Kommen Sie mit in eine unbekannte Welt: Pick-ups können Lifestyle und Nutzfahrzeug in einem sein, wie die Oberklassen-Pritsche Ram 1500 in unserem Test beweist.
Hierzulande herrscht in der Nische der Pick-ups eine Zweiklassengesellschaft: Da sind auf der einen Seite die für europäische Straßen herunterdimensionierten Pritschen á la Mitsubishi L200, Nissan Navara (auch Mercedes X-Klasse) oder der gut gelungene Amarok von VW. Doch echte Kerle und Mädls lächeln müde, wenn ihnen so einer unterkommt – für sie gibt’s nur die echten volldimensionierten Pick-ups, und die kommen aus dem Land der unbegrenzten Straßen. Drei zur Wahl Will man einen US-Pick-up in Österreich kaufen, hat man’s gar nicht so leicht. Schätzt man Garantie und Serviceleistungen, bleibt nur eine Handvoll an Händlern dieser Exoten wie American Motors in Graz übrig. Die Auswahl bleibt auch dann übersichtlich, die Top-3 sind rasch aufgezählt: der Ford F-150 (das meistverkaufte Auto der USA – praktisch, aber konservativ), der Chevrolet Silverado (Leistung und Nutzen ähnlich dem F-150 – Geschmackssache) und der Ram 1500 (edel oder protzig – kann man so oder so sehen). Letzteren fassten wir zu einer Pro-befahrt aus, vollausgestattet zum Preis von rund 75.000 Euro. Sag‘ niemals Dodge zu ihm Ram (dt.: Widder) gehört zu Fiat-Chrysler und ist vor gut zehn Jahren von Dodge als eigenständige Truck-Marke lanciert worden. Der 1500er ist der Goldesel der Marke und auch bei uns zusehends ein Begriff. Im Vorjahr neu aufgelegt, ist der typische vierteilige Kühlergrill von Dodge verschwunden und durch eine Ram-Lippe ersetzt worden. Untendrunter werkt ein überraschend ruhiger Hemi-V8 mit 400 PS. Verantwortlich für die Laufruhe ist die Zylinderabschaltung, bei der im Teillastbereich lediglich vier von acht arbeiten. Umzubringen ist dieser Motor bei regelmäßiger Wartung nicht, außerdem ist er ein Arbeitstier: Die Nutzlast des Ram 1500 beträgt über 1.000 Kilogramm, dreieinhalb Tonnen können angehängt werden. Luxusproblem Ein- und Aussteigen wird einem leicht gemacht, auf beiden Seiten fahren dafür seitlich Trittbretter aus dem Unterboden. Mit dem Schlüssel lässt sich per Knopf-druck außerdem die Luftfederung nach unten (oder auch nach oben) stellen und – will man vor seinen Freunden angeben – sogar der Motor starten. Damit man nicht zum Ram(m)-Bock wird, heißt es aufpassen: Der Ram 1500 fährt sich herrlich gut, zumindest solange die Straße schön breit ist und keiner entgegenkommt. Seine Größe ist Problem und Luxus zugleich: Mit der kurzen Kabine und der langen Pritsche ist er 5,8 Meter lang, 2 Meter breit und hoch, der Laderaum hinten beträgt zwei Meter. Dieser kann verschieden ausgestaltet werden, ist wetterfest und abschließbar. Das Fahren erfordert vom Fahrer gute Rundumsicht und ein Gefühl für die Dimensionen des Autos. Alleine gelassen wird man nicht: Die Außenspiegel sind doppelt so groß wie bei normalen Pkw. In der Grundausstattung sind Parksensoren und eine Rückfahrkamera enthalten, bei unserem Laramie ist der Totwinkel- und Querverkehrswarner eingebaut und eine 360-Grad-Kamera; Einparkhilfe und Spurassistent gibt’s auch. Zu Gast bei Trump Der Innenraum bietet in etwa so viel wie das Wohnzimmer des US-Präsidenten. Aus den elektrisch verstellbaren ledergepolsterten Sesseln lassen sich die automatische „Klima“, die Sitzheizung/-kühlung, das 8,4-Zoll-Multimediasystem oder die Soundanlage mit zehn Lautsprechern einstellen. Der Ram bietet nicht nur moderne Medien-Anschlüsse wie USB, Bluetooth, sondern auch einen klassischen CD-Player. Raffiniert sind die vielen Abstell- und Verstaumöglichkeiten im Pick-up für Flaschen, Zeitungen und Mobiltelefone, die wie alles im Auto groß sind, aber so geformt damit nichts herumkugelt. Mehr als hundert Sicherheits- und Assistenzeinrichtungen sind im Ram 1500 verbaut, das Image rückständiger US-Autos kann man an diesem Beispiel ersichtlich in die Tonne klopfen. Interessant ist der Ram für Firmen, weil er a) nützlicher sein kann als ein Anhänger oder Transporter, b) komfortabel ist auf jedem Untergrund, c) als auffälliger Werbeträger taugt und d) vorsteuerabzugsberechtigt ist und daher preislich interessanter als für Private, die auch beim Verbrauch (rund 15 Liter) nochmals ordentlich schlucken. TECHNISCHE DATEN Ram 1500 Laramie
Bei uns nur im „Grauimport“, aber mancher sind weniger grau als andere: Die Marke Dodge ist auch in Österreich präsent.
