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E-Mobility Play Days 2017, Red Bull-Ring, Spielberg

Strom und Spiele

Komplett elektrisiert war der Bull-Ring zu Herbstbeginn: Rund 100 Aussteller präsentierten etwa 31.000 Besuchern ihre Interpretationen der Elektro-Mobilität.

Reifenpfeifen statt Motorenkreischen war am letzten Septemberwochenende dieses Jahres die – ungewohnte – Geräuschkulisse auf dem Red Bull-Ring bei Spielberg. Am 29. und 30. 9. drehte sich alles um Elektro-Antriebe. Zum ersten Mal waren auf der vielseitigen Spielwiese im Steirischen die „E-Mobility-Playdays“ ausgerufen. Was bedeutete, dass man die Stromer nicht nur anschauen, sondern auch angreifen und – zum Teil – auch ausprobieren, also spielen, konnte.
 

War das Strom-Event für interessente und künftige Kunden gedacht, so diente es gleichzeitig als Branchen-Treffpunkt, auch wenn nicht alle Hersteller aktueller Elektro-Fahrzeuge präsent waren. Dafür wirkte der Auftritt einer Schar von Renault Zoë-Enthusiasten im Zuge eines Korsos auf der Rennstrecke umso plakativer. Ebenso wie die Präsentation des Formel-E-Boliden für die kommende Saison – Anfang Dezember geht’s in Hongkong, China, wieder los – des E.DAMS Z.E.16 (in Paris wurde inzwischen der Z.E. 17 hergezeigt), flankiert vom Prototypen Zoë e-Sport Concept. Renault-Pilot Sébastien Buemi beantwortete Fragen und schrieb fleißig Autogramme.

Rauchen statt Krachen

Den Formel-Sport der elektrischen Art präsentierte auch das Abt-Schäffler-Team, mit einer Live-Demonstration auf der Strecke. Manfred Stohl lieferte einen Vorgeschmack auf Rallyes der elektrischen Art. Und das E-Weltmeisterschafts-Safety Car, ein BMW i8, ließ es zwar weniger akustisch krachen, dafür kräftig Reifen-rauchen. Nissan wiederum präsentierte statisch den neuen Leaf, wollte ihn aber nicht fotografiert haben. Gegen das Ablichten jener e-NV200, mit der die Post Briefe und Pakete liefert, hatte man aber nichts.
 

Einen Auftritt der historischen und der aktuellen Art inszenierte Volkswagen. In der Bull’s Lane-Box stand neben dem klassischen Käfer der e-Golf. Der stand, wie die Kollegen von BMW – i3 -, Hyundai – Ioniq – und Nissan – noch aktueller Leaf – zum Probefahren auf und abseits der beiden Handling-Parcours parat. Diese Gelegenheit wurde 2.300 Mal genützt, inklusive der einspurigen Elektriker von KTM (Freeride E) und Zero Motorcycles.

Politiker und Experten

Zu den rund hundert Ausstellern wie Smatrics, der Post und vielen andere sowie etwa dreißig Kooperationspartnern, darunter ÖAMTC, VÖEST Alpine etc., gesellte sich die Politik: Verkehrs-, Technologie- und Umweltminister Jörg Leichtfried sowie der Bürgermeister von Graz, Siegfried Nagel, waren aktive Gäste des Stromfestivals. Vorträge hielt neben einer Reihe von heimischen und internationalen Experten auch Gilles Normand, bei Renault verantwortlich für die Elektromobilitäts-Entwicklung.
 

Foto: Red Bull Media House
Foto: Red Bull Media House

 
Der momentane Anteil an Elektroautos in Österreich liegt bei etwa 0,3 Prozent. Dass sich das entscheidend steigern könnte lässt der beachtliche Besucher-Zustrom vermuten: Etwa 31.000 Gäste aus ganz Österreich waren an einem gar nicht so Wetter-freundlichen Wochenende an den Red Bull-Ring gekommen. Das rege Intereesse lässt die Veranstalter zuversichtlich in die Zukunft blicken. 2018 soll der Red Bull Ring den nächsten Strom-Ritterschlag zugesprochen bekommen.
 

Verdoppelt & verdichtet: BMW i3 33 kW/h

Stromaufwärts

BMW verpasst dem vollelektrischen i3 eine höhere Batterie-Kapazität und damit mehr Reichweite.

Foto: BMW
Foto: BMW

Eine Reihe von Elektrifizierungsschritten hat BMW bereits gesetzt. Mittlerweile umfasst die Plug-In-Hybrid-Palette 5 Modelle: i8, X5 xDrive 40e, 225xe Active Tourer, 330e und 740e. Ein weiterer, auf Basis des neuen 5ers, kommt im Frühjahr 2017 dazu, mit dem 530e. Alle – bis auf den Sportler – bekommen neuerdings die Typen-Zusatzbezeichnung „iPerformance“ dazu. Doch nicht nur an bestehenden und neuen Fabrikaten wird gefeilt und gearbeitet. Auch der i3, als Batterie-elektrischer Großserien-Erstling bei BMW wird kontinuierlich weiterentwickelt: Er hat nebst einigen Verfeinerungen eine Stärkungsspritze verpasst bekommen.
Foto: BMW
Foto: BMW

Die besteht in einem Energiespeicher mit höherer Kapazität. Der neue Akku leistet statt 22 nun 33 kW/h. Das heißt zwar nicht, dass der Strom-Bayer übers ohnehin schon stolze Leistungslimit von 170 PS hinausschießt. Doch es bedeutet eine gute Verzweifachung der bisherigen Reichweite. Theoretisch sind jetzt 300, statt wie bisher 150 Kilometer, mit einer vollen Akku-Ladung machbar. Praktisch geben die Techniker 200 Kilometer zu (bislang 100). Das erscheint nach einer Vollgas-, pardon Vollstrom-Autobahnfahrt vom BMW-Fertigungswerk Dingolfing – dem Kompetenzzentrum für Elektroantriebstechnologie, Motoren und Hochvoltspeicher – zum Flughafen München glaubwürdig.
Foto: BMW
Foto: BMW

