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Doppel-Test: Volvo S90 & V90

Geschmackssache

Selbstzünder oder Benziner – das ist vor allem bei eher gewichtigeren, langstreckentauglichen Autos derzeit noch die Frage.

Rein politisch hat der Diesel bereits seine Kündigung auf dem Tisch liegen. Auch Volvo will die Weiterentwicklung des Selbstzünders einstellen. Wann, und ob überhaupt, dies der Fall sein wird, zeigt sich in den nächsten Monaten. Oder spätestens dann, wenn auch Autos mit Ottomotor zu einer realitätsnahen Verbrauchs- und Abgasmessung herangezogen werden.
Wir trotzen dem Lauf der Geschichte und sehen uns anhand der größten Volvo-Limousine an, wer derzeit die besseren Karten hat. Noch hat der Konsument ja die Qual der Wahl. Zum Vergleich standen der Viertürer S90 D4 mit dem 190-PS-Dieselmotor und der Kombi V90 T6 mit 320 PS starkem Benzinaggregat samt Allradantrieb.
Es gibt Gemeinsamkeiten: Beide sind Zweiliter-Vierzylinder, verfügen über 400 Newtonmeter Drehmoment und schalten via Achtstufen-Automatik.

Autobahn-Alternative

Die 90er-Reihe ist das Aushängeschild der Marke; sie punktet mit eigenständigem, unauffälligem Aussehen und jeder Menge Technik. Wer Fünfer, S-Klasse oder Ringe scheut, der ist beim S90 richtig. Es ist die Minimalisierung des Maximalen, die das Auftreten des mächtigen Schweden so eindrucksvoll macht.
Auch der Innenraum muss sich nicht vor der großteils deutschen Konkurrenz verstecken. Edle Materialien zieren das Cockpit. Sämtliche Schalter und Knöpfe wurden entfernt. Die Bedienung erfolgt nur noch über das 12,3 Zoll große Touchscreen-Display. Was aber auch manchmal etwas nervig sein kann. Vor allem, wenn man sich nicht gerade vor dem Fahren die Hände desinfiziert hat und Fingerabdrücke hinterlässt.

Foto: Robert May
Volvo S90 – Foto: Robert May

Zudem muss man auch für kleine Einstellungen, wie zum Beispiel der Temperatur immer durch das Menü zappen, was ja doch vom Verkehrsgeschehen ablenkt. Einen sehr positiven Eindruck hinterließen die bequemen Sitze, die neben viel Seitenhalt auch auf längeren Strecken perfekt „sitzen“.
Dank adaptivem Tempomat und teilautonomem Fahrassistenten, der bis 130 km/h die Spur hält und auch selbstständig mitbremst, ist vor allem die Autobahn das Metier des V90. Zudem sorgen die gute Geräuschdämmung und das hervorragende Soundsystem für entspannte Fahrten zum nächsten Termin.

Volvo S90 - Foto: Robert May
Volvo S90 – Foto: Robert May
Platz-Hirsch

Wer in einem V90 über zu wenig Raumangebot klagt, dem kann man nur den Gang zu Boeing oder Airbus empfehlen. Denn auch in der oft Lendenwirbel-beanspruchenden zweiten Reihe herrscht großzügige Bein- und Kopffreiheit.
„Einladend“ gestaltet sich auch der Kofferraum, mit 560 bis 1.526 Litern Gepäckvolumen. Nichts zu bekritteln gibt es an der satten Straßenlage; auch bei Provokationen bleibt er spurtreu und berechenbar.
Der Unterbau federt – vor allem mit dem Luftfahrwerk – sämtliche Unebenheiten aus dem Asphalt.

Diesel gegen Otto

Der Dieselmotor passt gut zum schweren Oberklasse-Kombi, da er schon bei 1.750 Kurbelwellendrehungen sein maximales Drehmoment abgibt, was wiederum der Schaltfaulheit und dem Verbrauch zu Gute kommt.