Ram, Durango, Challenger, Viper: Das Wiedersehen überrascht positiv, auch beim Blick ins Interieur, der früher mitunter ein Kopfschütteln auslöste. Eigenheiten im Look & Feel sind durchaus erwünscht, denn man will ja etwas anderes fahren als die anderen. Komplett zulassungsfertig bekommt man beim Dodge-Händler Anton Peicher im steirischen Werndorf seinen herrlich „unkorrekten“ V8. Oder auch V10!
Selbsterklärend: Viper & Challenger
Jetzt heißt sie wieder „Dodge“, aber die Viper ist die Viper! Mit Fahrhilfen abgesichert, mit mehr Gadgets denn je im eng taillierten Cockpit, und zum Glück unverändert stimm- und auch sonst gewaltig. (Frühmorgens im Wohngebiet bitte sich nur mit Standgas zu bewegen.) „Feine Klinge“? – Nein! 650 PS und ein Drehmoment jenseits der 800 Newtonmeter aus 8,4 Litern Hubraum freuen den Neandertaler in uns.
Das Sechsgang-Getriebe macht jeden Gangwechsel bedeutungsschwer. Bergwertung statt Quartermile: Diese Viper „geht“ und „liegt“ (und bremst) besser als je zuvor. Das stimmt auch für den Dodge Challenger SRT. Eine „Challenge“ war früher seine lieblose Ausführung, da hat sich viel geändert: Optisch abgespeckt, mit feschem und brauchbarem Interieur. Mit knapp 1,9 Tonnen Eigengewicht und 477 PS ein Schwergewichtsathlet mit flinker Fußarbeit: Er lenkt ein, wie man es gern hat. Hält die Spur, wie er soll. Bremst wie erhofft, auch beim x-ten Versuch. Die sechsstufige Automatik (es gibt auch ein Schaltgetriebe) arbeitet flink und kongenial mit dem 6,4l-Hemi-V8 zusammen. Quasi familientauglich ist das Platzangebot: Die Grundfläche, die es außen einnimmt, stellt das Fünf-Meter-Coupé innen generös zur Verfügung. Und falls Sie wirklich viel Platz brauchen…
Sitzungszimmer & Ladehof
Was andere gern wären, ist der Durango, nämlich ein echter Siebensitzer. In der aufklappbaren dritten Reihe können tatsächlich auch Erwachsene ohne Spätfolgen mitreisen. Er fährt sich am bravsten, mit defensivem Untersteuern und deutlichem Andeuten der fahrwerklichen Grenzen. Hier wird gereist, umgeben von Getränkehaltern, 12-Volt-Steckdosen, Infotainment und Konnektivität. Zur Wahl stehen ein 3,6l-V6 mit 295 PS und Fünfgang-Automat oder der 360 PS starke V8 mit neuer Sechsstufen-Automatik und auch 4×4 statt Heckantrieb.
Die Chrysler-Pickups von heißen Ram, und schon der „kleine“ 1500 beherbergt als Viertürer fünf (auch stärkere) Personen ohne Gedränge. Beherbergen kann er auch, je nach Modell, 900 Kilo oder mehr Nutzlast auf der Ladefläche; er zieht bis zu 3,5 Tonnen. Der 5,8 Meter lange Ram 1500 ist, gemessen an seiner Größe, sogar handlich und bewegt sich in der 4×4-Variante trittsicher. Die ÖAMTC-eigene Schleuderplatte kostete ihm nur ein chromglitzerndes Lächeln. Es gibt eine zweitürige Version ebenso wie eine „Crew Cab“. Neben dem V6 und 401-PS-V8 mit Achtgang-Automatik, auch in LPG-Versionen, kommt demnächst ein Dreiliter-Turbodiesel. Mehr zum Angebot von US-Cars Peicher finden Sie unter www.uscar4you.at Johannes Gauglica Fotos: Ulrike Rauch