Ach, was hat uns Alfa viele Jahre hängen lassen: kaum was Neues, kaum was Gutes. Und jetzt Schönheiten wie 4C, Giulietta, Stelvio und Giulia!
Kaufen Sie ein Auto nach objektiven Kriterien oder nach Geschmack? Entscheidet der Kopf oder das Bauchgefühl? Tendieren Sie zu zweiterem, folgen Sie uns – zu Alfas Giulia, der Neuauflage einer der berühmtesten heckgetriebenen Sportlimousinen. Während einer der letzten Verfechter dieser Art, der in München, mittlerweile auch dem Frontantrieb Vorrang gibt, geht Alfa den umgekehrten, ein bisschen gefährlicheren Weg. Unser Traum-Date ist die Endstufe „Quadrifoglio“ mit 510 PS für 86.790 Euro. Aber 180 Diesel-PS tun’s auch.
Super! So heißt das mittlere Ausstattungsniveau mit 17-Zöllern, Alu-Türleisten und Ledersitzen. Automatik gibt es wahlweise. Die Farbe unserer Wahl heißt „Grigio Vesuvio“, das je nach Licht zwischen grau und dunkelblau schimmert – das haben wir so auch noch nie gesehen. Der Innenraum ist klar strukturiert, in Serie bekommt man den Front-Kollisionswarner mit Notbremsfunktion und den rüttelnden Spurhalte-Assistent. Gewöhnungsbedürftig sind der Startknopf am Lenkrad und der eigenwillige Blinker. Tadellos ist die Sprachsteuerung fürs Navi. Man fühlt sich ob der tiefen Sitzposition und der breiten Mittelkonsole nur anfangs eingeengter als etwa in einem 3er-BMW.
Das Anfahren mag im ersten Moment ruppig sein, dann aber zieht die Maschine prächtig. Per Drehknopf wird der Charakter der Bella Macchina geändert. Sportlich gestimmt nimmt sie das Gas früher an, die Federung wird härter, die Lenkung noch ein kleines bisschen direkter. Schnittig von Kurve zu Kehre, ohne Vertrau-ensverlust unserseits – auch wenn unserer Schönheit die Luft an den steilsten Stücken ausgeht, bleibt sie doch flott genug. Das rechnen wir ihr hoch an. Ganz „vielleicht“ bekommt Giulia bald eine ebenso fesche Schwester: Wir wünschen uns dieses Coupé.
Einen Alfa kaufen, heißt nicht mehr auf Komfort, Sicherheit und Zuverlässigkeit (und beim Diesel auch Verbrauchs-Vernunft) zu verzichten.
TECHNISCHE DATEN Alfa Romeo Giulia
Motor Vierzylinder-Diesel, Direkteinspritzung, Turbo
Andere Autobauer quälen uns mit wilden Kürzeln und Fantasienamen, bei Fiat ist man mittlerweile cinquecentisiert.
Flaggschiff (oder -schiffchen) der Italiener ist der 2007 neu aufgelegte 500. Der knuffige Cinquecento ist eher etwas für Menschen mit kleinem Parkplatz und nicht so kleiner Geldbörse. Wer’s größer mag, aber nicht aufs SUV 500X reflektiert, wird seit 2012 auf die nächstgrößere Variante verwiesen, den 500L. Dem oft kritisierten Einheitsbrei entflieht er aus dem Stand. Trotz des Namens steht der Minivan auf der Plattform des Punto. Voriges Jahr hat man ihn im Detail und mit Assistenz-Helferlein erfrischt. Was ihn weiterhin einzigartig macht: runde Lichter überall, der Kühlergrill, die zweigeteilte A-Säule und in der rustikaleren Cross-Variante die Plastik-Beplankung rundum. 2,5 Zentimeter mehr Bodenfreiheit machen ihn ein bisschen hochbeinig. Gatschige Wald-Prüfungen sollte er bestehen, serienmäßige M+S-Reifen, Traktionskontrolle und ESP helfen dem Frontantrieb dabei auf die Sprünge.