Nach den rund hundert Kilometern wäre auch der Retourweg noch machbar gewesen, wobei förderliches, windstilles Schönwetter und Verkehrsruhe herrschte. Mehr Platz beansprucht der neue Akku nicht. Er ist vielmehr neu konfiguriert. Das Package besteht nach wie vor aus 96 Zellen und ist in den Dimensionen gleichgeblieben. Es wurde die Energiedichte erhöht. Das geht mit einer – im Fahrbetrieb nicht spürbaren – Gewichtssteigerung um 50 auf ab 1245 Kilo einher. Mit einer Akku-Stärkung alleine ist es, wie bereits angedeutet, nicht getan: Überarbeitet wurde auch die Motorsteuerung, und die Reifen sind – Reichweiten-fördernd – nochmals Rollwiderstands-optimiert.
Foto: BMW
Foto: BMW

Das Ausstattungsoffert ist erweitert, es gibt nun auch das elektrisierende Blau des i8 für den i3. Noch dichter gesponnen ist die elektronische Vernetzung. Das Online-Informations- und Service-System „Connected Drive“ soll auf Basis einer flexiblen elektronischen Plattform (Open Mobility Cloud) zum „personalisierten digitalen Mobilitätsassistenten“ werden. Das kann bedeuten, dass zur Tischreservierung im Lieblingsrestaurant auch gleich die Information über die nächstliegende Ladestation serviert wird. Oder die Empfehlung, doch lieber ein Taxi zu nehmen.
Die unveränderten Abmessungen des gestärkten Akkus machen es möglich, dass die bisherigen 22 kW/h-Modelle des i3 nachgerüstet werden können. Auch zieht der C-Evolution, der Elektroroller aus der BMW Motorradabteilung, daraus einen Nutzen. Auch er ist jetzt mit stärkerem Akku orderbar. Der Preis für den 33-kW/h-i3: ab 36.900 für 33 kW/h, mit Range Extender ab 41.600 Euro (inklusive Batterie).
Fotos: BMW

 
 

Selbstfahrer: Rinspeed Budii

Autonomer aus der Schweiz

Zum 21. Mal stellt der Auto-Visionär Frank M. Rinderknecht eine Studie vor, die neue Trends ausloten soll – diesmal ist es das autonome Fahren.

Die technische Basis des Selbstfahrers mit dem Namen Budii (das spricht sich wie „Buddy“, also Freund oder Hawerer) kommt vom BMW i3.

Foto: Rinspeed
Foto: Rinspeed

Wir fahren also elektrisch, und dank der Technologie einiger namhafter Auto-Zulieferer je nach Wunsch aktiv oder passiv. Die Bodenfreiheit ist um 10 Zentimeter variabel.

Man reiche mir das Rad!

Gelenkt wird mit „Steery by wire“-Technik, es gibt also keine mechanische Verbindung zwischen Lenkrad und gelenkten Rädern mehr. Das öffnet neue Möglichkeiten der Flexibilität.
Statt einer herkömmlichen Lenksäule übergibt ein siebenachsiger Roboterarm das Volant an Fahrer oder Beifahrer; falls grade niemand Lust hat, räumt er es ganz weg.
Ein „TrackView“ genanntes Teleskop auf dem Dach lässt sich 70 Zentimeter hoch ausfahren und scannt dann mit hochauflösender 3D-Kamera das Terrain vor dem Auto. Automatisch werden Bodenfreiheit und Federung entsprechend justiert, mögliche Hindernisse erkannt und bei Bedarf autonom umfahren. Für die Mobilität auf der „letzten Meile“ sind zwei elektrische Mini‐Scooter in seitlich ausfahrbaren Schubladen verstaut.

Lebenserfahrung

Und „Budii“ lernt dazu: Er berücksichtigt Informationen aus seiner Umgebung und die eigenen „Erfahrungen“, sowie auch die anderer Fahrzeuge entlang seiner Route.
Das Langzeitresultat ist ein kognitiver und intuitiver Autopilot. Das System erkennt auch selbstständig die Gewohnheiten und Vorlieben des Fahrers und reduziert dadurch die notwendigen Bedienschritte auf ein Minimum.

Foto: Rinspeed
Foto: Rinspeed

Dazu gehören Radar‐ und Vehicle‐to‐X‐Lösungen ebenso wie das automatische Bezahlen des Parkplatzes per NFC, Telefonaufladung mittels „Wireless Power Charging“ sowie smarte, personalisierbare Zugangslösungen und Funkschlüssel.

Wie aufgezogen

Dass E‐Mobile auch sexy und emotionsgeladen sein können, möchte Rinspeed mit der (O-Ton Presseaussendung) „wie eine Wunderkerze funkelnden“, hell‐anthrazitfarbenen Lackierung und dem bequemen Lounge-Ambiente im Innenraum zeigen. Für Privatsphäre beim automatischen Fahren sorgt ein falt- und individuell bedruckbares Fächersystem an den Scheiben.
Und der Blick durch das Lenkrad trifft auf den intelligentesten Uhrenaufzieher der Welt. Er zieht er das Uhrwerk der edlen Schweizer (no na) Uhr auf, sobald die hochauflösende Kamera im Innenraum erkennt, dass die auf dem Zifferblatt angezeigte Gangreserve zur Neige geht.