Volvo V90 - Foto: Robert May
Volvo V90 – Foto: Robert May

Ein Wettkampf-Sprinter ist er allerdings nicht, vor allem bergauf bei rutschigem Untergrund kämpft die angetriebene Vorderachse gegen Schlupf. Ganz anders verhält sich hier der Benziner. Der hochtourige Motor liebt Zwischensprints – vor allem auf der Autobahn – und zieht dabei ebenso kräftig durch.
Dank Allradantrieb sind durchdrehende Räder nur beim schnellen Anfahren auf Schotter möglich. Und auch er zeigt sich äußerst laufruhig, jedoch durstig. Statt der von Volvo angegebenen 7,5 Liter auf 100 Kilometer fließen bei flotterer Gangart gerne auch bis zu 13 Liter in die Brennräume. Der Diesel gab sich mit rund sieben Litern zufrieden, bei ähnlichen Fahrwerten.
Unterm Strich sind beide Motorisierungen (wenn man die fälligen Steuern einbezieht) circa gleich teuer im Unterhalt. Die Entscheidung zwischen D4 und T6 ist also eine Sache des persönlichen Geschmacks.
Volvo S90 - Foto: Robert May
Volvo S90 – Foto: Robert May

Volvo V90 – Foto: Robert May

Technische Daten

Volvo S90 D4 Geartronic Momentum
Motor: Vierzylinder-Diesel, Direkteinspritzung, Turbo
Hubraum: 1.969 ccm
Leistung: 140 kW/190 PS bei 4.250 U/Min.
Drehmoment: 400 Nm bei 1.750-2.500 U/Min.
Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h
0-100 km/h: 8,5 Sekunden
Verbrauch (Werk): 4,4 l auf 100 km
Testverbrauch (Durchschnitt): 7,2 l auf 100 km
CO2: 119 g/km
Getriebe: Achtgang-Automatik
Reifen: 245/45 R18
Kraftübertragung: Vorderrad
Fahrwerk: vorne McPherson; hinten Mehrlenker
Bremsen: Scheiben, vorne innenbelüftet; ABS, ESP
Leergewicht: 1.832 kg
Tankinhalt: 55 l
Preis: 42.198,- Euro
Preis des Testwagens: 75.272,- Euro
Volvo V90 T6 AWD Geartronic Inscription
Motor: Reihen-Vierzylinder, Direkteinspritzung, Turbo & Kompressor
Hubraum: 1.969 ccm
Leistung: 235 kW/ 320 PS bei 5.700 U/Min.
Drehmoment: 400 Nm bei 2.200-5.400 U/Min.
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
0-100 km/h: 6,1 Sekunden
Verbrauch (Werk): 7,4 l auf 100 km
Testverbrauch (Durchschnitt): 9,6 l auf 100 km
CO2: 169 g/km
Getriebe: Achtgang-Automatik
Reifen: 245/45 R18
Kraftübertragung: Allrad
Fahrwerk: vorne McPherson-Aufhängung; hinten Mehrlenker
Bremsen: Scheibenbremsen, vorne innenbelüftet; ABS, ESP
Leergewicht: 1.922 kg
Tankinhalt: 55 l
Preis: 54.549 Euro
Preis des Testwagens: 98.204 Euro

VW erweitert Allrad-Angebot für Nutzfahrzeuge

Traktions-Trilogie

Noch geländegängiger: Volkswagen erweitert das Offert der Allrad-Optionen für leichte Nutzfahrzeuge.

Kompetenz in Bezug auf Laden und Transportieren ist grundsätzlich eine Basisingredienz in der Nutzfahrzeugklasse. VW will dabei die Nase noch weiter vorne haben, indem verstärkt das Thema Allradantrieb in den Focus gestellt wird, vor allem im Segment der leichten Nützlinge bis 3,5 beziehungsweise fünf Tonnen. Hier liefern die Wolfsburger – vielmehr die Hannoveraner, wo sich der Hauptsitz von Volkswagen Nutzfahrzeuge befindet – wenn bestellt, 4×4-Modelle ab Werk. Das ist – noch – nicht bei allen Herstellern Usus. Und das ist mit ein Grund, weshalb VW das Offert an Allrad-Versionen forciert erweitert. Aktuell betrifft das den Caddy, den Transporter –  den T6 – und den Amarok.