Das große Aber Alsdann, die inneren Werte: Auch dank viel Kopffreiheit und der Wagenhöhe sitzt man (auch hinten) in der Business Class, mit freiem Blick auf die Umgebung. Der 500L manövriert sich handlich und gibt sich weder schwindlig-sportlich noch schwammig-unseriös. Fünf Antriebe stehen zur Verfügung: der 1,4l-Benziner mit 95, 105 oder 120 PS oder die Dieselvarianten 1,3l (95 PS) und 1,6l (120 PS). Angesichts 1,2 Tonnen und der Absicht, einen Van auch zu beladen, empfehlen wir mindestens 100 PS. Der Verbrauch spricht da für den 105-PS-Turbobenziner. Kurz übersetzt fährt sich der Fiat 500L in unserer Testversion (1,6 Multijet) bis etwa 140 spritziger als manch leichterer Vertreter seiner Klasse.
Lang strecken Die Familienkutsche ist höchst reisetauglich. Sympathische Details: etwa der große Türgriff an der Innenseite der Heckklappe – damit lässt sich der Kofferraum ohne viel Kraftaufwand und ohne dreckige Hände schließen – oder auch ein zweites Handschuhfach auf der Beifahrerseite. Inkludiert ist eine 60:40 Rückbank zwecks mehr Sitz- oder Gepäckraum. Ganz ausbauen lässt sie sich nicht. Wer mehr braucht, nimmt den Wagon: 20 Zentimeter mehr Länge bringen 138 Liter mehr Ladevolumen (dann 638 l).
Zum Mister Italia reicht’s für den Fiat 500L nicht, aber er vereinfacht mit nützlichem Transportraum und fairem Preis Familien das Leben.
TECHNISCHE DATEN Fiat 500L Cross
Motor Reihen-Vierzylinder, Direkteinspritzung, Turbo
Krise, welche Krise? Wo andere jammern, legt die Luxus-Schmiede zu – auch die Pagani-Oldies werden nicht vergessen.
Pagani Rinascimento: wieder auferstehen sollen alle älteren Kreationen von Horacio Pagani, die womöglich schon gröbere Ge- oder Missbrauchsspuren aufweisen. Eine sanfte Restaurierung, Waschen und Fönen steht am Programm. So viele Originalteile als möglich werden aufbereitet. Alles für den Werterhalt! Neue Wertobjekte gehen auch fleißig durch den Schauraum. 29 Prozent mehr hat man 2017 verkauft. Trotzdem werden auch weiterhin nicht mehr als 40 Stück im Jahr gebaut. Ausverkauft ist die 100 Exemplare starke Edition des Huayra Roadster. Apropos Offenheit: Paganis persönliches Traumauto ist der am vorigen Concours d’Elegance in Pebble Beach gezeigte Zonda HP Barchetta. Um 86 Prozent gesteigert hat man über die letzten vier Jahre das Entwicklungsbudget. Das Händlernetz hat sich mit Partnern in den USA (Südkalifornien), Südafrika, den Philippinen und Deutschland erweitert.
Alfa zieht mit am Antriebs-Strang – mit dem Stelvio debutieren die Italiener im Trend-Segment der Sports Utility Vehicles.
Acht neue Modelle sind im wieder zum Leben erwachten Haus Alfa Romeo bis 2018 angekündigt. Zwei sind schon da. Die Einleitung hatte im Vorjahr die Giulia geliefert. Die Fortsetzung übernimmt jetzt der Stelvio. Mit dem nach dem Stilfser Joch benannten gehobenen Mittelklassler begibt sich die italienische Traditionsmarke im tatsächlichen Sinn auf ein angehobenes Niveau. Giulia und Stelvio haben Giorgio als Unterbau, denn so heißt die neu entwickelte Heckantriebsplattform. Und damit ist der im FCA-Konzern verordneten Sport-Orientierung die entsprechende Basis gegeben. Das drückt sich beim Neo-Hochbeiner ebenso optisch aus. Die Designer haben sich mit geschmäcklerischem Falz- und Sicken-Zierat zurückgehalten, sie haben nach Art des Hauses ein eng anliegendes, gut sitzendes Kleid geschneidert.
