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Crashtest: Wie sicher sind BMW 5er und Fiat Doblò?

Sterndeutung

Zwei Fahrzeuge, die unterschiedlicher kaum sein könnten, hat der ÖAMTC im aktuellen EuroNCAP-Crashtest auf ihre Verkehrssicherheit überprüft.

Den Mini-Van Fiat Doblò und den BMW 5er aus der oberen Mittelklasse. „Während der BMW mit fünf Sternen voll überzeugen konnte, schaffte der Fiat nur drei Sterne“, fasst ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang die Ergebnisse zusammen. Getestet wurde in den vier bewährten Kriterien: Erwachsenen-, Kinder- und Fußgängersicherheit sowie Fahrerassistenzsysteme.
Erwachsenensicherheit: Der BMW konnte die Tester in diesem Kriterium mit 91 Prozent überzeugen. „Zu kritisieren ist jedoch die Gefahr von Beinverletzungen für den Fahrer und Brustverletzungen für den Passagier am Rücksitz beim Frontalcrash“, erklärt Lang. Beim Fiat (75 Prozent) wurden hingegen zwei größere Problemfelder ausgemacht: Sowohl beim Frontal- als auch beim Heckaufprall besteht für einen erwachsenen Passagier auf der Rückbank die Gefahr von tödlichen Verletzungen im Brust- bzw. Nackenbereich.

Foto: ÖAMTC
Foto: ÖAMTC

Kindersicherheit: Auch in diesem Bereich ist der BMW mit 85 Prozent sehr sicher unterwegs und lässt kaum Wünsche offen. Beim Fiat gibt die Kindersicherheit mit nur 46 Prozent hingegen Anlass zur Sorge. Ein Grund dafür ist der ungenügende Schutz des Brust- und Nackenbereiches bei einem Frontalcrash. „Problematisch ist aber auch, dass in der dritten Sitzreihe des Minivans verschiedene Standard-Rückhaltesysteme für Kinder nicht richtig und sicher eingebaut werden konnten“, kritisiert der ÖAMTC-Cheftechniker.
Fußgängersicherheit: Bei einem Zusammenstoß bietet der 5er BMW Fußgängern mit einem Wert von 81 Prozent sehr guten Schutz. „Lediglich A-Säulen und Vorderkante der Motorhaube sind zu hart und können bei einem Aufprall zu schweren Verletzungen führen“, so der Experte. Der Fiat Doblò erreicht in diesem Kriterium 57 Prozent. Seine Probleme liegen ebenfalls bei den A-Säulen. Außerdem können sich Fußgänger bei einem Unfall am unteren Bereich der Windschutzscheibe schwer verletzen und auch die Motorhaube ist generell zu hart.
Fahrerassistenten: In der Ausstattung mit Assistenzsystemen haben beide Fahrzeuge Verbesserungspotenzial. Der BMW ist serienmäßig u. a. mit einem guten automatischen Notbremsassistenten ausgestattet, der auch bei höheren Geschwindigkeiten Kollisionen verhindern kann. Außerdem an Bord: Geschwindigkeitsassistent und Seatbelt-Reminder. Der Fiat ist spartanischer ausgestattet – ein Notbremsassistent fehlt beispielsweise, Seatbelt-Reminder gehören aber zumindest auf den Sitzen der ersten und zweiten Reihe zum Standard.
Fotos: ÖAMTC

NCAP fordert: Schluss mit Crashtest-Versagern

Null Sterne „deluxe“

Wir sind an Sicherheit gewöhnt, aber es gibt sie noch, die Neufahrzeuge mit weit weniger als fünf Sternen im Crashtest – auch bei uns.

NCAP: Das „New Car Assessment Programme“ zieht weltweit die Vorgaben für die Bewertung der aktiven und passiven Sicherheit von Kraftfahrzeugen immer strenger an. So werden in Zukunft autonome Notbremssysteme eine Rolle spielen, das war beim neuen Toyota Prius schon der Fall.
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Foto: Euro NCAP
Foto: Euro NCAP

Außerdem wird es zwei Wertungen geben, sofern solche Bremsassistenten optional angeboten werden – einmal mit, einmal ohne das System.
Es geht für die hinter dem Programm stehende globale NCAP-Organisation mit ihren regonalen Ablegern – zum Berispiel in Europa EuroNCAP – also darum, solche aktiven Sicherheitsfeatures möglichst bald als Standard in allen Personenwagen eingebaut zu sehen.
Heute traut sich keine Automarke mehr mit einem Vier-Sterne-Ergebnis beim NCAP-Sicherheitstest zu prahlen. Alles unter dem Maximalwert ist de facto eine kleine Niederlage. Allerdings sind diese Bewertungen nicht maßgeblich für die Zulassung von Fahrzeugtypen.
Die Vereinten Nationen fordern in einer Resolution, dass ESP, aktive Notbremssysteme und Motorrad-ABS weltweit für Neufahrzeuge verpflichterpflichtend gemacht werden. Aber auch die UNO bestimmt nicht, was Standard ist und was nicht.

„Sicher genug“?

Je nach regionalen rechtlichen Vorgaben dürfen sich Autohersteller in manchen Weltregionen mehr trauen, und ihre Kundschaft braucht dementsprechend mehr Mut.
Dabei geht es um so riesige Automärkte wie Südamerika oder den indischen Subkontinent. Dort sind drei Test-Sterne bereits ein Grund zur Beruhigung. Denn es geht auch viel, viel schlechter!
NCAP legt sich mitunter ganz direkt mit Herstellern an. So fordert man zum Beispiel General Motors auf, das in Lateinamerika verkaufte Basismodell des Chevrolet Aveo vom Markt zu nehmen. Genau wie sein Kollege Chevy Sail erreichte es im Crashtest null Sterne.
Keine Sorge: in dieser Form ist der Aveo bei uns nie in den Handel gekommen, und das aus gutem Grund. Den Nissan Tsuru oder das indische Billigst-Auto Tata Nano kennen wir auch nur vom Hörensagen.
In Sachen Insassenschutz verströmen diese Autos beinahe nostalgischen Charme – so lange man nicht selber drinnen sitzt. Fahrzeuge mit ernüchternden Crashtest-Ergebnissen gibt es jedoch auch bei uns.

