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Schlagwort: Hot Hatch

Erster Eindruck: Hyundai i30 N

Kontrolliertes Grinsen

Rotzfrecher Akademiker: Hyundais Stärkster bringt eine Menge technische Kompetenz mit und gibt sich dabei politisch unkorrekt.

Er kann selbstverständlich auch anders. Beim unauffälligen Dahinbrodeln fahren sich diese 250 PS (in der Performance-Variante sind es gleich 275) beinahe erschütternd unauffällig. Wählen Sie ihn in Silber, und niemand schöpft Verdacht, zumindest nicht auf den ersten Blick.
Die Bremssättel, die 18 oder 19 Zoll großen Räder, dezente Aero-Anbauten hier und da – optisch sind die Differenzen mit dem stilistisch sowieso ausgewogenen „braven“ i30 verhältnismäßig gering. Änderungen rund um die Kinnpartie, zwecks besserer Beatmung, fallen beim Blick Nummer 2 auf. Und die Farbe: dieser Blauton ist eine Spezialität der Autos mit dem N im Namen.
In der Gegend rund um Rom sorgte aber nicht nur das „Performance Blue“ des Fünftürers für Aufsehen. Denn wenn man ihn bittet (selbstverständlich nur innerhalb der geltenden Limits), erhebt der erste Vertreter der neuen Sport-Linie von Hyundai gerne seine kernige Stimme. Beim Schalten unter Last gibt es pubertäre (aber lustige) Knaller. Da lächelten selbst die Carabinieri.

Foto: Hyundai

Ganz nach alter Schule werden sechs Gänge von Hand gewählt, das Rev-Matching übernimmt auf Wunsch gerne der Computer. Vom Schaltknauf hat die rechte Hand es nicht weit zum Hebel einer echten, wahrhaftigen, altmodischen mechanischen Handbremse. Und die Rührung – wie selbstverständliich auch die große, große Freude – beschlich uns, denn wo gibt’s heute noch sowas? Weil ja mehr Autos sowas haben sollten.
Von Doppelkupplung oder ähnlichem ist (vorerst?) nicht einmal als Option die Rede. Paddles gibt es aber trotzdem, nämlich für das „Grin Control System“. Nein, nicht „Grip“. Was FahrerIn zum Grinsen verleiten soll, wird hier gewählt. Es gibt einen Eco-Modus, in dem das Fahrzeug schon gar nicht schlampert anzieht. Am anderen Ende der Skala ist der „N Mode“, für öffentliche Straßen beinahe zu extrem.
Ein praktischer Zufall war deshalb der Treffpunkt am Circuito Piero Taruffi in Vallelunga. Und ja, er zeigt seine Qualitäten auch auf gesperrter Strecke. Ebenfalls nicht mehr selbstverständlich: das ESP lässt sich in der „Performance“-Version komplett deaktivieren.
Foto: Hyundai

N: Hyundais Heimat Namyang, aber auch der Nürburgring, wo der i30 N etliche Testkilometer abspulte. Grüne Hölle, grüne Wiese: die N-Abteilung wurde unter dem ehemaligen BMW-Sportexperten Albert Biermann von den Grundmauern weg neu aufgezogen. Der Konzern schiebt das sportliche Statement mit voller Energie an.
Eine entscheidende Rolle spielt auch R wie Rüsselsheim, dort befindet sich das europäische Entwicklungszentrum. Die interkontinentale Zusammenarbeit funktioniert nach den üblichen Startschwierigkeiten offensichtlich tadellos. Umfangreich veredelt wurde vom „Body in White“ weg alles von der Fahrwerksgeometrie über die Bremsanlage bis zum Antrieb, mit Detailarbeit bis in die kohlefaserbeschichteten Kupplungsringe.
Der Zweiliter-Vierzylinder bringt von unten heraus bis zu 353 Newton’sche Meter, mit Overboost kurzzeitig 378. Mit all diesem Aufwand möchten die Koreaner auch im „Hot Hatch“-Segment den einen oder anderen Kunden in den Schauraum locken. Ein Argument kommt noch hinzu.
Foto: Hyundai