Damit wirkt der Stelvio außen ebenso aufgeräumt wie das klar und übersichtlich eingerichtete Interieur. In dem angenehm auffällt, dass das Infotainment-Display nicht wie nachträglich aufgepickt wirkt, sondern stimmig ins fast klassisch gestylte Armaturenbord integriert ist. Auch ist die Mittelkonsole frei von der Tendenz zur Überfrachtung, Schalter und Drehregler sind sparsam gesetzt, dezent gestylt und ebenso stimmig wie verständlich angeordnet.
Alfa…
Gestelzt wirkt der Romeo auf Stelzen zudem gar nicht: Auf 4,69 Metern Länge erhebt er sich nicht höher als 1,67 Meter. Er hat gegenüber der bodennahen Schwester an Bodenfreiheit gerade einmal um 6,5 Zentimeter zugelegt. Das ergibt die derzeit so beliebte angehobene Sitzposition, adelt ihn aber trotz Allradantrieb, traditionell genannt „Q4“ (der zudem von Magna aus Österreich stammt), noch lange nicht zum ernsthaften Geländegänger. Der er auch nicht sein soll. Denn er soll in erster Linie sporteln und dabei dennoch familienverträglich bleiben und auch gleich die Kombi-Funktion übernehmen, die der Giulia nicht zugedacht ist.
Ob und wie sich das ausgeht, das galt es im Westen Österreichs, in den Bergen Tirols unter Beweis zu stellen. Der Namensgeber, das Stilfser Joch, vielmehr die bis auf 2.575 Meter Seehöhe führende Paßstraße, war für die frühe Jahreszeit noch nicht schneebefreit. Also ging es von Innsbruck übers an Kurven, Steigungen sowie Gefällen reiche Kühtai nach Hochgurgl, zum Mountain Top Crosspoint (auf 2.200 Metern). Die Streckenführung bot reichlich Gelegenheit, die Talente von Federung und Lenkung auszureizen. Erstere ist auch im Dynamik-Modus komfortabel, Zweitere gibt sich anfangs gefühlt als fast zu leichtgängig, doch ist sie sportlich direkt und vor allem höchst präzise. Am besten geht forciert kurventänzerischer Pace mit dem derzeitigen Top-Aggregat, dem Zweiliter-Vierzylinder-Turbobenziner mit 280 PS. Im Antritt etwas zögerlicher, im Durchzug dafür beharrlicher ist die 210-PS-Version des 2,2-Liter-Diesels. Bei beiden Antrieben werden die Fahrstufen über ein achtgängiges Automatikgetriebe sortiert.
Man kann, wenn an Bord, via Schaltwippen eingreifen. Muss aber nicht. So oder so kommt das beabsichtigte Sport-Feeling rüber, sodass man fast vergisst, dass man in einem SUV sitzt. Wankneigung gibt’s keine. Auch trägt der schlanke Hochbeiner beim Gewicht im Klassenvergleich nicht dick auf, es liegt laut technischem Datenblatt zwischen 1.604 und 1.660 Kilogramm, das lässt engste Einlenkradien zu ohne Tendenz, zum Kurvenausgang zu drängen.
…Romeo!
Aufgefallen ist, dass nichts knackst und knarzt, selbst wenn man den Stelvio engagiert über ein schottriges Straßenteilstück jagt. Sportlichen Sound darf man sich vom Vierzylinder-Benziner kaum erwarten – das wird die kommende 2,9-Liter-V6-Version (mit 506 PS) übernehmen. Und der Diesel hält akustisch mit seiner Verbrennungsweise nicht hinter dem Berg.
