Schutz für den Kopf des Fahrers.
Über kurz oder lang werden die Fahrzeuge wohl komplett geschlossen sein müssen, wie das ja bei den Le-Mans-Prototypen schon geschehen ist. Das führt aber andererseits dazu, dass die Menschen am Steuer zu anonymen Funktionären verkommen.
Der Lösungsansatz von Renault Sport: ein transparentes Cockpit aus erschütterungs- und feuerfestem Polycarbonat, das gemeinsam mit einem transparenten Sturzhelm den Blick auf den Fahrer freigibt.
(Das hat eine gewisse Tradition: schon Renaults Le-Mans-Autos der späten 1970er fuhren mit einem „Bubble top“ aus Plexiglas.)
Zwei im Normalbetrieb nicht sichtbare Überrollbügel aus Titan fahren aus, wenn ein Überschlag droht. Wir meinen: besser als der künstliche Heiligenschein ist diese Idee allemal!
Auch nicht blöd: autonome Fahrfunktionen übernehmen die Kontrolle während der Safety-Car-Phase oder „Code 60“, halten das Tempo und verhindern das Überholen. Denn da braucht der Fahrer ja nun wirklich nichts zu beweisen.
Fan-freundlich sind Statusanzeigen in den Rädern: LED-Leuchten geben Auskunft über die Platzierung und die vorhandenen Energiereserven. LEDs in den vorderen Flügeln wechseln die Farbe, sobald der Hybrid-Antrieb in den rein elektrischen Modus schaltet.
Online-Telemetrie versteht sich quasi von selbst. Leider ist auch Fan-Boost-Nonsens à la Formel E fix mit eingebaut.
Die Autos sind mittels „Vehicle-to-Vehicle Communication“ (V2V) untereinander vernetzt, als elektronisches Spotter-System und auch zur Kollisionswarnung. „Vehicle-to-Everything Communication“ (V2X) gibt den Offiziellen die Möglichkeit, zum Beispiel Anweisungen wie gelbe oder blaue Flaggensignale direkt ins Auto zu übermitteln.
Hätten die Teams in Zukunft dann auch eigene Hacker in der Boxengasse sitzen?
Was bisher deutschen Premium-Modellen vorbehalten war, wird für Peugeot-Fahrer bald zum Alltag: Die zweite Generation des i-Cockpit wird in sämtlichen Modellen die analogen Anzeigen ablösen. Ein 12,3 Zoll großer Bildschirm vor dem Fahrer und ein 8 Zoll großes, mittig platziertes Display können per Touch-Funktion, dem Wählrad auf dem Lenkrad, oder per Sprachsteuerung bedient werden. Am Armaturenträger finden sich nur noch sieben Tasten, die einen schnellen Zugriff auf die wichtigsten Bedienfunktionen ermöglichen sollen.
Es lassen sich auch drei Fahrerprofile abspeichern, über die man zum Beispiel die Einstellung für die optionalen Massagesitze, die Ambientebeleuchtung und noch vieles mehr festlegen kann.
Das vor dem Fahrer sitzende, hochauflösende Display übernimmt aber nicht nur die Anzeige der Geschwindigkeit. Es kann auch das Navigationssystem oder die Verbrauchsanzeige zwischen den Tachoanzeigen einblenden und ist variabel konfigurierbar. Am zweiten Bildschirm können Navi, Klimaanlage, Telefon und die optionale Parfümierung des Innenraums bedient werden.
Doch das i-Cockpit 2.0 bietet mehr als nur den Wegfall der analogen Instrumente: Auch das Design wurde grundlegend überarbeitet. Dies fällt vor allem durch das nun oben abgeflachte Lenkrad auf. Auch einen „normalen“ Schalthebel such man vergebens. Der „Bügel“ auf der Mittelkonsole erinnert dabei stark an den des 3008.
Das i-Cockpit feiert auf dem Pariser Autosalon im Herbst seine Premiere und soll nach und nach zum Standard in allen von Peugeot gebauten Modellen werden – ausgenommen sind die Kooperationsmodelle wie der 108.
Fotos: Peugeot