Foto: Volkswagen Nutzfahrzeuge

Der kompakte Transporter kann sowohl in der Kastenwagen- als auch in der Pkw-Version mit dem „4Motion“ genannten Allradsystem ausgerüstet werden. Es handelt sich dabei um die fünfte Generation der elektronisch gesteuerten hydraulischen Lamellenkupplung, die Antriebskräfte im Bedarfsfall automatisch auf beide Achsen verteilt. Damit ist der Caddy fit für eisige, schneebedeckte, und schlammige Pfade, wenn nicht allzu hohe Anforderungen an die Bodenfreiheit gestellt werden. Das gilt für alle Versionen, ebenso für die neue Jubiläumsausgabe, die „Edition 35“ (so lange gibt es den kompakten Transporter bereits).
Foto: Volkswagen Nutzfahrzeuge

Im Falle des T6 geht VW auf Wunsch einen Abwegetauglichkeits-Schritt weiter: eine mechanische Differenzialsperre plus Bergan- sowie Bergabfahrassistent sind orderbar. So ausgestattet trabten der kleine und der mittelgroße Transporter – der T6 in der neuen, für Globetrotter gedachte PanAmericana-Variante – nahe Frankfurt über weit verzweigte und gehörig aufgeweichte Waldpfade. Die stellen, möglicherweise im trockenen Zustand, kaum eine Herausforderung an welche Antriebsart auch immer dar. Verschlammt, wie sie nach der Schneeschmelze und unter Einwirkung von reichlich Frühlingsregen sind, verwandelten sie sich jedoch in glitschige Pisten. Mit denen weder der Caddy noch der T6 4Motion Mühe in Punkto Traktion und Spurtreue hatten.
Foto: Volkswagen Nutzfahrzeuge
Foto: Volkswagen Nutzfahrzeuge

Ein grundsätzlich ernsthaftes Kaliber, was die Offroad-Tauglichkeit betrifft ist der Amarok. Dem hat VW ja unlängst einen würdigen Antrieb in Gestalt eines Dreiliter-V6-Diesels (mit 163, 204 oder 224 PS) spendiert. Derzeit ist dieses Aggregat mit einer Achtgang-Automatik kombiniert. Für den deutschen Pick Up gibt es zwei 4×4-System-Optionen: entweder die 4Motion-Version in Kombination mit elektronischem Sperrdifferenzial, oder einen zuschaltbaren Allradantrieb mit Verteilergetriebe und Klauenkupplung. Dem kann, demnächst, eine nochmals erweiterte Offroadtauglichkeit verpasst werden: Nachgereicht wird noch ein Handschalter, der zusätzlich mit einer Geländeuntersetzung bestückt ist. Vorerst jedoch bewies der Amarok, dass er in der Top-Leistungsstufe mit Automatikgetriebe und zuschaltbarem Allrad auch vor tückischen Schlamm-Passagen nicht zurückschreckt. Die derzeitige nützliche Traktions-Trilogie wird ab kommendem Herbst um einen vierten Teil erweitert: Der Crafter ist dann ebenfalls in Allrad-Versionen verfügbar.

VW: Der „Bulli“ feiert 65er-Jubiläum

Nordkap oder Mongolei

VW feiert den runden, den 65. Geburtstag seines Nützlings-Stars in allen Varianten mit einer Neuauflage des T5 – der heißt folgerichtig T6.

Die einen kreieren automobilen Kult mit atemberaubendem Design und mächtiger Leistung, die anderen bringen es zuwege, mit einem pragmatischen Nutzfahrzeugs eine Legende zu erschaffen. Siehe Volkswagen mit dem VW-Bus. Zahllos sind die Geschichten der Leistungsfähigkeit und der Abenteuer, die sich um den Transporter vom Erstling, dem T1, weg ranken, seien diese privater oder gewerblichen Natur. Ein Nimbus, den sich der deutsche Mehrzweck-Nützling erhalten hat, trotz oder wegen technischer Anpassungen, etwa dem Wechsel von Heck- auf Frontantrieb (mit dem Wechsel vom T3 auf den T4).