Was den Mitbewerb betrifft, hat Alfa vor allem einen Deutschen im Visier: den Porsche Macan. Weitere Klassenkameraden sind BMW X3, Mercedes GLC, Audi Q5 und Volvo XC60. Doch näher stehender ist dem Italiener, in Sport-orientierter Konzeption und Ausrichtung, ein noch sehr jungen Engländer: der Jaguar F-Pace. Bei den Händlern stehen die ersten Stelvio bereits. Der Preis: ab 44.020 Euro, für den 180-PS-Diesel (mit Heckantrieb).
Piaggo trennt sich von einem besonderen Stück Firmengeschichte: Die dritte jemals gebaute Vespa kommt unter den Hammer.
Fans des legendären Rollers haben noch bis zum 28. März die Gelegenheit, eine wahre Perle des italienischen Fahrspaßes auf der Auktionswebseite Catawiki zu ersteigern. Dort kommt aktuell eine Vespa 98 ccm der Serie 0 aus dem Jahr 1946 unter den Hammer – die älteste Vespa der Welt. Eine absolute Rarität laut Davide Marelli, Catawiki-Experte für Vespas, denn es handelt sich dabei um die dritte jemals gebaute Vespa. Die Fahrwerksnummer 1003 stimmt entsprechend der Piaggio-Nummerierungen mit der dritten Vespa überein. Insgesamt 60 Motorroller der Serie 0 wurden einst hergestellt, wobei die ersten beiden Exemplare nicht mehr existieren. Somit ist die angebotene Vespa eine Seltenheit am Markt und Experten von Catawiki schätzen den Wert des Motorrollers auf etwa 250.000 bis 300.000 Euro.
Bei der zur Versteigerung stehenden Vespa handelt es sich um ein reines Handwerksprodukt, das komplett von Hand gelötet wurde und noch heute in funktionsfähigem Zustand ist. Davide Marelli über diese besondere Auktion: „Die Vespa ist überall auf der Welt bekannt und eine absolute Kultmarke. Immer mehr Sammler suchen nach den ältesten Modellen und die Nachfrage steigt weiter an. Wir hoffen sehr, dass dieses Schmuckstück von einem Sammler oder einem Museum ersteigert wird, um dieses außergewöhnliche Stück Geschichte zu erhalten.“ Wie auch bei bestimmten Automobilen steigert sich der Wert einiger Vespas über die Jahre. „Heute können gut erhaltene Modelle aus den 70er-Jahren zum Teil das Fünffache ihres ursprünglichen Preises wert sein“, fügt der Catawiki-Experte hinzu.
Die Geschichte der Vespa führt zurück in die Zeit direkt nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Unternehmer Enrico Piaggio, der zuvor Kriegsflugzeuge herstellte, konzentrierte sich in der Nachkriegszeit auf die Herstellung von Motorrollern, um den Menschen in Italien ein günstiges Fortbewegungsmittel zu bieten. Als Audrey Hepburn und Gregory Peck Anfang der 50er Jahre auf der Vespa durch den Film „Ein Herz und eine Krone“ düsten, erlangte der italienische Roller Kultstatus. So steht der Klassiker auf zwei Rädern auch heute nach über 70 Jahren noch immer für italienisches Lebensgefühl.
Wer sich auf der ältesten Vespa der Welt gern den Fahrtwind um die Nase wehen lassen möchte, hat noch bis einschließlich Dienstag, den 28. März 2017, die Gelegenheit unter www.catawiki.de/vespa mitzubieten.
Zur Feier des 80-jährigen Markenjubiläums bringt Jaguar bei der diesjährigen Mille Miglia neun Fahrzeuge aus den 1950er Jahren an den Start.
Am Steuer sitzen neben firmeneigener Prominenz in Gestalt von Designchef Ian Callum oder Chief Engineer Mike Cross der fünffache Le Mans-Sieger Derek Bell, bekannte Sammler und Experten historischer Fahrzeuge sowie Prominenz aus Musik, Kino und TV. Als Service- und VIP-Fahrzeuge werden mehrere Exemplare des neuen Jaguar XE die Teilnehmer auf ihrer Fahrt von Brescia über Rimini nach Rom und von dort via Parma zurück zum Startort begleiten.