Leichtbau

Der ÖAMTC und einige Partner-Clubs haben gängige Leichtfahrzeuge getestet. Dabei wurden ein Frontal- und ein Seitenaufprall mit 50 km/h simuliert.

Foto: Euro NCAP
Foto: Euro NCAP

Die salopp „Mopedautos“ genannten führerscheinfreien Vierradler sind natürlich geschwindigkeitsbeschränkt, aber sie teilen sich die Straßen immerhin mit Lkws und SUV.
Und die Testergebnisse fallen unerfreulich aus.
Das Resultat: Drei Modelle (Microcar M.GO, Bajaj Qute und Aixam Crossover GTR) fallen mit nur einem Stern komplett durch. Der Chatenet CH30 erreicht als „Testsieger“ zwei von fünf Sternen.
Zumindest Airbags, fordert der ÖAMTC, sollten bei Leichtfahrzeugen zur Grundausstattung gehören.

ÖAMTC-Crashtest 2015

ÖAMTC-Crashtest
Sieben Fahrzeuge getestet, zwei erreichen fünf Sterne: Die aktuellen EuroNCAP-Crashtests haben großteils gute Ergebnisse gebracht.

Zum Test traten an: Audi TT, Fiat 500X, Mazda 2, Renault Espace, Suzuki Vitara sowie die baugleichen Renault Traffic und Opel Vivaro. Drei Autos erreichen jeweils vier Sternen, zwei (baugleiche) Fahrzeuge müssen sich mit drei Sternen begnügen. „Erfreulich ist, dass die Kritik, die der ÖAMTC im Rahmen der vergangenen Crashtests immer wieder an der Fußgängersicherheit geäußert hat, offensichtlich beherzigt wurde“, sagt ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang. „Bei fast allen Fahrzeugen im aktuellen Crashtest gibt es in diesem Bereich gute Ergebnisse.“

Vans mit Schwächen

Am wenigsten konnten Renault Traffic und Opel Vivaro beim ÖAMTC-Crashtest überzeugen. Lang dazu: „Der Van, der mit bis zu neun Sitzen ausgestattet werden kann, hat mehrere Problembereiche: Beim simulierten Front-Crash hat sich gezeigt, dass der Beifahrer mit erheblichen Verletzungen im Brust- und Beinbereich rechnen muss. Beim Heckaufprall sind für Passagiere auf den Rücksitzen sogar lebensbedrohliche Verletzungen im Nackenbereich möglich.“

ÖAMTC-Crashtest April 2015: Renault Espace; Foto: ÖAMTC
ÖAMTC-Crashtest April 2015: Renault Espace; Foto: ÖAMTC

Immerhin konnte der Van beim Seitenaufprall-Test überzeugen. Und, wichtig für ein Familienfahrzeug: Kinder sind in diesem Fahrzeug sehr sicher aufgehoben. „Allerdings sind Traffic und Vivaro in Bezug auf die Fußgängersicherheit die mit Abstand schwächsten Fahrzeuge im aktuellen Crashtest“, kritisiert der ÖAMTC-Experte, „die A-Säulen und große Bereiche am Rand der Windschutzscheibe können bei einem Zusammenprall zur tödlichen Gefahr für einen Fußgänger werden.“ Bezüglich der Ausstattung mit Sicherheitsassistenten konnten die beiden baugleichen Vans auch nicht ganz überzeugen: ESP ist vorhanden, Seatbelt-Reminder gibt es nur für den Fahrersitz und ein Speed-Limiter ist nur für die Passagier-Variante, nicht aber für die Transporter-Variante serienmäßig an Bord.

Es geht auch anders

Zwei Fünf-Sterne-Fahrzeuge: Renault Espace und Suzuki Vitara leisten sich in keinem Bereich gravierende Schwächen. „Der Espace hat aber noch Verbesserungspotential beim Pfahl-Test und beim Heckaufprall, wo Passagiere auf den Rücksitzen ein höheres Verletzungsrisiko haben“, so Lang, „die Fußgängersicherheit ist bei beiden Fahrzeugen gut, könnte aber noch besser sein, wie Audi TT und Mazda 2 beweisen.“

ÖAMTC-Crashtest April 2015: Audi TT; Foto: ÖAMTC
ÖAMTC-Crashtest April 2015: Audi TT; Foto: ÖAMTC

Beide überzeugen mit hervorragender Fußgängersicherheit, schaffen in der Gesamtwertung aber dennoch nur vier Sterne. „Beim Mazda 2 liegt das vorwiegend an den fehlenden Sicherheitsassistenten. Das ist auch das Problem des Audi TT, bei dem noch Schwächen in der Kindersicherheit dazu kommen“, erklärt der ÖAMTC-Cheftechniker, „zusätzlich treten beim Heckaufprall für Passagiere auf den Rücksitzen bei beiden Autos sehr hohe Nackenbelastungen auf.“ Auch der Fiat 500 bekommt nur vier Sterne aufgrund der fehlenden Sicherheitsassistenten. Erwachsenen- und Kindersicherheit sind auch hier auf sehr hohem Niveau.
ÖAMTC
Fotos: ÖAMTC/Euro NCAP