Foto: Volkswagen
Foto: Volkswagen

2015 ist für den VW-Bus oder auch den „Bulli“ ein besonderes Jahr: Er feiert seinen 65. Geburtstag, und VW erneuerte, vielmehr aktualisierte ihn und führt ihn nun als T6. Ob fünf oder sechs, das änderte nichts an seinen Dimensionen. Er ist zum Beispiel immer noch für Innenstadtgassen und Autobahnbaustellen-Überholspur taugliche maximal 1,90 Meter und ein Winziges breit. Auch wurde an seinem Design außen wie innen korrigierend und modernisierend eingegriffen. Die Pkw-Versionen mit fein gesetzten Details – nebst Dekorelementen auch mit neu gepolsterten Sitzen -, die Nützlings-Varianten mit erhöhter optischer und materialseitiger Robustheit.VW T6 Caravelle
Die technische Neuinterpretation ist vor allem im Hinblick auf Verbrauch und Emissionen wesentlich tiefgreifender. Die Motorenpalette besteht durchwegs aus fein bearbeiteten Zweiliter-Vierzylindern mit dem Hauptaugenmerk auf den Dieseln. Doch auch wenn die Nachfrage bezüglich Benzinern in Österreich im einprozentigen Bereich liegt gibt es sie noch, und zwar zwei Direkteinspritzer mit 150 respektive 210 PS. Mit den Dieseln wird eine Leistungsbandbreite von 84 über 102 und 150 bis 204 PS abgedeckt, 2016 wird um eine 116 PS-Leistungsstufe ergänzt. Alle Aggregate sind laut VW weniger auf Topleistung als auf Langlebigkeit ausgelegt. Das kann man je nach Motorisierung und Ausstattung mit manuellen Fünf- oder Sechsgang beziehungsweise Siebenstufen-Doppelkupplungsgetriebe austesten. Allrad wird weiterhin angeboten, allerdings derzeit ausschließlich in Kombination mit dem stärksten (Biturbo-)Diesel (mit 204 PS). Überarbeitet beziehungsweise neu justiert wurden Fahrwerk, Lenkung und Bremsen.VW T6 Calfornia Beach Ocean Coast
In der zweifarbig lackierten Jubiläums-(Pkw-)Version und mit Top-Ausstattung und 4×4-Antrieb absolvierte der T6 rund um Stockholm auf Autobahnen, Landstraßen, auf Feld- und Waldwegen seine ersten Probier-Kilometer. Eine kurze Kostprobe, die dennoch lange genug war, um zu diskutieren, ob man zuerst in Richtung Nordkap abbiegen sollte oder gleich Ulan Baator in der Mongolei ins Navigationssystem eintippen sollte. Oder sich gleich eine der neuen California-Versionen, die es ab sofort in den Varianten „Beach“, „Ocean“ und „Coast“ gibt, aussuchen.
Foto: Volkswagen
Foto: Volkswagen

Wo und in welcher Version – Multivan, Kombi, Caravelle, Transporter – auch auch immer man den T6 auch hinführt: Man kann von aufgestockter Elektronik begleitet werden. Eine Multikollisionsbremse ist nun serienmäßig an Bord. Zu haben ist nebst anderem ein adaptiver Abstandsregeltempomat, ein Einpark- und ein Anhänger-Asstistent. Nachgereicht wird eine elektrisch zu betätigende Heckklappe. Nebst Infotainmentsystem und Navigation kann ein mobiler Internet-Anschluss via bordeigenem W-LAN den T6 zum voll vernetzten Outdoor-Wohnzimmer (oder auch –Büro) vervollständigen.
Die Preise: Multivan ab 35.990 Euro, Kombi ab 31.490 Euro, Caravelle ab 38.347 Euro, Transporter ab 23.940, California ab 46.990 Euro (Beach).
Fotos: Volkswagen