Der fünfmalige Gewinner der 24 Stunden von Le Mans und dreifache Sieger der 24 Stunden von Daytona, Derek Bell, feiert auf einem Jaguar C-TYPE Baujahr 1953 sein Mille Miglia-Debüt. Der zweimaligen Sportwagen-Weltmeister (1985 und 1986) startet als Gast des Kunstsammlers und Oldtimer-Liebhabers Adam Lindemann. Am Steuer des zweiten C-TYPE („NDU 289“, ebenfalls Baujahr 1953) wird Mike Cross, Jaguar Vehicle Integrity Chief Engineer, die als Gleichmäßigkeitsfahrt organisierte Neuauflage des letztmals 1957 abgehaltenen Straßenrennens bestreiten. Den im September 1952 gebauten C-TYPE mit amtlichem Kennzeichen „PUG 676“ vertraut Jaguar Ben Cussons an, Vorsitzender des Motorkomitees beim Königlichen Automobilclub (RAC). Jaguar Designchef Ian Callum darf sich auf die Fahrt mit einem ganz besonderen Jaguar freuen: Dem D-TYPE „Long Nose“ mit Kennzeichen „RSF 303“. Das Modell Baujahr 1956 belegte unter der Bewerbung der Ecurie Ecosse 1957 mit Ninian Sanderson/John Lawrence den zweiten Platz in Le Mans. Callum verfügt bereits über einschlägige Erfahrungen bei der „Mille“, die er im letzten Jahr zusammen mit US-Talkshowlegende Jay Leno bestritt. Diesmal leistet ihm Clive Beecham, Geschäftsmann und Classic Car-Enthusiast, Gesellschaft bei der viertägigen Fahrt durch Italiens schönste Landschaften.
Im vorletzten „Long Nose“ mit Kennzeichen 393 RW (Fertigstellung im März 1956, Sieger der 12 Stunden von Reims 1956) treten der beliebte Fernsehkoch James Martin (Saturday Kitchen auf BBC One) und Nick English, Bruder von Giles und wie dieser Mitbegründer der Uhrenmanufaktur Bremont, an. Einen weiteren D-TYPE (Baujahr 1955) stellt Jaguar mit Simon Kidston zur Verfügung. Einem „Chefkenner in Sachen Oldtimer“, wie es die Wiener Tageszeitung Der Standard einmal treffend beschrieb. Schon Simons Vater sammelte edle Autos, Onkel Glen gewann 1930 in Le Mans und brach mehrere Flugrekorde.
1956: Der Jaguar Mk VII gewinnt die Rallye Monte Carlo
Hinter dem Volant des Jaguar Mk VII (Baujahr 1954) nimmt mit Charley Boorman ein Mann Platz, dem Geschwindigkeit und Schlafentzug nicht unbekannt sind. Der als Schauspieler (Excalibur, Der Smaragdwald) und durch seine Abenteuer auf zwei Rädern – darunter ein Start bei der „Dakar“ 2006 – bekannte Charley spannt mit Bremont-Mann Giles English zusammen. Der erstmals 1950 vorgestellte Mk VII war die schnellste Limousine ihrer Epoche und wurde von Jaguar 1954 zu einer gewichtsoptimierten „M“-Version weiterentwickelt. 1956 holten damit Ronnie Adams/Frank Bigga/Derek Johnston den Gesamtsieg bei der Rallye Monte Carlo. Es war die Zeit, in der bei der „Monte“ noch drei Fahrer erlaubt waren, wobei der dritte als Navigator und Zeitnehmer tätig war. Auf der Rundstrecke war der Mk VII unter anderem mit Stirling Moss erfolgreich. Zwei ersten Plätzen beim Tourenwagenlauf zur Daily Express International Trophy in Silverstone (1952/53) folgten an gleicher Stelle weitere Erfolge mit Ian Appleyard, Mike Hawthorn und – zuletzt 1956 – Ivor Bueb.
