Smart Fortwo Cabrio ED: Frischluft, elektrisiert
Im Bunde der Stromer der Dritte
Komplett ist jetzt das Trio der E-Zwerge: Smart ergänzt die zwei- und viersitzige Version der stromernden City-Flöhe ums Fortwo Cabrio. In Österreich ab 2018.
Smart geht mit der Jahreszeit. Das könnte der Grund sein, weshalb die Mercedes-Tochter gerade Ende Juni mit der Cabrio-Version der elektrifizierten Winzlings-Familie herausrückte. Denn die beiden Brüder – der Zwei- sowie der Viersitzer – waren schon im Frühjahr vorausgestromt, in Toulouse, wo die Wettergötter ebenfalls für ansprechende Temperaturen gesorgt hatten. Nur wollte da noch nicht das passende Urlaubs-Feeling aufkommen. Aber dafür jetzt! Wobei die Smartianer eine Location gewählt hatten, die sowohl Stadt- als auch (kleine) Landstraßen sowie eine prominente Promenade offeriert, nämlich Genf, am gleichnamigen See, was sommers besonders zu elektrisiertendem Freiluft-Promenieren einlädt.
Neu ist bei Smart der Hang zum Elektrischen nicht. Erste Gehversuche mit per Batterie gespeister Antriebsenergie gehen aufs Jahr 2006 zurück. In der zweiten Generation, als dem Zwerg die Schnauze schon ein Stück gewachsen war, gingen Stromer-Versionen des geschlossenen und offenen Fortwo in Großserie (2012). Die Leistung war mit 75 PS und 130 Nm angegeben (mit Brabus-Tuning 81 PS), die Reichweite mit maximal 145 Kilometern.
Konzept-Optimierung
Mit dem Abschluss der grundlegenden Erneuerung des Smart – in Kooperation mit Renault (Twingo) – und der Erweiterung des Karosserie-Porfolios auf drei Varianten Forfour, Fortwo, Fortwo Cabrio – war der Diesel ausgesiedelt und die Zielrichtung auf Benziner und Elektriker festgelegt. Bei der Weiterentwicklung des mittlerweile recht langschnäuzigen Stromers konzentrierte man sich aber eher auf die Optimierung des Gesamtpakets als auf dessen Neuerfindung. Denn an den kompakten Abmessungen, vor allem des Fortwo, und der daraus resultierenden Wendigkeit sollte nicht gerüttelt werden. Somit ist für einen größeren Stromspeicher kein Platz.
Es ist der Basis-Elektromotor zwar mit 81 PS (und 160 Nm) im Prinzip stärker, um sechs PS, aber auch nicht kräftiger als die bereits erwähnte Brabus-Tuningsstufe. Ähnliches gilt für die Lithium Ionen-Batterie, deren Kapazität mit 17,6 kW/h gleich geblieben ist. Dafür dürfen die neuen Strom-Smarts jetzt bis zu 130 km/h schnell fahren, und sie sollten bis zu 160 respektive 155 Kilometer weit kommen. Als realistisch bezeichnen die Smart-Techniker 110 bis 120 Kilometer.
12 Sekunden zur Kopffreiheit
Den kleineren Wert muss man fürs Cabrio im Auge behalten, denn es legt im Vergleich zum Fortwo-Gewicht von 900 Kilo nochmals zwanzig drauf. Das liegt an der Dachkonstruktion, die das Stoffverdeck in geschlossenem Zustand straff in Form hält. Es sind aber die tragenden Holme, wie gehabt, demontierbar, so dass der Kopffreiheit gar nichts mehr im Wege stünde. Allerdings sollten sie eher in der Garage gelagert werden, im 2,695 Meter Kurzen geht sich das Verstauen nicht ohne Fädlerei aus beziehungsweise ist dann kein Platz mehr selbst für das kleinstvolumige Ladegut. Auch ist das nichts für wetterfürchtige Gemüter, die lieber nur auf die Standard-Öffnungsmöglichkeiten zurückgreifen. Das geht auf Tastendruck, dauert nur zwölf Sekunden und ist auch in voller Fahrt möglich.
Was wir, angesichts des Sommerwetters in Genf und Umgebung, vom Start weg erledigt haben. Es zieht einen dann der Wind trotz verbliebener Holme kräftig an den Haaren, besonders, wenn man auch gewissermaßen den Kragen öffnet, jenen Teil, der den Heckbereich frei macht, dabei den Verdeckstoff mit der gläsernen (und beheizbaren) Heckscheibe zu einer Art Spoiler zusammenfaltet. Dennoch kann man sich dann immer noch ohne Schreien unterhalten, man ist ja leise säuselnd elektrisch unterwegs, und der optionale Soundgenerator, der unter einem Tempo von 30 km/h die Fußgänger warnen soll, stört nicht allzu sehr.
Zurückhaltung ist angesagt
Deshalb sollte man tunlichst darauf achten, was und wie man es sagt. Es lädt nämlich die Art der Genfer und ihrer Gäste das Thema Straßenverkehr zu betrachten, recht schnell zu Schimpfkanonaden ein, Radfahrer zum Beispiel sind hier noch mutiger (oder mutwilliger) als in Wien und Amsterdam. Zornig hervorgestoßene A- und F-Wörter erreichen ihre Adressaten kaum gefiltert, weil ja kein Motorgeräusch sie dämpft. Also übe man sich besser in Stoik. Auch was das Ausreizen der munteren Antrittsbereitschaft betrifft.
Denn so wuselig und flott der Elektriker von der Ampel prescht, so schnell sinkt der E-Saftstand, wenn man die volle Leistung zu oft abruft. Dagegen hilft schon, die Klimaanlage gleich wieder abzuschalten (die Batteriestandsanzeige zog sich beim Einschalten gleich 40 Prozent der Ladung ab). Reichweitenverlängernd wirkt sich der Fahrmodus „Eco“ aus, der korrespondiert, radarbasiert, mit Verkehrslage sowie Navigationssystem und optimiert das Rekuperationsverhalten. Das etwa auf den letzten Metern Autobahn vor dem Ziel kaum aktiv war. Aber dafür zuließ, dass man feststellen konnte: Die Federung des Kurzen ist nicht übel, auch knarzt es nicht im Gebälk, soferne das bei hundert km/h im doch heftig zerrenden Windstrom überhaupt feststellbar ist.
Ein Jahr lang Vorfreude
Auch wenn mittlerweile alle drei Varianten der Smart-Elektriker in die Produktion gehen: Hierzulande muss man sich in Bezug auf die praktischen und spaßigen Smart-Facetten der Elektromobilität noch gut ein Jahr lang gedulden. Denn in Österreich eintreffen wird das Cabrio ebenso erst im Frühjahr 2018 – saisonal gesehen rechtzeitig -, wie der geschlossene Zweisitzer und der Viersitzer.
Grund ist einerseits, dass die gerade angelaufene Produktion schon ausverkauft ist, unter anderem an Norwegen, andererseits, weil zu uns ausschließlich jene Versionen kommen, die serienmäßig mit Schnelllader ausgerüstet sind. Der hat 22 kW Leistung statt 4,6 respektive 7,2. Es wäre wegen der Ladezeit(en), denn in dieser Variante kann der Akku an einer entsprechend starken Stromquelle in 45 Minuten bis zu 80 Prozent gefüllt werden.