Zwei Versionen werden vom i30 N offeriert, beide in Österreich mit umfangreicher Serienausstattung nach dem Motto „einmal alles“. Der i30 N kommt auf 34.990 Euro. Für den N Performance legt man 4.000 drauf. Fünf Jahre Garantie gibt’s, wie bei jedem anderen Hyundai, dazu.
Für Österreich erwartet man sich jährliche Verkaufszahlen im dreistelligen Bereich. Ein Quoten-Kaiser soll der i30 N primär aber auch gar nicht werden, obzwar man klarerweise keinen Kunden wegschicken wird. Das sportliche Prestige der Marke aufpolieren und die Kompetenz der Ingenieure zeigen, das ist vorderhand das Ziel.
Dass die Marke N ein Verlustgeschäft bleibt, ist damit ja noch nicht gesagt – denn auf die Frage nach weiteren Modellen in Hyundais Performance-Linie wird nur vielsagend gelächelt. Wir sind gespannt!

Honda Civic Type R: Plus zehn PS, plus zwei km/h

Leistung beflügelt

Auf den zivilen Honda Civic folgt die Radikal-Version, der Type R. Man hat sich optisch und technisch nicht zurückgehalten. Resultat: 320 PS an der Vorderachse.

Honda verliert keine Zeit. Gleich nach dem Start der zehnten Generation des Civic, im Vorjahr, hat die Marke unter dem Zeichen des roten Flügels den Fans frontgetriebener Sportgangart den Mund wässrig gemacht, mit der Ankündigung, dass auf die zivile Version ehebaldigst die Radikal-Variante folgen werde. Tatsächlich stand der neue Type R im Frühjahr auf dem Autosalon in Genf, offiziell als Studie, inoffiziell als reller Vorbote der Serienversion. Auf die Frage, wann der denn käme, kam die Antwort: bald, sehr bald.

Foto: Honda

Versprochen. Gehalten. Ende Juni war es soweit mit der Serienfertigkeit. Und um die Fertigkeiten des Radikal-Kompakten unter Beweis zu stellen ging Honda in den Osten Deutschlands, nach Dresden, wo es in der Umgebung Speedlimit-freie Autobahnabschnitte gibt und eine Rennstrecke: den Lausitz-Ring, auch „EuroSpeedway“ genannt.

Es blieb beim Vorderradantrieb

Aber bevor die blauen, roten und grauen R-Typen von der Leine gelassen wurden, gab’s noch eine intensive Einführung bis tief unter die Haut. Das martialische Outfit mit den hungrig aufgerissenen Lufteinlässen, den Splittern und Diffusoren samt dem mächtigen Heckflügel erklärt sich in der Sinnhaftigkeit des Luftstrom-Managements. Das alles steht im Sinne des Anpressdrucks, damit der wilde Japaner nicht abhebt. Motorisch holt Honda mittels Turboaufladung plus zehn PS, also 320 PS (und 400 Nm) aus dem bereits bekannten Zweiliter-Vierzylinder – und schickt die ganze Kraft wie gehabt an die Vorderräder, verzichtet konsquenterweise auf Allradantrieb. Geankert wird mittels 350 mm-Brembos.

Foto: Honda
Foto: Honda

Am Fahrwerk und an den Aufhängungen wurde intensiv gefeilt, unter anderem mit einer neuen Mehrlenker-Hinterachse. Sechzehn Kilo wurden im Vergleich zum Vorgänger abgespeckt, trotzdem beziffert Honda den Steifigkeitszuwachs mit 38 Prozent. Aufbau und Radstand sind verlängert, die Spur verbreitert. Neu austariert ist die Gewichtsverteilung, auf 62,5 Prozent vorne, 37,5 Prozent hinten, wie beim Zivil-Civic ist der Tank nach hinten versetzt. Die Sitzposition ist, dank abgesenktem Hüftpunkt, tiefer. Neu ist ein drittes Fahrprogramm des adaptive Dämpfersystems. Zu „Sport“ und „Sport Plus“ addierte Honda „Comfort“, was dem in England entwickelten und gebauten Radikal-Kompakten sogar eine gewisse Familientauglichkeit einbringt.