Von der großen Limousine zum legendären Roadster XK120. Im Zweisitzer mit dem Kennzeichen OOF 748 (Produktionsdatum November 1953) findet mit Jodie Kidd und David Gandy das sicher glamouröseste Jaguar-Pärchen für die diesjährige Mille Miglia zusammen. „Sie“ ist Model, TV Presenter, Gast der Classic Car Show auf Channel 5 und heißer Kandidat für die Moderation einer Neuauflage von Top Gear, „Er“ ist ein männliches Supermodel, GQ Kolumnist und Fan klassischer Automobile. Im XK 140 „TAC 743“ – ein in der für einen Jaguar ungewöhnlichen Farbe Pulverblau lackiertes „Drophead Coupé“ – sind der besser unter seinem Künstlernamen Example bekannte Sänger/Songwriter Elliot Gleave mit Vater Michael zu sehen. Das 1955 gebaute Modell gehörte einst dem bekannten englischen Rennfahrer David Hobbs. Fotos: Jaguar
Vier Portale zu einem Maserati: Mechaniker-Festmahl und Flaggschiff der italienischen Republik – eine Autofamilie mit Ungeheuern und Klassikern.
1963 war der erste viertürige Maserati die zweite Auto-Sensation neben dem Zwölfzylinder des Traktorenbauers Lamborghini.
„Der Viertürer war nicht leicht zu verkaufen. Coupés wie Ghibli, Indy und Mistral überzeugten auf den ersten Blick mit Eleganz“, erzählt Franz Steinbacher. Der Autosalon seines Onkels in Wien lag beim Moulin Rouge, wo mancher Kaufvertrag begossen wurde: „Unsere Kunden fuhren im Alltag Mercedes, Jaguar oder Amerikaner. Ein Maserati war fürs Wochenende, wenn man keine Limousine brauchte.“ Trotzdem kamen fünf der 776 Quattroporte mit Karosserie des Studios Frua zu uns; zwei davon sind heute noch bekannt.
Die erste Sportlimousine der Welt war der Quattroporte beileibe nicht: Der Jaguar Mark 10 seines Cousins imponierte auch Maserati-Chef Omer Orsi. Und die 4,1-Liter Version des V8 ist überhaupt kein Rennmotor, obwohl ein Quartett an Doppelvergasern und Nockenwellen derlei suggeriert. Das Werk gab nach Italo-Norm 260 PS an, der TÜV taxierte ihn auf 231 PS bei moderaten 5.000 Touren. Der 4,7-Liter große Motor mit 290 PS (248 laut TÜV) geht ein bisserl besser. Drehfreude und Durchzug sind seine Stärken, leise ist er nicht. Straßenlage: Straff und sicher, am Kurveneingang so kopfschwer wie ein doppelter Alfa. Schnellste Limousine der Welt? 230 Spitze gab Maserati für den ersten Quattroporte an; Journalisten maßen am roten Rand des Tourenzählers 208, der Tacho zeigte viel mehr. Das reichte bis 1967: da zwängte Mercedes einen V8 mit 250 PS in die S-Klasse – der 300 SEL 6.3 wurde ein Riesenerfolg, auch unter Maserati-Fahrern.
Citro-Porte
Dann wurde es um den Quattroporte-Mythos eine Zeit lang finster; denn Maserati tat sich mit Citroen zuammen.Gemeinsam kreierte man das Nobel-Coupé Citroen SM.
Aber die Franzosen mussten sich aus Finanznot selbst an ihre Erzrivalen, den Peugeot-Konzern PSA verkaufen. Dort sah man sich das Experiment Maserati zunächst einige Jahre an. Ein neuer Quattroporte mit Antriebstechnik des Citroen SM war in Arbeit, mit V6-Motor, Schwebefahrwerk und Vorderradantrieb. Das einzige frontgetriebene Auto im Zeichen des Dreizacks wurde 1974 präsentiert, und es war eine Totgeburt. Je nach Quelle entstanden maximal 13 Fahrzeuge. Kaum ein Jahr später war Maserati wieder einmal pleite, PSA verkaufte die Firma an Alejandro de Tomaso. Und der machte keine halben Sachen!
Ohne Quattro, mit Porte
„Hat der Quattro-Antrieb?” war 1983 eine ungern gehörte Frage im Autosalon Wurmbrand am Wiener Parkring. Vier Türen hatte der in seiner dritten Version zum Kantenkreuzer mutierte Luxuswagen, vier Räder auch. Aber noch immer „nur“ zwei angetriebene Räder.
Erstaunlicher waren die vier Vergaser unter der gewaltigen Haube, wo – um eine Million Schilling – jeder damals bereits eine Einspritzung erwartete. Gekauft wurde er trotzdem: Etwa zwanzig der 2.141 gebauten kamen ins Land, fünf davon in Finalversion Royale mit 300 statt 282 PS. Vier weitere flogen 1984 über Schwechat nach Jordanien, fürs Königshaus. Ungepanzert wiegt er 2,1 Tonnen, in nicht rostfreiem Stahl gepresst bei Innocenti, neben den Italo-Minis. Für viele Fans ist er auch heute noch der Quattroporte schlechthin. Und er wurde auch zum standesgemäßen Flaggschiff der Repubblica Italiana: Enzo Ferrari war recht unwirsch, als Italiens Präsident Pertini damit bei der offiziellen Visite in Maranello vorfuhr.
Meinte ein Käufer 1984: „Straßenlage besser als mein Mercedes 450, Leistung gleich, Verbrauch höher. Viel höher!“ – Deutsche Tester maßen 9 bis 14 Liter, aber auf 50 Kilometer. Besitzer staunten auch über den Verschleiß an Bremsen, Dämpfern, Federn, Reifen. Aber das Leder mit Faltenwurf! Und ein Sound wie Luciano Pavarotti: Ab 160 hört man keine Beifahrerin mehr. Der Spitze von 214 (im Drive) bis 222 (im 5. Gang) wegen kaufte man ihn nicht. Schnell sein konnten AMG-Taxi und Turbo-Bentley leiser.
Das B-Wort bleibt Tabu
Spritziger sind die viertürigen Biturbo 420, 425 und 430 mit der (unecht) goldenen Uhr im Cockpit. Das Motor-Downsizing wurde später auch von Audi kopiert; der dortige Chef schenkte 1990 seiner Gattin einen roten Biturbo Spyder, weil es noch kein Audi-Cabrio gab.
Aber hinter der schlichten Fassade steckten oft Defektteufel. Nach 10.000 Sportlimos taten die neuen Chefs von Fiat so, als habe es nie einen Biturbo gegeben. Der Nachfolger 1994 sah unscheinbar aus, was noch mehr Leder und Holz übertünchen sollten. Etwa vierzig der 1.625 V6-Exemplare mit 284 PS und fünf der 755 V8-befeuerten Autos mit 335 PS brachte Bruno de Cilia ins Land, ein jeder mit Verlust verkauft. Die Rettung für Maserati kam 2003 durch die Zwangsehe mit dem früheren Rivalen Ferrari. Ein neuer großer Quattroporte folgte, gestylt von Pininfarina wie ein großer Alfa 156. Mehr als 20.000 Menschen mit Geschmack fuhren darauf ab, 25 kamen Jahr für Jahr zu uns. Unter der Haube orgelt ein Ferrari-V8 mit 400 bis 440 PS. Das reicht (hinterm Walserberg) für Tempo 270 bis 285. Zum 50. Jahrgang ist wieder Motor-Downsizing mit Doppelturbo angesagt – aber nennen Sie ihn trotzdem nicht Biturbo! Jetzt darf man im Zeichen des Dreizacks sogar dieseln. Und Jürgen Keusch, unser achter Maserati-Vertreter in 50 Jahren, kann beim jüngsten Quattroporte endlich „Ja!“ sagen: Denn der V6 mit 410 PS kommt auch mit Quattro(porte)-Antrieb. Giancarlo Lange; Fotos: Manfred Lang, Maserati, Newspress, Archiv Lange