7:43,80 auf dem Nürburgring

Die zehn Mehr-PS wirken sich in einem Top-Speed-Zuwachs um zwei km/h aus. macht unterm Strich 272. Die Zeit für 0-auf-100-Sprint ist mit 5,7 Sekunden beziffert. Sei’s drum. Mehr als die technischen Daten sagt die Nürburgring-Runde, die Leistung und das Gesamtpaket beflügeln zu einer neune Rekordzeit-Zeit: 7:43:80, 161 km/h Schnitt ist die neue Ansage in dieser Klasse. Damit unterbietet Honda sich selbst im Vergleich zum Vorgänger um sieben Sekunden.

Foto: Honda
Foto: Honda

Präpariert mit diesem Wissen war die erste Etappe der Live-Verkostung – ein gutes Stück Autobahn bis zu besagtem Lausitz-Ring – ein Ausloten der Spurt-Qualitäten. Angesichts des einsetzenden heftigen Gewitter-Regens verzichtete man jedoch auf die Überprüfung der möglichen Höchstgeschwindigkeit. Aufgefallen ist dennoch, dass das Aggregat höchst elastisch agiert. Allzu viel Rühren im Getriebe, mit der neu abgestimmten, kurzwegig-exakten Sechsgang-Schaltung, ist nur dann nötig, wenn’s ganz geschwind ums Überholen geht.

WTCC-Pilot & WRC-Crack

Unter nicht nur kundiger sondern auch umsichtiger Anleitung von WTCC-Pilot Norbert Michelisz und WRC-Crack Hannes Danzinger ging’s dann für sieben Runden pro Set auf die Strecke. Über die instruierende Vorfahrt der beiden Racer waren vor allem jene nicht unglücklich, die den Kurs überhaupt noch nicht kannten. Denn die Wetterlage hatte von leichtem Landregen auf Dauerschütten umgestellt. Trotzdem vermittelte der Hot Hatch ausreichend Vertrauen, um sich nicht in den zivilsten Fahr-Modus zu flüchten. Es gelingen stets saubere Linien und – bei zunehmender Kenntnis des Streckenverlaufs – flotterer Kurvenspeed, als man es für möglich gehalten hätte.

Foto: Honda
Foto: Honda

Was im Type R außerdem aufgefallen ist: die Mühelosigkeit des Umgangs mit den 320 PS an den Vorderrädern. Die wirklich merkbaren Unterschiede zwischen den Fahrmodi. In der immer noch sportlichen „Comfort“-Stufe muss man auf Kopfsteinpflaster nicht um die Bandscheiben fürchten. Besonders erfreulich ist das Faktum, dass die Gangstufen ausschließlich manuell gewechselt werden. Im Sinne der Schaltgeschmeidigkeit hat Honda eine Drehzahlanpassung addiert.

Ungekünstelter Auspuff-Sound

Hervorzuheben ist, abgesehen davon, dass der neue Type R seine Vorgänger nicht nur optisch in den Schatten stellt, der ungekünstelte Sound, der nichts vorspiegeln will und alleine den Vierzylinder, der unter der Haube wütet, sprechen lässt. Die Interferenz- und damit Dröhntöne-Unterbindung mittels des dritten Auspuffendrohrs ist hoch wirksam.

Foto: Honda
Foto: Honda

Foto: Honda
Foto: Honda

Fit für Rennstrecken-Abstecher ist der Civic Type R von der Basisausstattung an. Es sind Infotainment und ein Konvolut an Sicherheitsassistenten an Bord. Die Mitgift-Abstufungen – S (wie Standard), Type R und GT – steigern die Ausstattung bis zu Zugaben in Form von Navigation, induktivem Handy-Laden und Soundsystem plus roten Akzenten am Exterieur – zusätzlich zu denen im Interieur.
Preis: ab 39.990 Euro. Auslieferungen: ab Oktober.